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Breaking News

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Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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den Arabern die Istiqlalisten.
    Im Grundsatz haben beide das gleiche Ziel.
    Verbreiten ultranationalistisches Pathos, beanspruchen alles Land zwischen Mittelmeer und Jordan für sich, betreiben die Unabhängigkeit vom Empire, nur dass die einen von Großisrael träumen und die anderen von Großarabien.
    Was, Grundkurs Mengenlehre, nicht zusammengeht.
    Während aber die Zionisten Gott auf ihrem Weg als eher hinderlich betrachten, entdecken die Araber ihn zur Durchsetzung ihrer Interessen neu. Siedler und Imperialisten bringen dich um dein Land? Um deinen Stolz, um deine Existenz?
    Gott sieht dich.
    Er sieht dich, und er sagt: Was immer dir an Unrecht widerfährt, mache ich dir doppelt wieder gut. Sei nur recht im Glauben. Kämpfe für mich, dann kämpfe ich für dich.
    Ach ja, und die Sache mit dem Paradies, das geht natürlich klar.
    Aber vorher:
    Rebellion!
    Und kaum einer bedient den religiösen arabischen Nationalismus besser als Muhammed Izz ad-Din al-Qassam.
    Seine Brandreden locken Pilgerscharen herbei. Tausende lauschen verzückt, wie er das Empire mit Worten geißelt und den Zionisten, welche angetreten seien, die heiligen Stätten des Islam zu entweihen und den Arabern ihr Land zu rauben, die Hölle verspricht.
    Nicht die im Jenseits, nein, nein, nein.
    Die auf Erden!
    Minen, Bomben, Überfälle, Hinterhalte.
    Wir werden euch bekämpfen, lautet seine Botschaft, bis ihr schreiend das Weite sucht. Denkt an Hebron!
    Die Begeisterung ist vorstellbar, doch al-Qassam ist nur ein Mensch. Als er ein weiteres Mal fliehen muss, hat sein Wirken zwar etliche junge Männer zu potenziellen Terroristen gemacht, ebenso schnell jedoch, seiner Bühne beraubt, schwindet sein Einfluss. Seine Pläne, einen Massenaufstand gegen die Briten zu entfesseln, scheitern am Wankelmut des Muftis. Gerade mal eine Handvoll Getreuer folgen ihm in die Berge, auch wenn Legendenschreiber ihm später Tausende andichten werden. Es wäre der geeignete Moment, ihn einfach zu vergessen, die Lage ist verworren genug. Kein Tag vergeht, ohne dass in Haifa jüdische Immigranten von Bord gehen. Waffenschmuggler rüsten die Revisionisten für ihren Zwei-Fronten-Krieg gegen Muslime und Engländer auf, sodass selbst gemäßigte Araber glauben müssen, die Zionisten planten ihre Vernichtung. Während Syrer, Saudis und Ägypter die Morgenröte der Autonomie erblicken, sehen sie in Palästina schwarz.
    Hat das Empire nicht auch ihnen eine Nation versprochen?
    Wie aber soll das gehen, wenn Juden zu Hunderttausenden das Land überrollen, Siedlungen aus dem Boden stampfen, Anschläge auf arabische Zivilisten verüben, und das Empire, very sorry , schaut zu?
    Was wird aus ihnen ?
    Sie sind weiß Gott keine Hilfe, die Briten. An allen Ecken und Enden brennt es, Hitler schickt sich an, die Welt ins Chaos zu reißen, während sich Mussolini Äthiopien einverleibt, und was tut das Empire?
    Her majesty, the prime minister –
    Nichts.
    Wie paralysiert.
     
    Aber was sollen sie auch tun? Das palästinensische Abenteuer hat sich als Irrsinn erwiesen. Inzwischen verfluchen sie in London die ganze unselige Balfour-Deklaration, und der Hochkommissar auf seinem Jerusalemer Berg verflucht sie noch dreimal mehr.
    WAS HABEN WIR ?
    Juden und Arabern eine Heimstätte versprochen?
    Beiden?
    Wir müssen nicht bei Trost gewesen sein.
    So viel Mühsal, wofür? Damit sie jetzt auf uns spucken! Haben wir nicht versucht, es allen recht zu machen, die einen gegen die anderen verteidigt, uns an den krudesten Befindlichkeiten abgearbeitet? Was ist der Lohn? Sie beschießen uns, sprengen uns in die Luft, heute die Istiqlal, morgen die Revisionisten.
    Wären wir bloß nie nach Palästina gegangen!
    Undankbares Pack.
    Man sieht, was die Briten am wenigstens gebrauchen können, ist ein jüdischer oder arabischer Märtyrer. Aber genau den bekommen sie, als Mandatstruppen den geschwächten, demoralisierten und kaum noch handlungsfähigen al-Qassam in einer Höhle bei Ya’bad aufstöbern und über den Haufen schießen. Dabei töten sie zwar den Mann – doch sie erschaffen einen Mythos. Sein Begräbnis mobilisiert die Massen, und die arabische Nationalbewegung bekommt endlich ihren lang ersehnten Helden.
    So einen haben sie gesucht.
    Der wird durchs Land getrieben.

    Los, raus aus deinem Grab, arbeiten! Für Allah, für den Stolz aller Araber, für die nationale Einheit.
    Al-Qassam! Al-Qassam! –
    Hinlänglich in Selbstgeißelung geübt, verfluchen die Briten sich jetzt auch dafür, dass sie

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