Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
bist du losgegangen?« Er ging zu ihr und stellte sich direkt vor sie, dann packte er ihr Messer und zog es aus der Scheide.
»Bei Sonnenaufgang.«
Harmony sah, wie er die Klinge untersuchte, mit den Fingern darüberglitt und die Schneide prüfte, bevor er den Blick hob und auch sie aufmerksam musterte.
Seine Kiefermuskeln spannten sich an, während er sie beobachtete.
»Was ist los, Lance?« Sie richtete sich langsam auf. Sie erkannte einen Anflug von Misstrauen in seinem Blick, eine zornige Flamme brannte darin.
»Warst du bei Tommy Masons Haus?«, fragte er schließlich.
»Bei Mason?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Warum sollte ich zu Mason gehen? Er hat noch nichts getan.«
»Mach darüber keine Witze, verdammt!« Seine Faust schloss sich um den Griff des Messers. »Warst du dort?«
»Nein, Lance, ich war nicht dort.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Warum?«
»Mach dich frisch. Mason wurde ermordet. Seine Frau und sein Sohn waren im Keller eingesperrt, und ihm wurde kurz nach Tagesanbruch die Kehle durchgeschnitten. Wir fahren sofort hin.«
Harmony wurde steif vor Schreck, als sie das hörte.
»Und du glaubst, ich war das?«, fragte sie vorsichtig. »Ich hab dir doch gesagt, ich war nicht dort, Lance. Reicht das nicht?«
Wenn nicht, würde sie ihm ganz bestimmt nicht erzählen, wen sie getroffen hatte. Verdammt. Sie hätte es besser wissen sollen, als an vollkommenes Vertrauen zu glauben, dachte sie bitter. Liebe. So ein Schwachsinn. »Mir reicht es«, gab er zurück, aber sie merkte, dass das nicht ganz stimmte. »Jonas wird es nicht reichen. Jetzt mach dich frisch.« Während er die Aufforderung wiederholte, gab er ihr das Messer zurück. »Wir müssen uns den Tatort ansehen.«
Sie nahm das KA-BAR und steckte es langsam in die Scheide. »Ich mach mich fertig.« Sie trat zurück und hob das Kinn, während sie ihre Enttäuschung, ihren Schmerz verdrängte. »Ich werde mich sogar beeilen.«
Lance sah ihr hinterher, und seine Brust schnürte sich schmerzlich zusammen, während er in der Luft um ihn nach den Antworten suchte, die er brauchte. Es war merkwürdig still. Es gab kein Echo von Schreien oder von Unschuld, als hätte der Wind ihn verlassen. Sie würde ihn nicht anlügen, aber das hielt Jonas nicht auf. Und jetzt, da er das Flüstern in der Luft brauchte, war es verschwunden.
Gott, war das nicht wieder typisch. Er glaubte nicht, dass sie das Verbrechen tatsächlich begangen hatte. Nachdem sie es verneint hatte, wusste er, dass sie es nicht gewesen war. Aber jemand anders war es gewesen, und dieser Jemand war verdammt entschlossen, es Harmony in die Schuhe zu schieben. Lance knirschte mit den Zähnen, als er sich zwang zu duschen, anstatt Harmony zu folgen.
Was um alles in der Welt sollte er jetzt tun? Er hatte sie fragen müssen, er hatte wissen müssen, ob sie es getan hatte. Nicht, dass er ihr einen Vorwurf gemacht hätte, wenn sie es gewesen wäre. Er kannte sie, kannte die Dämonen, die von ihr Besitz ergriffen, und er wusste, wie schwer es für sie sein musste.
Jaime Mason war auffällig klein für sein Alter. Er war immer schmutzig und immer verängstigt. Seiner Mutter Liza ging es nicht viel besser. Beide waren zu jung, um zu wissen, wie sie mit der Angst umgehen sollten, die Tommy Mason verbreiten konnte. Und Lance wusste, dass Harmony so etwas nicht mit ansehen konnte. Diese Schwäche und Angst, die Monster so leicht ausnutzten.
Er unterdrückte einen Fluch, beeilte sich beim Duschen und zwang sich nachzudenken. Das alles würde sich in einen Albtraum verwandeln, wenn er nicht verdammt vorsichtig war. Jonas würde sich nicht davon abbringen lassen, diesen Fall gegen Harmony zu verwenden.
Harmony wartete schon auf ihn, als er eine halbe Stunde später in den Flur kam. Sie lehnte in der Küchentür und hatte die Daumen durch den breiten Ledergürtel gesteckt, der ihre Hüften umschloss.
»Gehen wir«, sagte er. »Ich will dort sein, solange alles noch frisch ist.«
Sie folgte ihm schweigend.
»Hast du irgendjemanden gesehen, als du das Haus verlassen hast?«, fragte er, nachdem die Türen des Raiders geschlossen waren.
»Ich habe niemanden gesehen. Ich konnte Jonas’ Spitzel Lawe von der Vorderseite des Hauses riechen, aber ich glaube nicht, dass er mich gesehen hat. Ich wollte nicht, dass mir jemand folgt.«
»Manchmal bist du ein bisschen zu unabhängig«, brummte er. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Na, weil ich ein großes Mädchen bin.« Sie klang
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