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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Brot nicht für Vater aufheben und es ihm mitbringen?“
    „Natürlich kannst du das“, sagte ich. „Aber du kannst es auch ruhig selbst essen. Wir kaufen etwas Gutes in Drammen, und das bringst du dann deinem Vater mit.“ Sie führte das Butterbrot abermals zum Munde, zögerte einen Augenblick und legte es dann auf das Papier zurück.
    „Weißt du – wenn – – “ sie krauste die kleine Stirn und dachte angestrengt nach. Sie wußte offenbar nicht recht, wie sie sich ausdrücken sollte.
    „Weißt du – wenn – wenn wir etwas anderes für Vater kaufen, dann ist das gleichsam von dir – aber dieses Butterbrot gehört doch mir – denn du hast doch gesagt, alles, was im Korb ist, gehört mir?“
    „Das tut es auch.“
    „Ja – und ich – ich würde es gern essen“, sagte Lisbeth ehrlich. „Ich habe noch nie etwas so Gutes gegessen. Aber wenn ich es nicht esse, wenn ich es auch gern essen würde – dann ist es doch eigentlich ein Geschenk von mir und nicht von dir. Meinst du nicht auch?“
    Ich konnte nicht gleich antworten. Ich mußte erst ein paar kräftige Züge an meiner Zigarette tun, bevor der Klumpen in meinem Halse hinuntergerutscht war.
    „Gewiß“, sagte ich. „Hier hast du eine Papierserviette. Wickele das Brot gut ein. Und wenn du Vater noch etwas anderes mitbringen willst, so weißt du ja, daß alles, was im Korb ist, dir gehört.“
    Lisbeth wählte etwas Feingebäck und ein paar Kekse aus und wickelte alles in Papier ein. Das Brot mit dem Brathuhn bekam eine besondere Serviette.
    Dann überprüfte sie die Reste, die sich noch im Korb befanden.
    „Es ist noch eine Menge da“, sagte sie. „Das reicht für das Mittagessen.“
    „Daran brauchst du nicht zu denken“, beruhigte ich sie. „Wir essen in Drammen.“
    „Bei wem denn?“
    „In einem Restaurant oder Hotel – warte mal – wir können nach Konnerudkollen fahren –, da gibt es ein Hotel mit viel Sonne und einer schönen Aussicht. Das wird dir gefallen.“
    Lisbeth wickelte das Kuchenpaket wieder auf und fügte dem Inhalt noch ein paar Stücke Feingebäck hinzu.
    „Vater kann froh sein, daß er dich hat, Lisbeth“, sagte ich.
    Lisbeth blickte mich ruhig an. Sie schien diese Worte schon öfter gehört zu haben.
    „Ich kann froh sein, daß ich Vater habe“, sagte sie. Es klang, als sagte sie das nicht zum ersten Male.
    „Vater hat dich schrecklich lieb, Lisbeth.“
    „Ich habe Vater auch schrecklich lieb.“
    „Wen hast du denn sonst noch lieb?“
    „Tante Ruth im Kindergarten – und Fräulein Tollefsen – – “
    „Wer ist denn das?“
    „Die Milchfrau. Sie ist riesig nett, kann ich dir sagen. Und sie hat im Hinterzimmer eine Katze. Die ist mächtig dick und fett, weil sie eine solche Menge Milch bekommt, und sie ist sehr nett, denn sie kratzt nicht, und manchmal hat sie Junge, und ich darf mit ihnen spielen.“
    „Dann hast du die Katze wohl auch lieb?“
    „Ja – ja, das habe ich –, aber, weißt du, es ist doch nicht dasselbe, wenn man ein Tier liebhat.“
    Das gab ich zu.
    „Und Großmutter habe ich auch ein bißchen lieb, denn sie schickt zu Weihnachten immer ein Geschenk für mich, und an meinem Geburtstag trägt sie immer fünf Kronen für mich auf die Sparkasse.“
    „Warum hast du sie denn nur ein bißchen lieb?“
    „Ja, weißt du, ich kenne sie doch eigentlich gar nicht. Sie wohnt sehr weit weg, und ich habe sie nur einmal gesehen, aber daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern, denn ich war damals noch sehr klein. Aber, ich glaube, ich habe sie trotzdem lieb, denn sie ist ja meine Großmutter“, belehrte Lisbeth mich altklug.
    4*
    „Dann sind es also im ganzen vier Menschen, die du liebhast: Vater und Tante Ruth und Fräulein Tollefsen und Großmutter – “
    „Ja. Und mit dir sind es fünf“, sagte Lisbeth so ruhig und selbstverständlich, als hätte ich nicht seit ein paar Minuten mit klopfendem Herzen dagesessen und voller Spannung darauf gewartet, ob ich wohl auch mit auf die Liste kommen würde.
    „Hast du mich denn auch lieb, Lisbeth?“
    „Das weißt du doch! Ich habe dich furchtbar lieb, das kannst du glauben.“ .
    Ich konnte mich nicht länger beherrschen. Ich mußte meine Arme um sie legen und sie einen kurzen Augenblick an mich drücken.
    „Ich habe dich auch furchtbar lieb, Lisbeth!“
    Lisbeth sah mich verwundert an. Sie erwiderte meine Liebkosung nicht. Und der verwunderte Blick galt sicherlich nicht meiner kleinen Liebeserklärung – die war ganz einfach und

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