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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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erstaunlichen Qualitäten kennengelernt, aber Justin konnte eben keiner ersetzen. Fiona seufzte unglücklich. »Weshalb lässt er bloß nichts von sich hören?«
    Gertrud nickte mitfühlend. Sie konnte den Kummer der beiden gut verstehen. Schließlich hatte sie noch ihren Maurice. Natürlich existierte Untreue nicht in Gertruds erotischem Vokabular, aber insgeheim hatte sie doch gehofft, durch Fiona etwas über Justins Verbleib zu erfahren. Seltsam, dass er ihr noch nicht geschrieben hatte. Ihm würde doch nichts passiert sein?
    »Justin und Midian begleiten sicher die Flüchtlinge nach Italien, deshalb hört ihr momentan nichts von ihnen. Sie werden sich schon melden«, beruhigte sie ihre Freundinnen. »Schulden sie dir nicht noch Informationen zu deinem Artikel, Fiona? Bestimmt haben sie auch Fotos gemacht. Der
STERN
wollte doch Fotos, nicht wahr?«
    »Ja, aber nur Großaufnahmen von Toten und Verwundeten, und die auch nur in Farbe. Für wohlgenährte Flüchtlinge ums Lagerfeuer zahlen sie nichts.«
    »Midian bringt garantiert genug Material mit.« Barbara war da ganz zuversichtlich.
    Gertrud schlug die letzte Ausgabe von
Rat & Tat
auf. »Ich will deinen Eis-Artikel auch mal lesen«, sagte sie.
    Barbara widmete sich dem köstlichen Apfelkuchen. Es war noch ein Stückchen übrig; das würde sich ja fürchten, so ganz allein auf der leeren Kuchenplatte. Fiona begann schon mal mit dem Abwasch. Das entspannte und lenkte sie von ihren trüben Gedanken an Justin ab.
    Da hörten sie plötzlich einen Schrei: »Hört mal, was hier steht!« Gertrud wedelte aufgeregt mit der Zeitung und las vor:
»Liebe, nette Frau von einsamem Reiseleiter im Sudan gesucht. Groß, silberblond, sehr attraktiv, sehr potent und sehr pflegebedürftig. Sie braucht kein Krankenschwester-Diplom, nur ein einfühlsames Herz und eine geschickte Hand für Massagen und feuchte Wickel. Reisekosten werden übernommen. Ungewöhnliche Vergütung, nicht nur finanzieller Art. Einzige Bedingung: Sie muss die Liebe studiert haben. Angebote unter: J. F., Khartum, postlagernd.«
    »Das muss von Justin sein! Ach, er ruft mich zu sich!« Gertrud bekam glänzende Augen. Sie hatte ja gewusst, dass Justin sie nicht vergessen würde. Schließlich war sie berühmt für ihre sensible Reiki-Behandlung, von ihren Fußreflexionsmassagen ganz zu schweigen.
    »So ein Schuft!« Fiona war ganz blass geworden.
    Gertrud warf die Zeitung beiseite und sprang auf. »Ich muss abreisen, sofort! Justin braucht meine Hilfe.«
    »Aber Maurice hat doch gesagt, ihr müsst euch verstecken!«, wandte Barbara ein.
    »Er muss sich verstecken, ich nicht. Ich habe mit seinen Geschäften nichts zu tun. Fiona, Barbara, es tut mir leid, aber ich muss euch verlassen.«
    »Und das Visum und die Schutzimpfungen?«, fragte Fiona gehässig.
    Gertrud war schon in Hut und Mantel. »Habe ich für alle Fälle in dreifacher Ausfertigung!«, winkte sie ab. »Maurice kennt sich da aus. Die Behörden sind immer so schrecklich langsam.«
    Fiona neigte sonst nicht zur Eifersucht, aber dass Justin offenbar Gertruds sanfte Hände ihrer zupackenden Art vorzog, konnte sie nicht so ohne Weiteres verwinden. Sie erhob sich abrupt. »Na, dann gute Reise!«, zischte sie und rauschte aus der Küche.
    Gertrud ließ Lachssalat und Kuchenkrümel stehen, sogar ihr Stickzeug »Fräulein Kunigunde lustwandelt im Rosengarten«, vergaß sie in der Eile. Barbara wollte ihr zum Abschied noch etwas nachrufen, aber Gertrud war schon weg.
    Fiona starrte auf die zugeschlagene Wohnungstür. »Das hätte ich nicht von Justin gedacht«, murmelte sie und biss sich auf die Lippen.
    Barbara zuckte scheinbar gleichgültig die Achseln. »Männer«, sagte sie und spießte den Rest des Apfelkuchens auf ihre Gabel.
    ***
    Mustafa Ibn Walid stand in seiner Präfektur und fluchte. Seit Tagen taten seine Leute nichts anderes als ganze Waschkorbladungen voller Briefe zu sortieren und dabei nach dem Namen ›Gertrud Castellane‹ zu fahnden. Dabei hätten sie genug andere Arbeiten, die keinen Aufschub duldeten. Das mussten nun Hilfskräfte erledigen, und wie unzuverlässig die waren, wusste man ja. Immerhin machten Mustafas Leute bei der Suche einen ganz guten Schnitt. So manchem Umschlag war neben einem durchbohrten Herzchen aus rosa Glanzpapier auch eine großherzige Geldspende beigefügt.
    »Die finden wir nie!«, schnaubte Mustafa und funkelte Midian ärgerlich an, der mit verschränkten Armen an der Tür lehnte. Midian hatte ihm nicht verraten,

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