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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Gegenlicht, schweben dort wie geisterhafte Manifestationen von Mary Poppins, heimtückisch lauernd, als wollten sie sich im nächsten Moment auf die Passanten stürzen, schon erstaunlich, was einen die von Fluchtimpulsen getriebene Fantasie alles sehen lässt.
    Jetzt wird es eng. Richtig eng.
    Und das ist gut so. Sie in dem Gewühl ausfindig zu machen, dürfte schwierig werden. Yael zeigt nach rechts, ein Lebensmittelmarkt, über dem die Markisen fast zusammenwachsen.
    »Geht es da nicht zum Hussein-Platz?«
    Richtig, zum Stadtzentrum mit seinen Taxis und Bussen. Schon einmal sind sie in einem Taxi entkommen, in Aschdod.
    Sie drängen sich hinein.
     
    Schritttempo.
    Schneller kommt sie hier nicht voran. Mehr und mehr Menschen sind unterwegs, bunte Wimpelketten spannen sich über die Straße. Mit der Kupplung spielend fährt Cox unter Netzen prall voll neonfarbener Fußbälle hindurch. Gummitiere grinsen sie aus aufgerissenen Augen an, pisaschiefe Türme von Plastikspielzeug, Orgien in Babyblau und Rosa, globale Differenzen überbrückender Kitsch.
    Kurz gerät der Helikopter in Sicht. Entfernt sich wieder.
    Das Gedränge nimmt zu. Spült Cox auf eine Klamottenmeile. Textile Farbenpracht vor verwittertem Stein, schaufensterlose Schaufensterpuppen, die alle so arabisch aussehen wie die junge Grace Kelly, mit Stupsnasen und kornblumenblauen Augen. Eine Phalanx rumpfloser Köpfe, stereotype Mädchengesichter, auf denen Hidschabs in allen Farben und Designs drapiert sind. Leeren Auges starren sie ins Nichts wie enthauptete Feinde, linker Hand ein Gemüsemarkt.
    Aha. Hier fängt die Lebensmittelabteilung an.
     

    Adler sieht Hagen.
    Kurz erscheint sein Kopf in der Menge, taucht wieder ab
    »Da!«
    Stößt den ZPS -Mann in die Rippen, streckt den Finger aus, und als hätte er eine unsichtbare Verbindungslinie aufgebaut, gerät Hagen erneut ins Blickfeld, dreht den Kopf –
     
    Schaut dem Mann direkt in die Augen.
    Scheiße.
    Nur einmal hat er dieses Gesicht gesehen, für den Bruchteil einer Sekunde in einem heranrasenden Ford, doch den kantigen Schädel mit dem Schnurrbart würde er jederzeit wiedererkennen.
    »Weg«, sagt er.
    Yaels Blick flackert. »Wo?«
    »Hinter uns. Nicht umdrehen.«
    Er geht schneller, bahnt sich einen Weg, vorbei an einem Gewürzstand, gelbe, braune, rote und ockerfarbene Spitzkegel in offenen Säcken, umbaut von fragiler Souk-Architektur: Kochgeschirr, Küchenrollen, Katzenfutter, Kosmetikartikel, Windeln und etliches mehr, das ganze Konstrukt macht den Eindruck, als reiche ein Nieser, um es in sich zusammenstürzen zu lassen.
    Dahinter eine schmale Gasse.
     
    »Sie sind weg«, sagt der ZPS -Mann.
    »Sind sie nicht!«
    Adler pflügt mit rüder Gewalt durch die Menge, erntet Rippenstöße, teilt seinerseits welche aus. Stimmt, er sieht Hagen nicht mehr.
    Aber er weiß, wo er ihn zuletzt gesehen hat.
     
    Und wieder wird es einsam um sie herum. Keine Stände mehr, nur noch das verschwiegene Labyrinth. Vor ihnen steigt der Weg an, offene Türen, das dämmrige Innere einer Moschee, einladend, friedlich. Hagen unterdrückt den Impuls, hineinzulaufen. Alles, wo es hinten nicht wieder rausgeht, kann im Handumdrehen zur Falle werden.
    Die Gasse gabelt sich.
    V-förmig strahlen Treppenaufgänge ab.
    »Links«, stößt Yael hervor im Moment, als er »Rechts« keucht.
    »Okay, re –«
    »Also gut, links.«
     

    »Da sind sie rein.«
    Gleich hinter den Gewürzsäcken und der abenteuerlichen Konstruktion aus Waren, wirklich abenteuerlich. Der ZPS -Mann kriegt die Kurve nicht, bringt Kasserollen und Pfannen, Papierrollen, Seife, Parfums, Pampers, Shampoo, Handmixer und Haartrockner aus ihrem Gleichgewicht des Schreckens. Mit ohrenbetäubendem Lärm prasselt alles auf sie hernieder, ein Karton Aspirin entleert sich in einen Sack Curry, Zahnbürsten bohren sich in gemahlenen Koriander, eine Saftpresse landet in Kurkuma und hüllt sich in eine giftgelbe Wolke. Adler weicht knapp einer Personenwaage aus, die am Boden zerschellt, flucht.
    »Idiot! Weiter!«
    Der Händler packt ihn an der Jacke und schimpft auf ihn ein.
    Adler hält ihm die Waffe unter die Nase.
    »Kann ich in Blei zahlen?«
    Der Mann lässt ihn los, stolpert zurück.
     
    Cox sieht den Tumult vom anderen Ende der Marktstraße, Menschen, die stehen bleiben.
    Adlers viereckiges Brian-Dennehy-Gesicht.
     
    »Das kann ja wohl nicht wahr sein.«
    Der Aufstieg endet an einem offenen Tor, dahinter ein Innenhof von immensen Ausmaßen,

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