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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Schwarmgeschöpfe.«
    »Gut. Ohne daß der Ober-Smiglar etwas merkt. Ruhe dich 'n wenig aus, Liebchen. Morgen früh gehen wir ans Werk.«
     
    6 Eine Woche später; in der Mitte des Morgens, kurz bevor auf dem Markt der stärkste Betrieb herrschte.
    Eine riesige gescheckte Dogge verhielt plötzlich im Schritt, fing laut zu jaulen an, schüttelte den Kopf. Schaum sprühte aus dem Maul des Tiers über ein Dienstmädchen neben einer älteren Frau, die so angelegentlich um den Preis einer Handvoll Knollen feilschte, daß sie vom Geschehen ringsum gar nichts bemerkte. Das Mädchen schrie auf und schrak zurück.
    Zwischen zwei Marktbuden kam ein hageres altes Weib zum Vorschein. Sie schwang einen schweren Stab, schlug dem Tier so wuchtig in die Flanke, daß Staub aus dem Fell aufwirbelte. Der Hund jaulte erneut, dann kläffte er, als ihn ein zweiter Hieb mit dem Stab traf. Mit dem muskelbepackten Vorderkörper sprang er von Seite zu Seite, versuchte eine Gelegenheit zu finden, die Frau anzugreifen. Reichlich troff ihm Seiber aus dem Rachen.
    Die Leute rundum flüchteten hastig beiseite. Das Mädchen hatte sich hinter die Alte geflohen, im Rücken eine kurze Sackgasse zwischen zwei Reihen von Buden, die kaum ein Entweichen erlaubte. Die Begleiterin des Mädchens blickte sich um, stieß ein Aufkreischen aus und lief fort. Der Schauplatz des Vorfalls leerte sich rasch, bis nur die drei Hauptbeteiligten noch da waren, die Alte, das Mädchen und der Hund.
    Die Dogge winselte, wich vor dem Sausen des Stabs zurück. Einen Augenblick lang stand sie da, zitterte wie in Krämpfen, dann rannte sie mit Wiff-zvaff-iviff-waff-Gekläff davon, verschwand im unübersichtlichen Irrgarten des Markts, ihr Kläffen verschmolz mit dem übrigen, mal lauten, mal leiseren Lärm des bewölkten, dumpfigen Vormittags.
    Die Alte setzte das untere Ende des Stabs kraftvoll aufs Pflaster des Marktplatzes, ließ ein Brummen der Befriedigung vernehmen. Sie zupfte ihre aus rauher Wolle gefertigte Hemdbluse zurecht und wackelte mit den schmalen Hüften, bis auch die Falten ihrer Hosen wieder so hingen, wie sie es wünschte. Schließlich strich sie sich eine Strähne grauen Haars hinters Ohr, wandte sich um, betrachtete das menschenleere Durcheinander ihrer unmittelbaren Umgebung. Sie sah das Mädchen und wölbte die zottigen Brauen. »Bist du wohlbehalten, Kind?«
    Die Dienerin rieb sich unablässig den Handrücken, auf den etwas vom Seiber des Hunds gespritzt war; Tränen quollen dem Mädchen in die Augen, rannen die Wangen hinab; es weinte eigentlich nicht, es lag mehr an dem Schreck und der Aufregung, daß ihr die Tränen kamen.
    Es war jung und sauber gekleidet, trotz des Zwischenfalls war ihr braunes Haar so glatt geblieben, als wäre es aus Glas; sie trug es oben auf dem Kopf als dreistöckigen Knoten; unter Umständen wäre es ein hübsches Mädchen geworden, doch ließ sich darüber schwer etwas aussagen. Ein geschwollenes, puterrotes Muttermal entstellte eine Hälfte des Gesichts, umgab auch den Hals wie eine Schlinge, reichte bis unter die Kleidung; von den Schultern bis zu den Handgelenken bedeckte das Muttermal auch die Arme, während man auf den Handrücken davon lediglich ein unschönes Gesprenkel sah.
    Das Dienstmädchen senkte den Blick. »Ich ... ich glaube, ja«, murmelte es, sprach so leise, daß Brann die Antwort kaum hören konnte.
    »Du bebst ja, Kind.« Brann berührte mit den Fingerspitzen das verunstaltete Gesicht. »Dein Angesicht fühlt sich wie Eis an. Komm, laß uns Tee trinken. Danach wird die Welt wieder erfreulicher aussehen.«
    Das Mädchen wich zurück. »Ich ... ich suche wohl lieber Elissy.«
    »Sicherlich darfst du dir ein Weilchen für dich selbst gönnen, um zu verschnaufen.« Brann legte der Bediensteten eine Hand auf die Schulter, setzte sie mit ganz geringfügigem Druck in Bewegung. »Fürchte dich nicht vor mir, ich bin die Jantria Bar Ana. Aha, ich sehe, du hast meinen Namen schon vernommen. Möchtest du mir deinen Namen verraten?«
    Nun etwas beruhigt, folgte ihr das Mädchen. »Mein Name ist Carup Kalan, Jantria.« Voller Unbehagen besah es die Hand. »Das Vieh hat mich nicht gebissen, aber Geifer ist auf meine Haut gespritzt. Wird mir daraus Schaden entstehen?«
    Sie bogen um eine Ecke und begannen sich durch das lautstarke, staubige Gewühl zu drängen, umrundeten eine Gruppe von Oberdienern, die um Ballen von Seide und Samt feilschten. »Nein. Wenn deine Haut unverletzt ist, vermag der Seiber des Tiers dir

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