Breathless 01 – Gefährliches Verlangen
sie so schnell nach der Trennung von Gabe wieder Spaß haben würde, sie hätte es nicht geglaubt.
Trotzdem war es schwer gewesen, heute Morgen ins La Patisserie zu gehen und nicht zu HCM. Es war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, gekoppelt an die Erinnerung, dass Gabe sie verraten hatte. Sie hatte ihren Job bei Gabe gemocht. Er hatte zwar anfangs nur als Vorwand gedient, um ihre Affäre zu verheimlichen, aber im Laufe der Zeit hatte sie mehr Verantwortung übernommen und die Stelle ausgefüllt. Sie hatte sich bewiesen, dass sie eine Herausforderung annehmen und bewältigen konnte. Ab heute verkaufte sie wieder Teigwaren und füllte Kaffeebecher. Aber was ihr früher nie etwas ausgemacht hatte, irritierte sie jetzt. Sie wollte mehr. Etwas, das sie stärker forderte. Sie musste endlich ihre Angst ablegen und der Welt entgegentreten, sich eine Zukunft aufbauen. Das würde kein anderer für sie tun. Sie hatte schon begonnen, sich über berufliche Möglichkeiten zu informieren und nach Jobangeboten zu suchen, die ihrer Qualifikation und Erfahrung – die überschaubar war – entsprachen.
Vielleicht sollte sie mal mit Jace darüber reden. Nicht darüber, für ihn zu arbeiten. Sie würde auf keinen Fall je wieder für HCM arbeiten, wo sie Gabe jeden Tag über den Weg lief. Oder womöglich der Frau, mit der er sie ersetzt hatte. Das war dann doch eindeutig zu viel verlangt von ihr.
Aber vielleicht hatte Jace ja eine Idee oder kannte sogar Leute, die ihr helfen könnten. Allein in den Vereinigten Staaten besaß HCM ein Dutzend Hotels, ganz zu schweigen von denen in Übersee. In jedem dieser Hotels könnte sie arbeiten und müsste sich nie wieder Gedanken darüber machen, Gabe womöglich wiederzusehen.
Dafür würde sie allerdings umziehen müssen. Die Frage war nur, ob sie dazu bereit war.
Sie war es gewohnt, in der Stadt zu leben. In der Nähe von Jace. Noch nie hatte sie etwas allein in Angriff genommen. Jace hatte sie immer unterstützt. Er hatte ihr die Wohnung gekauft. Wann wollte sie je unabhängig werden?
Vielleicht war es an der Zeit, auf eigene Faust loszuziehen und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Ob sie es schaffte oder nicht, stand auf einem anderen Blatt, aber der Erfolg wäre dann ihr eigener Verdienst. Diese Idee war zwar in der Theorie sehr reizvoll, aber die Vorstellung, alles hinter sich zu lassen, machte sie traurig. Caroline. Jace. Ash. Ihre Wohnung, ihr Leben.
Verdammt, nein. Sie würde sich von Gabe nicht aus der Stadt vertreiben lassen. Sie würde hier einen besseren Job finden, ihr Leben weiterführen und ihn vergessen.
Auch das klang in der Theorie sehr nett, in Bezug auf die Umsetzung aber hegte Mia so ihre Zweifel.
Als sie die Eingangstür ihres Wohnhauses erreichte, sah sie im Glas der Scheibe, wie Gabe aus seinem an der Bordsteinkante geparkten Wagen stieg. Und mit großen Schritten auf sie zueilte
Oh, verdammt, nein!
Ohne sich umzudrehen – so verführerisch sein Anblick auch sein mochte –, stürmte sie ins Haus und eilte zum Fahrstuhl. Kaum öffneten sich die Türen, sprang sie hinein und betätigte den Knopf zum manuellen Schließen der Türen. Als sie aufschaute, sah sie Gabe mit entschlossener Miene am Pförtner vorbeirennen, der versuchte, ihn aufzuhalten.
Geh zu, geh zu, geh zu, flehte sie innerlich.
Die Tür schloss sich ganz langsam, und Gabe machte noch einen Satz, aber er kam zu spät. Gott sei Dank. Was machte er überhaupt hier?
Sie stieg aus dem Fahrstuhl und schloss ihre Wohnung auf. Drinnen war es vollkommen still, und sie ließ ihre Handtasche neben der Tür fallen. Es würde noch ein bisschen dauern, bis Caroline nach Hause kam, und wahrscheinlich würde sie später noch ins Vibe gehen, um Brandon zu treffen.
Sie zuckte zusammen, als es laut an der Tür klopfte. Dann seufzte sie. Sie hatte den Ausdruck auf Gabes Gesicht gesehen und wusste, dass er nicht einfach wieder gehen würde, nur weil sie ihm mit dem Fahrstuhl entkommen war. Was er wohl wollte?
Mit steifen Schritten ging sie zur Tür, entriegelte das Schloss und riss die Tür auf. Vor ihr stand Gabe. Erleichterung blitzte in seinen Augen auf, und er wollte schon einen Schritt nach vorn machen, als sie ihm den Zutritt verwehrte, indem sie die Tür zur Hälfte schloss.
»Was willst du?«, fragte sie unverblümt.
»Ich muss mit dir reden, Mia«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben nichts zu bereden.«
»Du irrst dich, verdammt noch mal. Lass mich rein.«
Sie steckte den Kopf zur Tür
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