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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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verhungernden Tauben, da niemand mehr kommt, um sie zu füttern.
    Treppauf, treppab.
    Endlich Menschen. Unter einer Wellblechmarkise ein Greis mit Kufiya auf einem Plastikstuhl, vereinzelt Fußgänger. Immer verwinkelter wird das steinerne Labyrinth, alles hier erscheint rätselhaft, rostige Läden, kunstvoll verschnörkeltes Gitterwerk, die Ornamentik versunkener Weltreiche. Sie gelangen auf einen Burghof, die Wehrgänge unkrautüberwuchert, Leitungen quergespannt, an denen sich palästinensische Flaggen blähen, gegenüber der nächste düstere Durchlass.
    Klamme Kühle. Ruhe.
    Hagen lässt sich gegen den Stein sinken, Yael geht schwer atmend in die Hocke. Graffiti verunzieren das Gewölbe, die Wände sind zugepflastert mit Plakaten, Porträts junger Männer in martialischen Posen. Aus dem Jenseits blicken sie zu ihnen herüber, Märtyrer, gefallen im Kampf gegen den Zionismus, wie man sie hier sieht.
    Wenige Kilometer weiter gelten sie als Terroristen.
    »Und jetzt?«
    Die Antwort wird ihnen abgenommen. Ein Motorrad nähert sich, das Geprassel laufender Füße.
    »Weiter.«
     
    Adlers zusammengeschmolzener Trupp hat sich aufgeteilt, er selbst ist mit einem der Männer auf einen Souk geraten, begrüßt von einem herzhaften »Welcome to Nablus!« – ein verhutzelter Alter, fast verschwunden hinter Gebirgen geputzten Salats, dann unversehens dichtes Markttreiben, Stimmengewirr, das Rufen der Händler. Sie schieben sich zwischen den Einkaufenden hindurch, halten Ausschau, versuchen in der Flut von Eindrücken den Überblick zu behalten: vielfarbige Pracht, Orangen, Grapefruit und Zitronen zu Pyramiden gestapelt, Kohl, Auberginen, Chili, Okra und Tomaten, kunstfertig geschichtete Türme aus Konserven, auf denen Preisschildchen balancieren, Arabisch durchsetzt von englischen Wörtern, willkürlich eingestreut – Sweetcorn, Plums – , Schalen voll knallbunter Süßigkeiten und Trockenobst. Eine riesige Klimaanlage, die inmitten all der Verlockung ruht wie die Turbine eines abgestürzten Learjets. An tief hängenden Kabeln sprießen kaum isolierte Glühbirnen. Frauen, die Gesichter verhüllt, diskutieren vor einer Wand gestapelter Käfige, in denen übellaunig glotzendes Federvieh seiner Reise in die Suppentöpfe harrt, alles scheint auf diesem Souk vertreten zu sein –
    Nur kein Tom Hagen, keine Yael Kahn.
    Dafür ganz in der Nähe der Hubschrauber. Das Hacken seiner Rotoren zieht die Blicke der Passanten zum Himmel, noch ist zwischen den Markisen und Blechdächern nichts auszumachen. Adler drängt zur Eile, hofft, der andere seiner Männer, der auf eigene Faust unterwegs ist, möge mehr Glück haben –
     
    Hat er gewissermaßen auch.
    Er kann von Glück sagen, dass sie ihm nicht die Beine wegschießen. Perlman blickt aus dem Cockpit auf ihn herab. Von Adler keine Spur, doch wenigstens den da haben sie aufgespürt und bis hierher gejagt.
    Jetzt sitzt er in der Falle, im Visier der Agenten.
    Zwei seilen sich ab, da der Hubschrauber in den engen Gassen nicht landen kann. Ein paar Marktgänger verfolgen das Schauspiel gebannt, andere ziehen es vor, ihrer Wege zu gehen.
    Perlman wartet, bis der ZPS -Mann in Handschellen liegt.
    Wendet sich zu dem Piloten.
    »Weiter.«
     
    Falsche Entscheidung.
    Cox könnte sich ohrfeigen. Die beiden müssen einen anderen Durchgang gewählt haben, und die Strecke mit ihren Treppchen und Hohlwegen zurückzufahren, ist auch keine Lösung. Immerhin weiß sie, wo sie ist. Während der Intifada war sie etliche Male hier, gleich um die Ecke beginnen die Marktstände.
    Weiter vorn hört sie den Helikopter.
    Er scheint stillzustehen, dann verlagert sich das Geräusch nach Osten.
    (Wo seid ihr?)
    (Weit könnt ihr in der kurzen Zeit nicht gekommen sein.)
    Aufs Geratewohl fährt sie Richtung Souk.
     

    »Bleib unter den Markisen.«
    »In der Mitte kommen wir schneller voran.«
    Die Gassen beleben sich. Sie gehen an einer offenen Garküche vorbei, wenig mehr als ein Kachelverschlag mit Regalen, die unter Stapeln von Lebensmittelkartons schier zusammenbrechen. Pfannen auf offenem Feuer, Beutel mit Couscous, freundlich einladende Worte, wann sehen sie hier schon Ausländer. Der nächste Hohlweg ist komplett zugebaut. Stände mit DVD s, billigem Schmuck und Uhren, Turnschuhe, T-Shirts mit Spaßmotiven: Google Startseite, gesucht: Israel , darunter: Sorry, no matches found, did you mean Palestine ?, von den Wänden scheppert arabischer Pop. Hoch in der Deckenwölbung winken Kaftane und Mäntel im

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