Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
wurden spezielle Trainingsmethoden entwickelt, einfach, um ihre Tötungen identifizieren zu können.
Harmony holte ein paar Latexhandschuhe aus ihrer Tasche und zog einen davon an, bevor sie den Boden berührte. Sie fuhr mit den Fingern über den Blutfleck und roch dann daran. Sie fand nichts als den fauligen Geruch alten Blutes.
Sie verzog das Gesicht, stand auf und blickte erneut auf den Blutfleck hinab.
»Hat die Spurensicherung irgendwelche Hinweise gefunden?«
»Nein. Außer dem Blut und der Leiche haben wir gar nichts.« Grasse seufzte. »Wir hatten gehofft, dass die Meinung eines Breeds uns auf die richtige Fährte bringen könnte.«
Harmony schüttelte den Kopf. Wer auch immer den Mord begangen hatte, war sorgfältig vorgegangen, und besonders sorgfältig, um ihre Technik nachzuahmen.
»Der Mord ähnelt mehreren Taten, die in den letzten paar Jahren überall in den Staaten verübt wurden«, bemerkte Grasse daraufhin. »Die Opfer waren immer angebliche Kinderschänder, gegen die die Polizei nicht genug Beweise sammeln konnte. Wir könnten es hier mit einem Serienrächer zu tun haben.«
Oder mit einem Nachahmungstäter, der einen Plan verfolgte.
Harmony hob den Blick zu Lance und sah, wie er den Kopf schief legte und sich konzentrierte. Was dachte er? Manchmal konnte sie schwören, er lausche auf etwas, was niemand sonst wahrnahm.
»Dieser Mord ist anders«, antwortete sie schließlich. »Der Schnittwinkel, die Tiefe und die Vorgehensweise. Das war ein Nachahmungstäter.«
Grasse kniff die Augen zusammen, als Lance ihr einen warnenden Blick zuwarf.
»Wie gesagt, mit Messern kenne ich mich aus.« Harmony zuckte die Achseln. »Und ich beschäftige mich mit Messermorden. Glauben Sie mir, der hier ist anders. Ihr Coroner wird Ihnen das bestätigen, wenn er sich die Mühe macht, sich die anderen Morde genau anzusehen. Ich weiß nicht, womit Sie es hier zu tun haben, aber es ist nicht die Tat eines Rächers.«
Es sah mehr nach einer Inszenierung aus.
Grasse atmete müde aus. »Der Coroner hat auf Director Wyatts Anregung hin schon begonnen, sich die anderen Morde anzusehen. Er war es, der auf diese Möglichkeit hinwies.«
Warum sollte Jonas das tun?
Harmony hielt den Kopf gesenkt und blickte auf den dunklen Fleck am Boden, während sie versuchte, die Bemerkung der Polizistin zu verarbeiten.
»Sind das Kopien der Tatortfotos, Katie?«, fragte Lance daraufhin. »Dann würde ich sie gern behalten. Vielleicht kann Harmony sie sich später noch mal ansehen und etwas entdecken.«
»Ja, es sind Kopien.« Sie reichte ihm die Mappe. »Ich hoffe sehr, dass Sie etwas finden. Bert Feldon war nicht sehr beliebt, aber bis zu seiner Verurteilung hatte er das Recht zu atmen.«
Nur wenn er unschuldig war, hatte er das Recht zu atmen, aber diesen Gedanken behielt Harmony für sich. Im Moment ließ sich das unmöglich entscheiden.
»Haben Sie bei ihm zu Hause irgendwas gefunden?«, fragte sie stattdessen die Polizistin.
Sheriff Grasse schüttelte den Kopf. »Alles sauber.« Dann sah sie auf die Uhr und atmete geräuschvoll aus. »Ich muss jetzt los, aber wenn ihr sonst noch irgendwas braucht, meldet euch.«
»Danke noch mal, Katie, und grüß Ben von mir.« Lance nickte, als sie zum Abschied die Hand hob und sich umdrehte.
»Von mir aus können wir gehen«, sagte Harmony, als die Polizistin in ihr Fahrzeug stieg. Harmony weigerte sich, Lance anzusehen, während sie zu seinem Raider ging.
»Würde Jonas versuchen, dir was in die Schuhe zu schieben, Harmony?« Lance’ Frage überraschte sie nicht.
Sie öffnete die Tür des Raiders, schwang sich auf den Sitz und fuhr sich müde mit den Fingern durchs Haar.
»Ich will verdammt sein, wenn ich noch weiß, was Jonas tun würde.« Sie seufzte. »Aber er hat den Mord nicht ausgeführt.« Er konnte ihn jedoch beauftragt haben.
Auf der Fahrt zurück nach Broken Butte blieb Harmony schweigsam. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr Blick glitt über die Landschaft vor dem Fenster.
Mit Lance in dem Raider gefangen zu sein war die Hölle angesichts der Erregung, die sie quälte, und machte klares Nachdenken nahezu unmöglich.
Sobald Lance den Raider vor seinem Haus parkte, sprang Harmony aus dem Wagen und marschierte um das Fahrzeug herum.
»Ich habe den Mord nicht begangen«, erklärte sie, während der Ärger in ihr hochkochte. Ärger und Erregung, Frust und Wut – das alles stieg in ihr auf, zusammen mit dem Begehren, das an ihr zehrte.
»Das habe ich auch niemals
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