Brausepulver für den Papst
aufspringen, schreien, Midian verprügeln für diese Anmaßung, diese bodenlose Unverschämtheit, aber er fühlte nur, wie ihn Midians Worte auf Wattewolken hoben. Also blieb er stumm.
Auch die anderen schwiegen. Es wollte keine rechte Stimmung mehr aufkommen. Alle schlürften verdrossen ihre Getränke.
Fiona überlegte fieberhaft, wie sie Justin am besten helfen konnte, ohne ihn bloßzustellen oder Midian zu verärgern. Am besten ging sie als professionelle Journalistin an die Sache heran und erforschte erstmal die Hintergründe für Midians Aufenthalt in Hammamet.
»Ist es wahr, dass du die Medina gekauft hast, Midian?«
Der runzelte die Stirn. »Nur gepachtet. Wieso?«
»Das hätten wir gerne von dir gewusst. Wozu brauchst du die Medina von Hammamet?«
»Damit ich meine Plastikkamele nicht verkaufen kann«, warf Justin sarkastisch ein.
Midian winkte hochmütig ab. »Ich gebe mich nicht mit Kleinkram ab. Aber ich habe schon zu viel gesagt, und es sitzen zwei … äh, Damen am Tisch, die schwätzen gern bei unpassenden Gelegenheiten. Fiona bringt es womöglich aus lauter
Political Correctness
noch in ihre Zeitung, und dann komme ich ins Gerede, weil Justin Tretminen mit Knallfröschen verwechselt hat. Dabei produziere ich gar keine Tret … äh, Tretfrösche … äh, Puffminen!«
»Stell dich nicht so dumm!«, fuhr Justin ihn an. »Die Weltöffentlichkeit kannst du täuschen, aber uns nicht mehr. Was ist nun mit der Medina?«
Midian schaute sich um. »Weshalb sollte ich euch trauen? Die Sache mit dem Plutonium wolltet ihr auch gleich breittreten.«
»Glaubst du, nach dem Löwentempel kann uns noch was erschüttern?«
Midian leerte ein Wasserglas mit Wein und wischte sich über die Lippen. »Der Löwentempel ist ein zu heißes Pflaster geworden, aber die Medina von Hammamet ist neutral und unverdächtig. Die arabischen Staaten …«
Justin ging Midians politisches Geschwätz am Ohr vorbei. Waren ohnehin alles Lügen. Seine Ängste waren ganz anderer Art. Sie saßen hier mit einem der gefährlichsten Gangster der Welt, aber sie hatten keine Beweise gegen ihn, denn seine freimütigen Aussagen hatte Midian stets ohne Zeugen gemacht. Also musste man das Beste aus der Situation machen.
»Lasst uns doch ein bisschen durch die Medina bummeln«, unterbrach er Midians Redefluss.
Das passte Midian gut. Er wollte dort ohnehin nach dem rechten sehen. Wieder einmal boten sich die Drei als Tarnung an. Auffordernd sah er in die Runde.
»Wunderbare Idee Justin. Sind alle einverstanden?«
***
Etwas später betraten die Vier durch das Tor in der Stadtmauer die Medina, den Markt von Hammamet. In den schmalen, vollgestopften Gassen lauerten schon die Haie. Midian schritt zügig voran. Er hatte sich als Tourist verkleidet, Justin ebenso. Beide trugen T-Shirts und Shorts. Bei ihren Beinen und Waschbrettbäuchen konnten sie sich das leisten. Ein junger Mann vertrat ihnen den Weg.
»Du deutsch? Nein? Französisch? Englisch? Italienisch?«
Midian strafte ihn mit Nichtachtung und musterte die Dolche in einer Auslage. Sofort stürzte ein anderer Händler auf ihn zu.
»Du machen ein bisschen looki-looki, ich machen guten Preis.«
Midian zeigte auf einen großen Dolch. »Wie viel?«
»Wie Geschenk für guten Freund. Nur hundertfünfzig Dinar.«
Während Midian mit dem Mann feilschte, hatte Fiona tolle antike Fußringe erspäht, Barbara einen Wandteppich mit einem feurigen Araber darauf und Justin einen silberbeschlagenen Gürtel. Er hätte den beiden Frauen gern etwas geschenkt, aber er besaß nicht genug Geld, was ihn sehr verdross. Er überlegte, ob er sich von Midian etwas borgen sollte, doch als er sich umdrehte, war dieser verschwunden. Justin wandte sich an den Händler und fragte: »Hat der Mann, der eben mit uns gekommen ist, etwas bei Ihnen gekauft?«
»Ja, einen Dolch. Aber ich machen guten Preis, nur zwei Dinar.«
Ein sehr guter Preis,
dachte Justin anerkennend.
Aber sicher nicht für den Händler.
»Wo ist der Mann hingegangen?«
»In die Dschahannam!«, würgte der Händler hervor.
In diesem Augenblick kam Midian um die Ecke geschlendert. Er wischte den neu erworbenen Dolch an seinen Shorts ab und steckte ihn in den Gummizug.
Justin ging auf ihn zu. »Da bist du ja!« Da entdeckte er die Flecken auf Midians Shorts. »Um Gottes willen, das ist ja Blut! Hast du dich verletzt?«
Midian sah an sich herunter. »Unsinn! Das ist von der Wassermelone.«
Justin glaubte ihm kein Wort. »Darf ich mal
Weitere Kostenlose Bücher