Brautraub (German Edition)
alles, was du morgens zu dir nimmst?", fragte er sie, als sie sich auf ihren Stuhl an den Küchentisch setzte, um ihren Toast zu verspeisen.
"Musst du denn immer an mir herumnörgeln?", konterte sie.
"Ich mache mir eben Sorgen um deine Gesundheit, solange du in meiner Obhut bist."
"Wenn du mich gehen lassen würdest, hättest du eine Sorge weniger."
Hor beugte sich vor und blickte Annett tief in die Augen. "Die Sorge um dich trage ich gerne, mein Liebling."
"Was du nicht sagst", blaffte Annett und biss in ihren Toast.
Hor goss Tee in ihre Tasse. Er wollte noch etwas sagen, aber sein Com summte. Die nächste halbe Stunde war er damit beschäftigt, Meldungen seiner Untergebenen entgegenzunehmen und Befehle abzusetzen. Annett verstand nicht viel von den im Dialekt der Urielle geführten Gesprächen, meinte aber herauszuhören, dass es um die Kromis ging. "Wird es Krieg geben?", wagte sie zu fragen.
"Heute noch nicht", wich Hor aus.
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Mürrisch stapfte Annett hinter Hor her. Seit zwei Stunden wanderten sie über glitschige Waldwege und unebenes Gelände. Mehr als einmal musste sie sich an Hor festhalten, um nicht hinzufallen. Da Urielle eine höhere Schwerkraft hatte als die Erde, war Annett längst ermüdet, während ihr Embari Max noch immer unverdrossen auf Streifzüge ging. Das Jungtier hatte viel Spaß an ihrem Ausflug.
Seufzend setzte sich Annett auf einen großen Stein. "Ich kann nicht mehr", rief sie hinter Hor her. Dieser kam zu ihr zurück und hockte sich vor sie: "Es ist nicht mehr weit."
"Ich brauche dringend eine Essenspause. Mein Magen knurrt."
"Dann hättest du zum Frühstück mehr essen sollen", entgegnete Hor.
"Woher sollte ich wissen, dass du einen Gewaltmarsch mit mir planst."
"Gewaltmarsch?", lachte Hor. "Unser kleiner Ausflug?"
Max kam angerannt und legte Annett eine tote Maus vor die Füße. Angewidert sprang sie auf. Hor dagegen lobte das Jungtier für sein Jagdgeschick.
"Tu das tote Ding weg", beschwerte sich Annett. Grinsend nahm Hor die Maus am Schwanz auf und warf sie einige Meter fort. Der Embari hechtete hinterher.
"Max hat dir ein Geschenk gemacht. Du solltest ihn besser dafür loben."
"Das hast du ja schon gemacht."
"Na los, meine Süße! Unser Ziel ist nahe. Bald kannst du solange ausruhen, wie du willst." Hor nahm Annett bei der Hand und zog sie mit sich. Max sauste an ihnen vorbei, in der Schnauze die erbeutete Maus.
Für die völlig erschöpfte Annett schien sich die Zeit zu dehnen. Sie konnte nicht mehr. Allein die feste Hand Hors gab ihr Halt und zog sie unnachgiebig weiter.
"Hor! Meine Füße sind wundgescheuert", beklagte sie sich, doch er lachte nur. Jammernd stolperte sie vorwärts. Zehn Minuten später klagte sie:
"Wenn ich nicht bald eine Pause bekomme, lasse ich mich einfach auf den Waldboden fallen."
Gerade, als sie ihre Worte in die Tat umsetzen wollte, lichtete sich endlich das dichte Grün des Waldes. Sie traten auf eine ausgedehnte, sonnenbeschienene, sattgrüne Wiese. Der Embari ließ seine Maus fallen und huschte mit einem erfreuten Laut zwischen die Grashalme, wo er sofort auf Insektenfang ging. Etwa zweihundert Schritte von der Waldgrenze entfernt rauschte ein Fluss durch terrassenförmigen felsigen Untergrund. An der gegenüber liegenden Ufergrenze breiteten sich zerklüftete, von Wasser glatt polierte Felsen unterschiedlicher Größe aus, soweit das Auge reichte. Überall sprudelte Wasser in kleinen Bächen oder reißenden Strömen von der felsigen Landschaft in den Fluss hinein. Annett riss staunend ihre Augen auf und vergaß ihre Müdigkeit. "Toll!", sagte sie mit einem begeisterten Lächeln.
Sie suchten sich einen schönen Platz in der Nähe des Flusses und breiteten eine Decke im Gras aus. Erleichtert ließ sich Annett darauf nieder, während Hor die in seinem großen Rucksack verstauten Speisen und Getränke auspackte. Als alles auf der Decke stand, setzte auch er sich. Amüsiert beobachtete er Annett, die gierig zugriff. "Wein?", fragte er sie. Mit vollem Mund nickte Annett. Hor entkorkte die mitgebrachte Weinflasche und goss den Wein in einen Metallbecher, den er Annett reichte. Als sie den Becher entgegen nahm, wehte ihr die leichte Sommerbrise eine Haarsträhne ins Gesicht. Zärtlich strich Hor die Strähne hinter ihr Ohr.
"Hast du keinen Hunger?", fragte Annett, nachdem sie einen großen Schluck Wein getrunken hatte. "Die Geflügelkeulen schmecken ausgezeichnet."
'Wenn du wüsstest, worauf ich Hunger habe', dachte Hor und ließ seinen Blick lüstern
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