Breeds: Tabers Versuchung (German Edition)
Moment, als sie seine Nachricht bekommen und es ihr das Herz zerrissen hatte, hatte sie von ihm geträumt, sich nach ihm gesehnt. War er es nicht, den sie geliebt hatte?
»Ich war bei Dayans Beerdigung«, flüsterte sie und erinnerte sich daran, wie verzweifelt sie sich damals gewünscht hatte, Tabers Trauer zu mildern, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. »Es war, nachdem er mich mit dem Mal gezeichnet hatte. Aber ich weiß noch, wie verzweifelt ich mich nach ihm gesehnt habe, nicht körperlich, sondern weil ich seinen Schmerz nachfühlen konnte.«
»Dayans Tod hat sie alle verändert«, sagte Merinus ruhig. »Weißt du, was mit ihm passiert ist?«
Roni nickte. »Er wurde getötet, als er versuchte, dich zu retten … «
»Oh nein.« Merinus schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang hart. »Das haben wir der Presse erzählt, Roni. Dayan starb durch Callans Hand, weil er versuchte, mich zu töten. Er hat Callans Mutter Maria vor all den Jahren umgebracht, weil sie Callan fast überredet hätte, an die Presse zu gehen, und er war entschlossen, mich aus dem gleichen Grund zu töten.«
Roni glaubte ihr und war nicht wirklich schockiert. Dayan war wahnsinnig gewesen. An dem Tag, an dem er ihr Tabers Nachricht brachte, hatte er sie keuchend und mit vor Lust brennendem Blick gegen die Wand im Schlafzimmer über der Werkstatt gedrückt und ihr angeboten, ihr beizubringen, wie man Taber befriedigte.
»Als er mir Tabers Nachricht brachte, in der stand, dass er mich nicht wollte, hat Dayan versucht, mich anzugreifen«, flüsterte Roni. »Es fühlte sich an wie Messerstiche auf meiner Haut, als er mich festhielt. Nichts hat mir jemals so wehgetan.«
»Tabers Nachricht?« Merinus beugte sich vor und schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich weiß, dass ihr beide eine gemeinsame Geschichte habt, aber ich wusste nicht, was geschehen ist.«
Roni presste die Lippen aufeinander und leckte dann nervös darüber. Sie hatte zuvor noch niemandem erzählt, was passiert war. Verbittert berichtete sie Merinus die ganze Geschichte inklusive der Rolle, die Dayan darin gespielt hatte.
Es war beschämend, sich daran zu erinnern, wie groß ihre Abhängigkeit von Taber in all den Jahren gewesen war. Er hatte sie gerettet und sich um sie gekümmert, anstatt sie zu zwingen, allein zurechtzukommen. Doch schließlich hatte sie gelernt, dass sie das konnte. Sie hatte ohne ihn weitergelebt und gearbeitet und sich langsam etwas Eigenes aufgebaut. Im Moment klammerte sie sich verzweifelt an diesen kleinen Rest Selbstachtung.
»Seitdem war ich Taber nie mehr begegnet«, schloss sie und seufzte tief. »Bis zu dem Moment, als er aus diesem verdammten Hubschrauber stieg und die Situation noch viel schlimmer wurde. Wenn ich das also alles überstehen will, dann muss ich zumindest begreifen, was zur Hölle hier los ist, Merinus. Ich habe Angst, weil mein Körper mich an einen Mann binden will, der mich zerstören kann. Der mich zerstört hat .«
»Puh.« Merinus atmete nachdenklich aus und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Was willst du tun?«, fragte Merinus sie. »Das klingt nicht nach Taber, Roni. Ich kenne ihn. Er hätte dich niemals angerührt – Punkt – , auch wenn er sich nicht nach dir verzehrt hätte. Aber sein Wunsch, dich zu beschützen, war sicher stärker als das Verlangen, das ihn quälte. Das könnte ihn dazu gebracht haben, so zu reagieren.«
»Diese Begründung macht es nicht besser.« Roni schüttelte den Kopf, weil sie wusste, dass Taber vielleicht wirklich nur verzweifelt versucht hatte, sie zu beschützen.
Im Labor des Doktors hatte er es ebenfalls getan. Seine Stimme war heiser gewesen, sein Körper so angespannt vor Wut darüber, was man ihr antat, dass er gezittert hatte. Knurrende, primitive Laute waren aus seiner Kehle gekommen, Worte, die sie kaum verstand, während er ihr alles versprach, was ihm einfiel, als Ausgleich für das, was sie durchmachte.
»Ich muss ihm vertrauen können, Merinus«, flüsterte sie gequält. »Ich brauche mehr als diese verdammte Sucht nach seinem Sperma oder seinen Küssen. Ich brauche seine Liebe … «
Merinus lehnte sich langsam in ihrem Stuhl zurück. »Er muss es dir doch sicher gesagt haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Roni, wenn er dich nicht lieben würde, könnte er dieses Hormon überhaupt nicht freisetzen.«
Roni warf ihr einen ironischen, halb wütenden Blick zu. »Würde ich mir Sorgen machen, wenn er mir gesagt hätte, dass er mich liebt?«
Die Augen der anderen Frau
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