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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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genauso wie der andere es von ihm verlangt hatte.
    »Frauen sind gefährlich«, hatte Fra Giorgio gesagt – wie recht er doch hatte! Dieser ungewöhnliche Morgen hatte sie beide ohnehin schon viel zu eng aneinandergebunden. Was sie geredet hatten, die Berührung ihrer Haut, ihr Duft –
er musste unbedingt Sorge tragen, das Band zwischen ihnen wieder zu lösen, wenn es sie beide nicht in große Schwierigkeiten bringen wollte.
    Sie war eine junge Braut – er ein Mönch in diffiziler Mission.
    Das sagte er sich während des schweigsamen Abstiegs so lange vor, bis er beinahe selbst daran glaubte.

    Anstatt der Vorwürfe, mit denen Stella den ganzen Heimweg über innerlich gerechnet hatte, herrschte nur Erleichterung, als sie schließlich verschwitzt und halb aufgelöst nach Hause zurückkehrte. Was allerdings daran lag, dass Vasco im Kontor war und auch Simonetta sich offenbar schon vor Stunden dorthin begeben hatte, um eine Ladung kostbarer Seiden und Damaste zu inspizieren, weil sie mit der Ausstattung ihres eigenen Festgewandes noch immer nicht zufrieden war und auf neue Anregungen hoffte.
    So empfing sie nur Ilaria, die die Schwester sofort in die Arme schloss und so fest an sich drückte, als wollte sie sie nie mehr wieder loslassen.
    »Du tust ja, als sei ich aus fremden Ländern zurückgekommen. « Stella befreite sich behutsam. »Nach endlosen Monaten!«
    »Genauso hat es sich für mich auch angefühlt«, rief Ilaria. »Blut und Wasser hab ich geschwitzt, dass Mamma dir auf die Schliche kommen könnte, und erst aufgeatmet, als sie zu Papà hinüber ins Kontor gelaufen ist.« Ihre Augen waren plötzlich noch blanker als sonst. »Und wie war es? Erzähl! Ich will alles wissen!«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, wehrte Stella ab. »Der Weg ist lang und steil …«

    »Doch nicht das! Wichtiges! Habt ihr jemanden dort oben angetroffen? Und vor allem: Wie war es, so ganz allein mit dem padre ?«
    Vorsicht verschloss Stella plötzlich den Mund.
    »Da war niemand«, sagte sie, mied dabei allerdings Ilarias neugierigen Blick. »Alles einsam und verlassen. Leider.«
    »Dann seid ihr ganz umsonst den langen Weg hinaufgeklettert? « Ilaria schüttelte den Kopf, dass die blonden Zöpfe flogen. »Aber ihr wart so lange fort. Irgendetwas müsst ihr dort doch gemacht haben!«
    Plötzlich starrte sie auf Stellas Hals. Ihre rosigen Lippen öffneten sich leicht, aber es kam kein Ton heraus.
    »Es ist nicht, was du denkst«, sagte Stella schnell. »Eine Wespe hat mich in den Hals gestochen, und Padre Leo war so freundlich, das Gift herauszusaugen. Das ist alles.«
    »Er hat an deinem Hals gesaugt und dir dabei diese Flecke gemacht?«, rief Ilaria aufgeregt.
    »Er ist ein Mönch!«, sagte Stella heftig. »Ein heiliger Mann.«
    »Aber trotz allem noch immer ein Mann – das hast du eben selbst gesagt! Da wirst du dir schon eine sehr gute Ausrede einfallen lassen müssen, wenn Carlo und Federico heute Abend zum Essen kommen!«
    »Simonetta hat sie eingeladen?« Stella hatte so sehr auf einen ruhigen Abend gehofft, um die zwiespältigen Eindrücke des heutigen Tages ungestört verarbeiten zu können. »Schon wieder?«
    »Pass auf, was du sagst! Das klingt ja beinahe, als wärst du deines Verlobten bereits überdrüssig. Was mich betrifft, so kann ich es kaum erwarten …«
    »Ich weiß«, fiel Stella ihr ins Wort. »Aber ich bin müde und schmutzig von der langen Wanderung und muss erst einmal …«

    »Baden!«, rief Ilaria. »Welch grandiose Idee! Gaia und Carmela sollen gleich die großen Töpfe aufsetzen. Sobald das Wasser heiß genug ist, steig ich zu dir in den Bottich, wie wir es schon als Kinder getan haben, so lange, bis wir von Kopf bis Fuß nach Lavendel duften und unsere Liebsten noch verrückter machen, als sie es ohnehin schon sind.«
    Sie berührte Stellas Hals, die dabei schmerzlich zusammenzuckte.
    »Und für dieses kleine Ungeschick fällt uns sicherlich auch eine gute Lösung ein. Ich könnte dir zum Beispiel mein blaues Samthalsband mit dem Bergkristall leihen – damit gehst du allen unangenehmen Fragen aus dem Weg. Was meinst du?«
    Das Samtband war zu eng und fühlte sich reichlich unbehaglich auf den Stichen an, wie Stella während des Essens feststellen musste, aber es verbarg zumindest die auffälligen Stellen. Wie sehr sie Padre Leo beneidete, der sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte, um an seinen Aufzeichnungen zu arbeiten, während sie hier sitzen, reden und lächeln musste.
    Besonders Carlo

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