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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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Kinder kümmert, als wir es tun. Niemanden. Aber ich glaube, hier geht es um eine ganz andere Frage, Mr. Medoff: Was ist das für ein Lehrer, der seine kleine Wohnung in ein Clubhaus für zehnjährige Jungs verwandelt?«
    Die beiden Männer schweigen einen Moment, und in der Stille hört Michael ein leises Klicken. Adam hat die Tür des Schlafzimmers abgeschlossen.
    »Ich finde Ihren Tonfall beleidigend«, sagt Michael. »Und ich finde …«
    Aber er hat keine Chance, alles aufzuzählen, was ihn stört, weil Twisden ihn am Pullover gepackt hat und nun an die Wand stößt, auf die er mit einem äußerst schmerzhaften Krachen prallt.
    »Adam?«, ruft Twisden mit erstaunlich ruhiger Stimme, während er Michael gleichzeitig an die Wand presst.
    Die Blicke beider Männer richten sich auf die Schlafzimmertür, doch Adam schweigt.
    »Ich sorge dafür, dass man Sie rausschmeißt«, flüstert Twisden Michael zu.
    »Und ich sorge dafür, dass man Sie festnimmt«, sagt Michael.
    Twisden versetzt Michael einen letzten Stoß, dann tritt er zur Schlafzimmertür. Er ergreift den Türknauf, der sich jedoch kaum bewegt. »Adam, bitte komm raus. Jetzt. Du musst jetzt rauskommen.« Er wartet, lauscht, rüttelt erneut am Knauf und tritt schließlich einen Schritt zurück, um seine Schulter gegen den Rand der Tür zu rammen. Seinem Gesicht ist die dazu nötige Anstrengung kaum anzusehen, und trotzdem splittert der Türrahmen. Lässig, als wäre das eine völlig akzeptable und normale Methode, einen Raum zu betreten, greift er durch das entstandene Loch und öffnet das Schloss auf der Innenseite. Bevor er das Schlafzimmer betritt, bürstet er sich Splitter und Staub von der Schulter und dem Ärmel seines Jacketts.
    Das Schlafzimmer ist von Schatten erfüllt, die in chaotischen Winkeln hierhin und dorthin fallen. Eine Nachttischlampe ist auf den Boden gestürzt und verwandelt Schuhe in Hügel und Stühle in Wachtürme. Die weißen Baumwollvorhänge huschen und tanzen vom offenen Fenster weg. Adam ist geflohen.
    »Ich rufe jetzt die Polizei«, sagt Michael, während Alex zum Fenster geht, es aufreißt, so weit es geht, und nach oben und unten späht. Gleich neben dem Fenster verläuft die verrostete, mit Taubendreck besprenkelte Feuerleiter.
    »O Gott«, sagt Alex und fährt sich mit der Hand durch den dichten Haarschopf. »O bitte. Mein kleiner Junge! Mein Sohn!«
    Mit erstaunlicher Gewandtheit schlüpft er aus dem Fenster, stellt sich auf die Feuerleiter und blickt aufwärts, abwärts und zu beiden Seiten, aber Adam ist offenbar nirgendwo zu sehen. Er steigt wieder ins Schlafzimmer und schüttelt den Kopf.
    »Es läutet«, sagt Michael. Er streckt Twisden das Telefon hin.
    »Weshalb sollte ich Angst vor Ihnen haben?«, sagt Twisden. »Nach allem, was ich in meinem Leben geleistet habe, wie könnte ich da jemals die Zeit und Energie aufbringen, Angst vor Ihnen zu haben?« Nach diesen Worten drängt er sich an Michael vorbei, wobei er dafür sorgt, diesen anständig anzurempeln. Fast stößt er ihn zu Boden.
    »Arschloch«, sagt Michael relativ ruhig, beruhigt durch das Wissen, dass Twisden das Gebäude praktisch schon verlassen hat. Hastig sperrt er hinter ihm die Wohnungstür ab und wendet sich dann der Tür zum Schlafzimmer zu, um den verursachten Schaden zu begutachten.
    Als er schließlich ins Schlafzimmer tritt, sitzt Adam vor Angst zitternd auf der Bettkante.
    »Wieso hast du mich angelogen, Adam?«
    Hilflos und verängstigt blickt der Junge zu ihm hoch und schüttelt den Kopf.
    »Ich glaube, ich habe gerade einen großen Fehler gemacht. Ich hätte …«
    »Nein«, sagt Adam. »Das dürfen Sie nicht.«
    »Das darf ich, und das muss ich tun. Er ist dein Vater. Ich werde ihn anrufen, und dann bringe ich dich nach Hause. Das ist ja völlig irre.« Er greift nach Adam, um ihn vom Bett zu ziehen.
    Doch der Junge ergreift mit beiden Händen Michaels Hand und drückt sie an seine Wange. Er kneift die Augen zu und presst die Lippen aneinander.
    »Adam?«
    »Die werden uns umbringen.«
    So etwas sagen Kinder, wenn sie Angst haben, dass man sie auf ihr Zimmer schickt, ihnen Hausarrest erteilt oder ihnen für eine Woche ihren iPod wegnimmt. Aber Michael weiß, dass Kinder das in manchen Fällen – nicht so selten, wie man sich gern vorstellen würde – auch sagen, wenn sie tatsächlich und berechtigt Angst davor haben, durch die Hand genau jener Menschen Schaden zu erleiden, die sie nach den Maßstäben der Natur und des Gesetzes eigentlich

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