Brausepulver für den Papst
der Piazza Navona hingelegt hatte, wie ihre Hüften aneinander vorbeigeglitten waren und wie der Schweiß auf Midians Haut geglitzert hatte. Das brachte Justin in die richtige Stimmung. Zaghaft begann er zu tanzen.
Mustafina klatschte aufmunternd in die Hände, Murat trommelte, Chalid flötete. Die Melodie war Justin unbekannt, aber sie war schnell und feurig und heizte seine Erregung an. Seine Schritte wurden sicherer, seine Bewegungen provozierender, seine Hüften kreisten, der Schleier flatterte durch die Luft, mal verbarg er etwas, mal ließ er viel sehen. Justin schoss das Blut in die Lenden. Die Frau in ihm erwachte, und seine Männlichkeit auch. Übermut packte ihn. Anmutig wirbelte er auf Mustafina zu, fing sie mit dem Schleier ein, wie eine Spinne ihre Beute, und zog sie auf die Beine.
Mustafina wehrte sich nicht. Ein seliges Lächeln erschien auf ihrem feisten Gesicht, als Justin einen Arm um ihre Taille legte und sie dazu brachte, einen Cancan hinzulegen, der die Besucher des Moulin Rouge das Fürchten gelehrt hätte.
Die Musik endete in einem wirbelnden Crescendo. Murat schlug einen letzten Trommelwirbel, Chalid blies zum
Final Countdown,
dann war es vorbei. Atemlos sank Justin auf die Pritsche. Sein Herz hämmerte gegen die Rippen, aber es war nicht nur der Tanz, der ihn so aus der Puste gebracht hatte. Das war einmal etwas ganz anderes gewesen als die üblichen Fesselungsspielchen. Grinsend sah er zu Mustafina auf.
Mustafina war verschwunden. Vor Justin stand wieder Mustafa Ibn Walid, der allmächtige Polizeichef. Seine Stimme war so einschüchternd wie Salven aus einem Maschinengewehr.
»Damit keine Missverständnisse aufkommen, Mr. Forsythe«, sagte er. »Lucky Luke konnten wir dank Ihrer Hilfe dingfest machen, aber Peter Pan und Rumpelstilzchen laufen immer noch frei herum. Wenn Sie uns da nicht behilflich sind, kriegen Sie als Dank einen Reisegutschein in unsere berühmten Sümpfe. Der Genuss von Bilharziose, Gelbfieber und Malaria ist eingeschlossen!« Mustafa wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte er sich noch einmal um und fügte etwas leiser hinzu: »Diese Reise spendiere ich Ihnen übrigens auch, wenn Sie mein kleines Geschenk nicht für sich behalten. Ich hoffe, wir haben uns verstanden, Mr. Forsythe.«
7. Kapitel
Kontaktanzeigen sind gefährlich
Berlin-Steglitz. Es regnete. Ein kalter Wind pfiff um die Häuser. In Fionas großer Altbauwohnung war es jedoch gemütlich. Fiona und Gertrud werkelten einträchtig in der Küche. Fiona machte ihren berühmten Lachssalat, Gertrud backte Apfelkuchen. Aus dem CD-Player tönte ein alter Song von David Bowie.
Maurice und Gertrud hatten eine abenteuerliche Flucht durch drei Kontinente hinter sich. Unterwegs hatte Maurice seiner Frau gestanden, dass sie für eine Weile untertauchen mussten. Den wahren Grund hatte er ihr freilich verschwiegen, aber Gertrud kannte das schon. Maurice war nicht zum ersten Mal auf der Flucht. Es gab ja so viele Neider. Schließlich waren sie in Berlin gelandet und hatten sich im Hotel ›Adlon‹ einquartiert.
Natürlich hatte Gertrud sofort die Gelegenheit ergriffen, Fiona zu besuchen. Als sie hörte, dass auch Barbara in Berlin weilte, war die Freude doppelt groß. Aber Gertrud wollte nicht nur ihre Freundinnen wiedersehen, sie hegte auch einen Hintergedanken. Irgendwie konnte sie Justins graue Augen nicht vergessen – und nicht nur die.
Vielleicht hatte Fiona ja etwas von ihm gehört. Wo er jetzt wohl sein mochte? Ob es ihm auch gut ging, so ganz ohne ihre helfenden Hände? Und was wohl aus seinem Flüchtlingsprojekt geworden war? Hoffentlich hatten die armen Menschen heil und gesund ihr Ziel erreicht.
Gesund sind sie sicher,
beruhigte sich Gertrud.
Ich habe ja alle geimpft.
Barbara hielt nichts von gemeinsamen Kochkursen. Sie hatte es sich auf der Ledercouch im Wohnzimmer bequem gemacht und las Fionas neueste Kolumne »Untergräbt Eisessen die männliche Potenz?« Aus der Küche wehten verführerische Düfte herüber und kitzelten ihre Nase. Sofort legte Barbara die Zeitung weg und gesellte sich zu Fiona und Gertrud.
»Hat Midian eigentlich auf deinen Brief geantwortet?«, fragte Fiona und reichte Barbara die Schüssel mit dem Salat.
»Nein.« Barbara häufte sich eine doppelte Portion auf ihren Teller. »Hast du was von Justin gehört?«
Gertrud horchte interessiert auf.
»Nein, nichts.« Zwar war ihr Ex-Mann wieder aufgetaucht, und in der Redaktion hatte sie einen jungen Praktikanten mit ganz
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