Brann 02 - Blaue Magie
Bestimmt wissen die Götter ganz genau, wie mir zumute ist. Irgendwie werd' ich's dem Gott heimzahlen, Dan. Gegenwärtig weiß ich noch nicht wie, und wüßte ich's, ich würde es dir nicht verraten. Willst du noch mehr reden?«
Maksim ruhte ausgestreckt in seinem Kippstuhl, beobachtete das Geschehen im magischen Spiegel, belauschte das Gespräch. Das Haar hing ihm lose um die Schultern, den ärmellosen Arbeitskittel hatte er sich achtlos übergestreift, ein Zipfel des Kleidungsstücks trennte BinYAHtii von seiner Haut. Die Beine hatte er an den Fußknöcheln übereinandergeschlagen, die Finger auf dem Bauch locker ineinander geklammert. Der Stuhl stand längs neben dem Tisch, so daß er den Spiegel jederzeit verstellen konnte. Während der vergangenen paar Tage hatte er zwischen den vielen Beratungssitzungen kaum Zeit gefunden, um sich auf dem laufenden zu halten, was die Ereignisse in den Bergen und im Forkker Tal betraf, und eine Weile lang gab der Mann, der mit Brann und den Wandelwesen ritt, ihm Rätsel auf. Der Spiegel folgte ihm, als wäre er Ahzurdan, doch war er es nicht; er war mindestens eine Spanne größer, in den Schultern breiter, auch besaß er ein anderes Gesicht, obwohl man darin Ähnlichkeiten mit Ahzurdan entdeckte, als wäre er ein Halbbruder. Mehrmals hatte Maksim den Spiegel schon auf sein Gesicht gerichtet, es jedoch nie scharf erkennen können, es wurde undeutlich, verschwommen, je näher er es heranholte, um so weniger ließ es sich unterscheiden. Allerdings vermochte er von dem, was der Mann redete, das meiste zu hören. Diese Undeutlichkeit des Bilds hatte er bei Daniel Akamarino erlebt, als er in Silagamatys zu Brann und Ahzurdan stieß. Zu dem Zeitpunkt, als sie das Forkker Tal erreichten, hatte Maksim eine annähernde Vorstellung davon, was der Angekettete Gott gemacht hatte, doch er mochte die Schlußfolgerungen, zu denen seine Überlegungen ihn führten, noch nicht so recht einsehen, sie kamen ihm allzu unwahrscheinlich vor, und ihm fiel schlichtweg kein sinnvoller Grund für eine derartige Maßnahme ein; aber als er hörte, wie dieser Blaue Danny, dieser Zwitter, vom Tod der zwei anderen Männer redete, blieb ihm keine Wahl, er mußte es glauben. Weshalb war das getan worden? Was bedeutete es? Er grübelte über diese Fragen, während er zuschaute, wie der Blaue Danny aufstand, ums Lagerfeuer stapfte, sich auf Branns Decken zu ihr gesellte. Daniel hatte die seltsame, sehr wirksame Waffe dabei, die er aus seiner Wirklichkeit mitgebracht hatte. Ich muß sie ihm irgendwie wegnehmen, sann Maksim, bevor sie hier eintreffen. Er beobachtete das umständliche Getue, wie es sich ergab, wenn man Zärtlichkeiten mit dem Ausziehen von Kleidung verband, gelangte zu der Einsicht, daß Hosen ein Unfug waren, den während des Großteils seines Lebens vermieden zu haben er sich nun um so mehr freute. Die Weste flog beiseite. Darin ist sie, in einer der Taschen. Er beugte sich vor, versuchte den Spiegel auf die Weste zu richten, aber die Unscharfe war noch stärker als bei dem Mann. Sie sind nah, mag sein, ich kann ... Er griff geistig nach der Weste, versuchte sie herzuversetzen. Aber er bekam sie nicht zu fassen. Er stieß ein zorniges Fauchen aus, verlieh dem Spiegel wieder die vorherige Einstellung. Morgen früh werden sie in der Ebene sein, dachte er, was soll ich dann unternehmen? Am besten überlasse ich alles T'Thelo und seinem Einfallsreichtum. Ha! Sieh an, oho, Blauaugen-Dan, du bist doch nicht ganz so tot, ich kenne deine kleinen Schrullen, o ja, ich erkenne sie ...
»Dan, ich bin auch noch da.« Als er auf ihre Ermahnung nicht achtete, schob Brann seine Hände von ihren Brüsten und rückte von ihm ab.
Er packte eins ihrer Handgelenke, drückte es neben ihrer Schulter auf den Untergrund, gab ihr einen leichten Schlag ins Gesicht, um ihr zu zeigen, wer hier zu bestimmen hatte. Er grinste, als sie sich entspannte, lachte voller Triumph auf, als sie ihm mit der freien Hand übers Gesicht streichelte. Das war das letzte, was er von ihr sah oder fühlte.
Sein Kopf war klatschnaß, als er erwachte, spitze Steine und Zweige stachen ihn in weiche Körperteile, über ihn lag eine feuchte Decke gebreitet. Brann warf den geleerten Wasserschlauch neben ihn, entfernte sich; sie war angekleidet, hatte das Haar gekämmt und sah wütend, aber gefaßt aus. Sie setzte sich auf die Decke, die sie auf der anderen Seite der Feuerstelle ausgelegt hatte, sah zu, wie er die Nebel aus seinem Kopf
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