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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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Nachtwind bewegen, hat sie eine deutliche, durchdringende Erinnerung daran, wie Sonnenlicht durch das Gitter ihrer Wimpern schien, als eine der Nannys – Mercedes? – sie mit der Hand zwischen den Schulterblättern angeschoben hat, um sie auf der Schaukel neben Adam in Schwung zu bringen. »Wir fliegen, wir fliegen«, hat Adam gesagt, während Mercedes sich flüsternd mit ihrer Freundin unterhalten hat, einer anderen Nanny, die mit ihrem in seinem Buggy schlafenden Schützling neben ihr stand. »Ich hab so Angst«, hat Mercedes beklommen gesagt, »ich sehe nämlich, was die essen.«
    Lautlos rast ein Streifenwagen mit blitzendem Rotlicht von Osten nach Westen durch den Park, und auch Alice geht im Zickzack nach Westen. Sie spürt, wie die feuchte Kühle durch ihre Sneakers dringt. Bald ist sie auf einem langen, breiten, gepflasterten Weg, an dem auf beiden Seiten Bänke stehen. Vorübergehend kommen die riesigen Apartmenthäuser vom Central Park West in Sicht; ihre Fenster leuchten zart im Dunkeln.
    Bevor sie es sich versieht, hockt sie hinter einem großen Strauch, hat die Hose heruntergelassen und stößt einen langen, erleichterten Seufzer aus, während ihr Urin auf die gefrorenen Blätter prasselt und eine Dampfwolke mit einem intensiven, sämigen Geruch aufsteigt. Sie kann kaum glauben, dass sie so etwas tut, und dennoch kann sie nicht aufhören. Die Erleichterung ist größer als die Seltsamkeit ihres Tuns und auch größer als die ständige Furcht, entdeckt zu werden. Alice starrt geradeaus und leert ihre Gedanken zusammen mit ihrer Blase. Sie schließt die Augen, um sich in der vertrauten inneren Dunkelheit zu entspannen, die ihr Selbst ist, ihr essenzielles, privates Selbst.
    Doch dieser innere Besitz, der immer ihr Refugium gewesen ist, wird plötzlich heimgesucht von einer heimtückisch grinsenden, knurrenden Gestalt … der ihrer Mutter. Ihre Mutter! Deren hellgrüne, viel zu intensive Augen. Der frische Duft von blumigem Parfüm. Das Zifferblatt ihrer Armbanduhr, das auf einer Woge aus kastanienbraunen Härchen schwebt … Die Frau, der Alice nach allen biologischen und kulturellen Maßstäben vertrauen sollte.
Ich sehe nämlich, was die essen
, hat die Nanny gezischt.
    Alice öffnet die Augen und verbannt die Erinnerung. Doch die Erleichterung der kühlen Dunkelheit wird sofort revidiert durch das Geräusch von
irgendetwas
, das hinter ihr rasch atmet. Japsend zieht sie ihre Hose hoch, doch in ihrer Hast stolpert sie über die eigenen Füße und fällt auf die Knie.
»Au, au, au«
, wimmert sie. Wo ihr Hosenbein sich nach oben geschoben hat, ist ein kleiner Streifen nackte Haut zwischen dem Saum und dem Rand ihrer Socke, und sie spürt, wie dort etwas Kaltes und Lebendiges ihre Haut berührt. Mit einem Aufschrei dreht sie sich um, um zu sehen, was das gewesen ist.
    Ach. Ein kleiner, struppiger weißer Hund mit roten Kaninchenaugen und schief stehenden Ohren, der eifrig hechelt, wie Hunde es tun, wenn sie meinen, einen Freund gefunden zu haben. Er hat etwas merkwürdig Dringliches an sich, als müsste er eine wichtige Verabredung einhalten und wäre zu spät dran. Alice streckt die Hand nach dem Hund aus, der sich vorsichtig ein kleines Stück weit auf sie zubewegt. Instinktiv stürzt sich Alice auf ihn und packt ihn mit der Faust am Genick.
Essen.
Das ist eigentlich kein Gedanke, sondern eher so, wie einen Befehl zu hören, ausgesprochen von einer Kreatur, die in ihrem Innern lebt, kein Mädchen und kein Junge, kein Mensch und kein Tier, einfach eine Kreatur, etwas Lebendiges, sozusagen die Essenz des Lebens, bevor es in verschiedene
Formen
des Lebens aufgeteilt wurde. Sie starrt auf das zappelnde Hündchen. Sein rosa Bauch ist mit Kratzern übersät, sein Fell ist schmutzig und staubig. Es kleben so viele Zweiglein und Blätter an ihm, dass man sich nicht wundern würde, wenn Vögel Eier auf ihm legen würden. Sein durch die Furcht erregter Penis schiebt sich feucht und rot glänzend aus seiner Fleischhülle. Alice führt ihn immer näher an ihren Mund; sie kann ihn praktisch schon schmecken. »Nein, nein, nein«, sagt eine Mädchenstimme, und sie braucht einen Moment, um zu erkennen, dass diese Stimme ihre eigene ist. Mit einem gequälten Schrei lässt sie das Hündchen fallen. Es landet auf der Seite, richtet sich zappelnd auf, und statt um sein Leben zu rennen, nähert es sich wieder Alice, reibt den Kopf an ihrem Arm und gibt ein hohes, flehendes Wimmern von sich.
    Es rennt einen Meter weg,

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