Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
Vom Netzwerk:
nie in seinem Kopf gebildet haben und die eine magische Kraft zu haben scheinen, eine Art Zauberformel, die alle Schleusen öffnet und ein inneres Meer an Emotionen freilässt. Einen Moment später ist Adams Gesicht brennend heiß, da der instinktive Überlebenstrieb ihn völlig überwältigt hat.
    Wie er es in zahllosen anderen Nächten getan hat, beruhigt er sich, indem er die Augen schließt und seine Atemzüge zählt. Indem er so seine Gedanken besänftigt, erhält sein Körper eine Chance, sein Bedürfnis nach Ruhe geltend zu machen. Adam versinkt so plötzlich im Schlaf, als wäre er von einer Klippe gefallen.
    Er träumt von seinem Vater. Der isst Fleisch, das in einer Lache schwimmt, die … tja, Alex nennt es Soße, aber Adam würde sagen, es ist Blut.
    Wie viel Zeit wohl vergeht? Eine Minute? Fünf? Adam erwacht, als sein Handy in der Tasche seiner Jeans läutet, die über dem Fußende des Betts hängt.
O bitte, lass das Alice sein.
Er blickt auf das Display.
Ja!
    Sie hat ihm eine SMS geschickt:
Wo bist du?
In der Dunkelheit – je älter er wird, desto schärfer werden seine Augen – schreibt er zurück:
@ m medoff 400 e 21 alles ok
? Er umklammert das Telefon und starrt auf den kleinen Bildschirm, während dieser langsam dunkel wird. Endlich antwortet Alice:
Gehe in park.
Alex reagiert sofort:
Was für 1 park?
? Er schüttelt das Telefon, als könnte er damit die Antwort seiner Schwester beschleunigen, aber das Display wird wieder dunkel, und diesmal bleibt es so.
     
    Alex Twisden zwingt sich, ungezwungen dahinzugehen. Den bewusstlosen Körper von Xavier hat er sich über die Schultern gelegt. Alex will aussehen wie ein Mann, der nach einem feuchtfröhlichen Abend seinen besoffenen Kumpel nach Hause trägt, und für diese Maskerade ist zweierlei entscheidend: ein steter Schritt und ein ruhiger Gesichtsausdruck. Er geht auf der Madison Avenue nach Norden, auf einer Strecke mit wenigen Restaurants und Clubs, wo praktisch niemand auf der Straße ist. Wenn er doch jemandem begegnet – zum Beispiel einer kleinen Frau mit Stachelfrisur, die einen ziemlich lecker aussehenden Dackel spazieren führt, und ein paar koreanischen Geschäftsleuten in angeregter Unterhaltung –, presst er die Lippen aufeinander und nickt brüsk, was zum universellen Symbol für
Ich sehe dich, und ich sehe, dass du hierhergehörst, genau wie ich
geworden ist.
    Alex zählt auf die Wahrscheinlichkeit, dass der Taxifahrer kein Interesse hat, den Rest seiner Schicht zu opfern, indem er den Überfall der Polizei meldet, und stattdessen weiter durch die Straßen von New York kurvt, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Als ein anderes Taxi auftaucht, hebt Alex die Hand, um es anzuhalten.
    Im selben Augenblick kommt Xavier allmählich wieder zu Bewusstsein. Es ist, als würde er langsam aus dem tiefsten Teil des Meeres aufsteigen, einem Meer, das nicht mit Wasser gefüllt ist, sondern mit klatschnassen Tüchern, Schlamm, Gesichtern … Er öffnet die Augen und sieht undeutlich eine auf dem Kopf stehende Welt. Eines weiß er: jemand hält ihn fest. In der Hoffnung zu entkommen, windet er sich, wodurch seine Geldbörse aus der Innentasche seiner Lederjacke auf den Bordstein hunderttausend Meilen weiter unten fällt.
    Alex, der zwischen dem Bordstein und einer Straßenlaterne steht und spürt, wie seine menschliche Last sich regt, sagt in dem tröstlichsten Tonfall, den er zustande bringt: »Ganz ruhig, Kumpel, ich bringe Sie nach Hause.« Das Taxi hält vor den beiden.
    »Man hat mich überfallen«, sagt Xavier. »Wer sind Sie?«
    »Ein Freund. Sagen Sie mir einfach, wo Sie wohnen.«
    Xavier nennt Alex seine Adresse, und als er danach gefragt wird, verrät er auch die Wohnungsnummer. Während Alex nach der Tür des Taxis greift, dreht er sich rasch so zur Seite, dass Xaviers Kopf mit beträchtlichem Schwung an den dicken Metallpfosten der Straßenlaterne kracht, was ihn wieder in die Bewusstlosigkeit stürzt – oder ihn vielleicht sogar umbringt, das weiß Alex nicht so genau.
    »Puh«, sagt der Fahrer, als er den Zustand von Alex’ Begleiter sieht. Es ist ein junger Mann, auf dessen Arme und Hals Drachen und chinesische Schriftzeichen tätowiert sind. »Sie wollen in ein Krankenhaus?«
    »Nein, das ist nicht nötig«, sagt Alex jovial. »Manche Leute sollten eben gar nichts trinken.«
    »Wem sagen Sie das«, sagt der Fahrer und stellt den Taxameter an. »Wohin geht’s?«
     
    Nach Anbruch der Dunkelheit ist Alice noch nie allein

Weitere Kostenlose Bücher