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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Aus einer anderen Wirklichkeit? Warum? Welcher Wirklichkeit?
    Er unterbrach das Hin- und Herstapfen, starrte einige Augenblicke lang vor sich hin, bewirkte dann ein Erblinden des Spiegels; noch mehr Langweiliges zu sehen, verspürte er kein Bedürfnis, zudem brauchte er für die Arbeit der nächsten Stunden seine gesamten Kräfte und die größtmögliche geistige Klarheit. Er wandte sich Todichi Yahzi zu. »Todich, alter Freund, am besten machst du dich wieder an die Beaufsichtigung des Rats. Hmm. Erstatte mir morgen, nach dem Losen, über die Tätigkeit des Rats Bericht, ich möchte deine Meinung darüber hören, wie gut er sich zurechtfindet, was die Nachteile dieser Einrichtung sind, und Vorschläge, wie sie sich verbessern ließe. Ermüde nicht in deiner Wachsamkeit, Todich, die kommenden Wochen sind von entscheidender Bedeutung; wenn es gelingt, den Rat richtig arbeitsfähig zu machen, kann ich daraus etwas schaffen, was Bestand haben wird, ganz gleich, was für Schweinereien die Parastes treiben ...« Er atmete tief ein und entließ den Atem mit einem heftigen Luftschwall. »Alles klar, Todich? Also dann!«
    Nachdem er die Wächter der versiegelten, viereckigen Kammer, die seinen Arbeitsraum abgab, in Bereitschaft versetzt hatte (die Räumlichkeit war versiegelt gegen Magie, nicht etwa gegen Luft — wie alle anderen Menschen mußten auch Zauberer atmen), löste Maksim die Bremsen von den Rädern seines Kippstuhls und rollte ihn in die Mitte des größten Pentakeis. Sobald er ihn in die erforderliche Richtung gedreht hatte, befestigte er die Bremsen wieder, stand eine Weile nur da und rieb sich die Brust, während er ausdruckslos ins Nichts blickte. Er stieß ein Brummen aus, verzog das Gesicht, dann trat er zu einem Wandschrank, füllte ein Likörglas mit dickflüssigem, bitterem Sirup, trank ihn widerwillig, spülte den Nachgeschmack mit einem Schluck Branntwein weg. Für die Dauer einiger Atemzüge lehnte er den Kopf an die Tür des Wandschranks, die Hände um die Seiten des darunter angebrachten Regals geklammert, die starken, massigen Arme steif gestreckt, denn sie stützten zum Großteil das Gewicht seines Oberkörpers, gelegentlich zitternd. Zu guter Letzt seufzte Maksim und kehrte der Wand den Rücken zu. Es blieb keine Zeit. Keine Zeit. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, fühlte den Zipfel seines Zopfs die Finger kitzeln. Er zog die Haarnadel aus dem Knoten, schüttelte den Kopf, schaute an sich hinab, lächelte. In diesem Aufzug konnte er sich dem Besucher, den er erwartete, nicht zeigen.
    Er streifte den Überrock ab, warf ihn auf den Kippstuhl, schlurfte über den kalten Steinboden zu dem Schrank, in dem er die saubere Kleidung aufbewahrte. Er zog sich ein schlichtes weißes Leinengewand über den Kopf, strich es glatt, zauberte mit einem Fingerschnippen die Knicke aus den langen Falten. Das Kleidungsstück hatte weder Knöpfe noch sonstige Verschlüsse, der weite, flache Kragen lag weich um Maksims Hals, der Ausschnitt bildete ein schmales V, das Teile der schweren, goldenen Kette und ihres Anhängers, des BinYAHtii-Talismans, sehen ließ. Erneut fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht, beseitigte die Anzeichen seiner Ermüdung und ein paar unordentliche, widerspenstige Barthaare an den Backen, glättete seine Haare, zog dann den schwarzen Überwurf wieder an und suchte seinen Stab aus Eberesche heraus; den Stab hatte er vor fast einem Jahrhundert angefertigt, als seine Lehrzeit gerade seit zwei Jahren vorüber gewesen war; er bestand aus uraltem, vom häufigen Gebrauch blankem Holz, hatte eine Einlegearbeit aus Silberdraht, die geheime, ausschließlich Maskim bekannte und verständliche Zeichen darstellte. Er legte den Stab über die Armlehnen des Kippstuhls, holte aus einer Ecke einen Besen. Rund um das große Pentakel befanden sich in unregelmäßigen Abständen vier kleinere Pentakel, mit dünnem Silberdraht in den Stein gezogen; Maksim betrat das dem Stuhl zugewandte Pentakel, säuberte es sehr gründlich und brachte es, nachdem er ein letztes Mal mit dem Besen über es hinweggefahren war, mit dem Ende des Ebereschen-Stabs zum Leuchten. Er kehrte auch das große Pentakel, bis er mit dessen Zustand zufrieden war, lehnte den Besen zurück in die Ecke, überquerte erneut die Kennzeichnungen aus Silberdraht, stellte sich neben den Kippstuhl. Ein übertrieben schwerer Seufzer hob und senkte seine breite Brust, dann nahm er mittels des Stabs das große Pentakel gleichfalls in Betrieb und

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