Breeds: Tabers Versuchung (German Edition)
früher auch immer laufen lassen.«
Taber erkannte die Stimme. Es war einer der Söldner, den sie verletzt und gedemütigt vor Jahren hatten laufen lassen nach einer trägen, amüsanten Jagd, die Callan mit ihm veranstaltet hatte.
»Die Regeln haben sich geändert, Brighton«, fuhr Callan ihn an. »Jetzt lassen wir keinen mehr einfach laufen.«
»Callan, wir werden sie erst befragen.« Kane trat ins Zimmer und sah die Breeds misstrauisch an. »Du weißt, worum es geht.«
»Ich weiß, dass sie tot sind.« Alle um ihn herum schienen den Atem anzuhalten, als er das sagte. »Wir schicken sie in Einzelteilen zurück zu ihren Auftraggebern. Haben sie das nicht letzten Monat mit unserer Informantin so gemacht?«
Tabers Kiefer spannte sich bei der Erinnerung daran an.
Die vier Angreifer bewegten sich nervös.
»Kommt schon«, forderte Callan sie heraus. »Zeigt mir, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid. Ich persönlich rieche den Gestank von Feiglingen.«
»Callan … «, warnte Taber ihn. »Beruhige dich, Mann. Wir können uns keine Fehler leisten.«
Ein tödlicher Unfall wäre ein Fehler. »Denk an Merinus und das Baby. Sie müsste ohne dich weiterleben.«
»Callan.« Merinus’ Stimme drang leise und ängstlich zu ihnen.
»Kane, bring diesen Abschaum hier raus. Sperr sie zu den anderen Bastarden, die du gefangen hältst, bis die Müllabfuhrkommt. Dann stellen wir sie raus. Vielleicht in Einzelteilen.«
Die Drohung ließ die Angreifer handeln. Ein gleißendes Licht erhellte die Dunkelheit und blendete Callan und Taber, während die Angreifer zu fliehen versuchten. Die Breeds ließen ihre Waffen fallen und nutzten stattdessen ihre durch die jahrelange Gefangenschaft geschärften Sinne. Sie konnten nichts sehen, aber sie konnten das Böse in ihrer Nähe riechen, hören und schmecken.
Taber riss sein Messer aus der Scheide an seiner Seite, als er den ersten Mann erreichte. Die Waffe schnitt durch sein Fleisch und durchtrennte die Halsschlagader. Das Blut spritzte, als er den Feind zu Boden fallen ließ und sich zu den anderen umdrehte. Das grelle Licht war erloschen, und er stand Roni gegenüber, die ihn mit entsetztem Gesichtsausdruck anblickte.
Wut und Trauer erfüllten ihn, weil er wusste, wie er aussah. Er wusste es, weil er Callan in ähnlichem Zustand gesehen hatte. Seine Zähne waren gebleckt, Blut bedeckte den unteren Teil seines Gesichts und seine Brust. Das Blut eines anderen Mannes. Das Tier genoss den Geruch, das Gefühl, den Feind geschlagen zu haben, und das Wissen, dass diesmal Taber gesiegt hatte. Aber der menschliche Teil seines Wesens war rasend vor Wut und haderte mit dem Schicksal, mit der Gewalt und mit diesem Moment, in dem seine Gefährtin das Tier in ihm gesehen hatte, wie es ein Blutbad anrichtete.
Das gequälte Brüllen, das durch das Haus hallte, war voller Zorn. Er lehnte sich auf gegen die Realität eines Lebens, um das er in der Form niemals gebeten, das er sich niemals so vorgestellt hatte. Es schmerzte ihn, in Ronis Augen den Verlust ihrer Unschuld erkennen zu müssen.
27
Das Brüllen war anders als alles, was Roni jemals gehört hatte. Sie starrte Taber schockiert an, als sein Kopf zurückfiel, seine Brust anschwoll und der primitive Laut des Zorns und der Qual aus seiner Kehle drang.
Alle erstarrten. Die Angreifer lagen tot am Boden. Er hatte keine Gnade walten lassen. Roni hatte keine erwartet, aber sie hatte auch nicht mit dem bitteren, wütenden Schmerz in Tabers Augen gerechnet, als er den Angreifer fallen ließ. Blut war auf seinen Wangen verschmiert, durchtränkte den schwarzen Stoff seines Hemdes und lief in Bächen über den Holzboden zu seinen Füßen.
Gott im Himmel, wie sollte sie diesen Schmerz je lindern können? Sie wollte zu ihm laufen, ihm das Blut abwaschen und ihm zuflüstern, wie dankbar sie war, dass er noch lebte, aber sie stand nur wie erstarrt da, und Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie gerade genau das mit ansah, was Taber sie niemals sehen lassen wollte.
Während sein zorniges Brüllen von den Wänden widerhallte,senkte er den Kopf. Seine grünen Augen funkelten mit einer Intensität, die sie noch nie gesehen hatte, und sein Gesichtsausdruck machte ihr Angst. Er trat mit wenigen Schritten an sieheran, umschlang ihre Hüften und riss sie mit sich zur Tür.
»Taber … « Callans Protest erstarb, als Taber sich mit einem so drohenden Knurren zu ihm umdrehte, dass der andere Mann zurückwich und bedauernd den Kopf
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