Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
und ins Schwimmbad zu gehen.
Der Fotograf Michael Keferl, der das Foto geschossen hat, berichtet, dass der Schnappschuss kurz nach der Wiedereröffnung des wegen Sanierungsarbeiten vorübergehend geschlossenen Bades entstand, und versichert, dass das Bild nicht mit Photoshop nachbearbeitet wurde. Die Feiernden nehmen ihr Bad offensichtlich wirklich ernst. Sie haben keine Zeit für so kleinliche Sorgen wie die Frage, ob ein Bademeister sie nach einem Zusammenstoß in der Menge retten könnte oder was passiert, wenn ihr Nebenmann ins Becken pinkelt. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit der Frage, wie sie ihren rosa Schwimmreifen noch in diesen Pool quetschen können.
Ein Kommentator erklärte sehr treffend, dass »ein Bad in diesem Becken die Akustik einer Schulsporthalle mit dem Gefühl kombiniert, sich in lauwarmem Urin zu suhlen«.
Mein erster Gedanke war: So ähnlich muss sich eine Sardine in der Büchse fühlen, ehe der Deckel drauf ist.
35. Mitte Januar in Whittier, Alaska
D ie Stadt Whittier ist durch 1000 Meter hohe Berge vom Rest Alaskas abgeschnitten und den größten Teil des Jahres unter dicken grauen Wolken verborgen. Ohne den Zweiten Weltkrieg würde sie überhaupt nicht existieren. Nachdem die Japaner die Alliierten bombardiert hatten, suchte die U.S .Army nach einem Ort für die Stationierung einer geheimen militärischen Einrichtung – es sollte ein isoliertes Fleckchen sein, idealerweise mit einem eisfreien Hafen und viel schlechtem Wetter, damit es aus der Luft nicht leicht zu erkennen wäre. Die Wahl fiel auf Whittier, das in die Nordostecke der Halbinsel Kenai geschmiegt und vom Festland durch die Kette der Chugach-Berge getrennt ist.
Nachdem der Ort gefunden war, begann die Army mit dem Bau eines Tunnels. Man sprengte eine Röhre in den Granit und stellte bis zum Jahre 1943 einen vier Kilometer langen Tunnel nach Whittier fertig, der zunächst nur von Eisenbahnzügen genutzt wurde. Als Nächstes baute man zwei große Appartmenthäuser für die Bevölkerung.
Zur Blütezeit um das Jahr 1960 herum belief sich die Einwohnerzahl von Whittier auf etwa zwölfhundert Menschen. Doch das währte nicht lange. Nach dem Rückzug der Armee sank die Zahl der Whittiots auf achtzig. Als beim Karfreitags-Erdbeben 1964 dreizehn Menschen ums Leben kamen, war diese Opferzahl gleichbedeutend mit einem ziemlich hohenProzentsatz der Gesamtbevölkerung. 2007 zählte die Stadt immerhin fabelhafte 174 Köpfe, doch weil mehr Leute fort- als hinziehen, wird die Stadt den Höchststand wohl nie wieder erreichen.
Einer der Gründe dafür, dass Whittier keine Bevölkerungsmassen anzog, liegt darin, dass die Stadt bis zur Öffnung des Tunnels für Autos ausschließlich per Schiff oder Eisenbahn erreichbar war. Auch heute noch kann der einspurige Tunnel jeweils nur in eine Richtung befahren werden, außerdem müssen Zug- und Straßenverkehr die Röhre alternierend nutzen. Wenn man dann noch die täglichen Wartungsarbeiten berücksichtigt, gibt es Tage, an denen man bis zu zwei Stunden warten muss, bis man endlich die Gelegenheit bekommt, die 12 Dollar Mautgebühr zu zahlen.
Das geht natürlich nur, wenn der Tunnel auch tatsächlich geöffnet ist. Er wird jeden Abend gegen 23 Uhr geschlossen; trödeln Sie also nicht herum, wenn Sie es am selben Abend noch bis Anchorage schaffen wollen. Als am 11. April 2007ein Erdrutsch die Zubringerautobahn zum Tunnel verschüttete, wurde die Röhre für einen kompletten Monat geschlossen. Viele Einwohner saßen in der Stadt fest. Die T-Shirts mit der Aufschrift » POW – PRISONER OF WHITTIER «, die in der Zeit vor der Öffnung des Tunnels für den Straßenverkehr gern und häufig getragen worden waren, bekamen eine völlig neue Bedeutung.
Die Begich-Tower, die einzigen Apartmenthäuser der Stadt; hier wohnen die meisten Einwohner Whittiers
Whittier verfügt über einen wundervollen Wanderweg und eine vielfältige Fauna, aber Sie sollten Ihren Aufenthalt umsichtig planen. Von November bis Februar gibt es im Städtchen kein direktes Sonnenlicht, dafür liegen oft bis zu sechs Meter Schnee.
36. Onondaga Lake
D as fünfzehnte Jahrhundert war eine gute Zeit für den Onondaga Lake, einen knapp 12 Quadratkilometer großen See nordwestlich von Syracuse im Bundesstaat New York. Damals spielte der See eine wichtige Rolle für die Stämme der Irokesen. Die glücklichen Zeiten endeten im neunzehnten Jahrhundert, als der See zur Touristenhochburg mutierte, umgeben von Hotels und
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