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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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    Der Geschmack ist so merkwürdig, dass man ihn nicht einmal als abstoßend bezeichnen kann – er erinnert sie an nichts, was sie je geschmeckt haben, und ist deshalb mit keinem verbotenen Geschmack verknüpft. Er ist nicht salzig; er ist weder bitter noch faulig. Es gibt keine Worte, um ihn zu beschreiben – außer dass beide hoffen, nie wieder etwas Ähnliches in den Mund nehmen zu müssen. Sie lassen die leeren Glasröhrchen in den Blechmülleimer neben dem Waschbecken fallen. Das entstehende Geräusch klingt wie Schüsse.
    »Mein Atem schmeckt noch immer komisch«, sagt Alex. Er atmet heftig aus, und Leslie schnuppert in die Luft.
    »Igittigitt«, sagt sie. »Aber? Es ist mir egal.« Sie atmet in ihre eigene Handfläche und schnuppert. Und dann geht sie in die Hocke und uriniert auf den Badezimmerboden.
     
    Am Morgen weckt der Mann von der Rezeption sie um acht Uhr über das Telefon. Die beiden begutachten die Verheerung des Zimmers und die Verheerung ihrer Körper – zerfetzte Laken, umgestürzte Sessel und Tische, verbogene Vorhangstangen, Kratzer, Blutergüsse, Bissspuren.
    Alex sagt: »Was immer als Nächstes geschieht, ja was den Rest meines Lebens geschieht, diese Nacht …«
    »Ich weiß«, sagt Leslie. »So geht es mir auch. Un-zwei-deutig.«
    »Mein Schwanz ist taub.«
    »Da bist du noch gut dran. Überall, wo du eingedrungen ist, pocht es.«
    »Überall?«
    »Überall.«
    Sie duschen, ziehen sich an, packen und machen einen Versuch, das Zimmer in Ordnung zu bringen, aber das ist hoffnungslos. Daher hinterlassen sie den Reinigungskräften ein stattliches Trinkgeld und rufen bei der Rezeption an, um ein Taxi zum Flughafen zu bestellen. Ljubljana ist verlassen und sieht im pappgrauen Regen trostlos und irgendwie unbeständig aus. Auf das Art-déco-Zentrum der Stadt folgen realsozialistische Vororte, auf die wiederum offene Felder, im Wechsel mit dichten Waldstücken, wo die Kiefern und Fichten so dunkelgrün sind, dass sie fast schwarz aussehen. Am Flughafen herrscht keinerlei Autoverkehr. Es kommt den beiden erstaunlich und geradezu unwirklich vor, dass der Flughafen einer Hauptstadt – selbst der eines Landes, von dem die meisten Leute nie gehört haben – so ruhig sein kann.
    Der Abflug nach München verzögert sich wegen starker Winde, und während die Maschine auf dem Rollfeld steht, beobachtet Leslie, wie einer der offenen Kleinbusse in einem Bogen um das Feld fährt, um Passagiere zu einem Aeroflot-Jet zu bringen. Plötzlich springt eine Frau in den Zwanzigern, in einem engen Rock und mit turmhohen High Heels, aus dem Bus, taumelt und fällt auf die Knie, steht jedoch wieder auf und läuft los. Wenig später springt ein Mann aus dem Bus und rennt hinter ihr her.
    Was ist da los? Leslie reckt den Hals, um etwas zu sehen – sie hat die Vision, dass die Frau durch die Kraft eines Düsentriebwerks vom Rollfeld gehoben, in die wirbelnde Turbine gesaugt und davon verschlungen wird –, doch nun kann der Flug nach München beginnen, und ihre eigene Maschine biegt scharf auf die Startbahn ein.
    Die Stewardess in ihrem nicht ganz türkisfarbenen Blazer leidet an einer Erkältung. Auf der anderen Seite des Mittelgangs sitzen zwei ältere Nonnen; die eine ist dünn und tröstet ihre füllige Gefährtin, die unverhohlen weint, geradeaus starrt und keinerlei Versuch macht, ihr Gesicht zu verhüllen.
    »Was haben die denn?«, flüstert Leslie.
    »Keine Ahnung. Nonnen haben auch Probleme. Aber weißt du, was mir noch rätselhafter vorkommt? Seit wann fliegen Nonnen erste Klasse?«
    »Übrigens«, sagt Leslie, »die Grundel frisst ihre Jungen.«
    Sie haben die Starterlaubnis erhalten. Die Turbinen dröhnen, und die Landschaft saust vorbei. Auf Flügen ist das immer ein schwieriger Moment für Leslie, und Alex nimmt ihre Hand, um sie zu beruhigen. Als sie in die Höhe steigen, sieht es aus, als würde der dichte Wald abstürzen.
    »Ich glaube, ich bin schwanger«, flüstert Leslie.
     
    Eine Schwangerschaft ist eine völlig natürliche Angelegenheit, aber sie besitzt auch einen gewissen Science-Fiction-Aspekt: Ein Samen wird in eine fast unsichtbare Eizelle eingepflanzt, worauf im Körper der Frau eine annähernde Kopie des Mannes oder der Frau zu wachsen beginnt. Die Brüste schwellen an, die Hüften werden breiter, die Wangen rosig, Stimmungsschwankungen treten auf. Eine Schwangerschaft ist nichts für ängstliche Gemüter.
    Schwanger zu sein kann zu den weiblichsten Dingen gehören, die eine Frau

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