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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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der Wildnis. Nichts wird Sie mehr zurückhalten. Leben! Leben!«
    Alex schaut Leslie an, und die beiden brechen in Gelächter aus. Der Doktor ist eindeutig wahnsinnig, und angesichts der Vergeblichkeit ihrer Mission, gepaart mit den Kosten, dem Jetlag und den in drei Jahren angesammelten schmerzhaften Enttäuschungen, bleibt ihnen nur noch Taumel.
    Ehe Alex es sich jedoch versieht, hat er kein Hemd mehr an, und während die anderen zuschauen, sticht ihm Dr. Kiš ohne ein warnendes Wort und ohne jedes Zögern eine sehr große, altmodische Spritze hinten in den rechten Arm. Sofort ist die ganze Albernheit kaum eine Erinnerung mehr. Es ist erstaunlich schmerzhaft; die Empfindung dringt Alex bis ins Mark seiner Knochen, und während er noch den Schmerz verarbeitet, holt Kiš eine weitere, ebenso große Spritze hervor, um Alex ihren Inhalt in den Hals zu injizieren, in erschreckender Nähe zur Drosselvene. Alex’ Herz jagt; er hört seinen eigenen Schrei, der wie das Jaulen eines in der Falle gefangenen Fuchses klingt. Ihm kommt in den Sinn, dass er gerade ermordet wird.
    Als der Schmerz nachlässt, sagt er: »Das macht keinen großen Spaß«, um sich tapfer zu geben.
    »Seien Sie froh, dass Sie nicht zwei Jahre früher da waren«, sagt Reggie. »Da haben wir die Injektion nämlich direkt in den Schniedel verpasst.«
    Bevor Alex darauf reagieren kann, klatscht Dr. Kiš ihm die Hand übers linke Ohr und drückt ihm den Kopf nach unten, um ihm die letzte und qualvollste Injektion zu geben – hinter dem Ohr. Während der Doktor die Nadel herauszieht, tritt er einen Schritt zurück und blickt so drein, als hätte er Alex gerade im Fechtkampf besiegt.
    »Jetzt sind Sie fertig zum Gehen«, sagt der Doktor auf Englisch. Seine mit starkem Akzent ausgesprochenen Worte summen wie Fliegen.
     
    Als Nächstes ist Leslie an der Reihe, und welche Tortur sie erwartet, ist kein Geheimnis, da sie Alex’ Qualen gerade mit eigenen Augen gesehen hat. Während er sein Hemd zuknöpft, schüttelt sie den Kopf und sagt: »Tut mir leid, aber das werde ich mir definitiv nicht zumuten. Das schaffe ich einfach nicht.«
    »Dann wirkt es nicht«, sagt Alex. Er spürt Hitze durch seinen Körper strömen, beunruhigend, fast gewaltsam, doch er reagiert nicht, damit Leslie nicht noch mehr Gründe hat, Angst zu haben.
    »Es tut mir leid, Liebling, ganz ehrlich. Aber …« Leslie macht eine hilflose Geste.
    Offenbar kennt Dr. Kiš bestimmte Sätze für Situationen, die oft auftreten, denn er sagt wieder auf Englisch: »Keine Rückerstattungen möglich.«
    »Ihre Rückerstattungen können Sie sich wer weiß wohin stecken«, sagt Alex und hält dem Doktor den Finger vor die Nase. Dann wendet er sich an Leslie, holt tief Luft, um sich zu beruhigen, und sagt: »Es tut bloß zwei Sekunden weh.«
    »Alex, du hast geschrien.«
    »Aber jetzt schreie ich nicht mehr. Darauf kommt es an.«
    »Ehrlich? Kommt es darauf an? Niemand schreit ewig.«
    »Les …«
    »Solche Schmerzen halte ich nicht aus.« Leslie tut einen Schritt auf die Tür zu, worauf Reggie direkt vor sie tritt, um ihr den Weg zu verstellen.
    »Gehen Sie ins Nebenzimmer, wenn das klappen soll«, sagt Reggie zu Alex.
    »Fort! Fort!«, sagt Kiš und wedelt mit der linken Hand. In der rechten, die herabhängt, hält er eine neue Spritze.
    »Leslie, bitte«, sagt Alex. »Wir sind von so weit her gekommen. Mach nicht so ein Theater.«
    »Gehen Sie einfach«, sagt Reggie. »Rasch. Wenn Sie hierbleiben, regt sie sich bloß noch mehr auf.«
    »Halten Sie die Klappe, Sie Volltrottel«, sagt Leslie. Sie versucht, ihn wegzuschieben, doch trotz seiner dürren Gestalt und seiner scheinbar völlig fehlenden Ernsthaftigkeit weicht er keinen Fingerbreit.
    »Also, Leslie«, sagt Alex und bewegt sich auf sie zu. »Können wir das jetzt einfach hinter uns bringen?«
    »Ich will weg hier«, sagt sie und wendet sich ihm zu. In ihren Augen liegt eine tiefe Verletzung. »Du solltest mir eigentlich helfen, du solltest auf meiner Seite stehen, nicht auf der von denen da.«
    Er legt ihr die Hände auf die Schultern und zieht sie behutsam an sich. »Alles wird gut«, flüstert er ihr ins Haar.
    Sie schüttelt verneinend den Kopf, zuerst traurig, dann mit zunehmendem Nachdruck, und schließlich mit einer Vehemenz, die fast hysterisch ist.
    »Nebenzimmer«, sagt Kiš.
    Reggie führt Leslie zur Untersuchungsliege zurück und deutet mit dem Kinn zur Tür, durch die Alex verschwinden soll. Der tut, wie ihm geheißen, und findet sich

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