Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
Vom Netzwerk:
oder waren all die Bilder
    nur Züge von dir/ das Chaos in Tropfen aus
    Welten der Gier/ mein Wort werd ich schätzen
    war ja schon immer dabei/ hab das Ziel zwar
    verloren bin schlussendlich doch frei/ nein wir
    werden uns nicht treffen auch nicht in der
    Mensa/ denn ich leb ohne Flagge als reiner
    Traumtänzer/ genau wie der Faden tiefrot wie
    das Blut/ mit chemischen Farben tätowier ich
    die Wut/ denn ich mess mich im Lachen/ kann
    Sachen hier machen von denen du nicht mal
    träumst/ und merke du ahnst was du gerade
    versäumst/ denn du bleibst nicht gelassen und
    frisst jeglichen Fraß/ mein Fetisch ist ethisch/
    deiner bleibt Glas.
    - 238 -

    Hier fühle ich mich aufgehoben. Weil sich
    niemand über mein Gelaber, wie die Jungs es
    immer nennen, lustig macht oder nur müde
    abwinkt, wenn ich mal ernstere Themen
    anspreche oder mich am Reimen versuche. Im
    Gegenteil, hier nimmt man ernst, was ich sage.
    Wir diskutieren viel über Theater und was die
    Menschen antreibt. Ich fühle mich als ganzer
    Mensch, weil ich wieder einen Sinn im Alltag
    entdecke, merke, dass es etwas gibt, das mir
    liegt, mich ausfüllt und mir Spaß macht –
    jenseits des Kiffens. Die Leute hier kiffen nicht
    oder nur sehr selten. Ich mache zwar kein
    Geheimnis daraus, dass ich ab und zu einen
    durchziehe, aber es spielt hier keine Rolle. Wir
    haben andere Themen, die uns verbinden. Hier
    beweist man seine Kreativität nicht durch die
    Menge des Haschs, das man raucht.
    Bis Weihnachten gehe ich jede Woche
    mindestens einmal in die Schreibwerkstatt,
    dann endet der Kurs – leider. Mit dem
    Talentiertesten der Teilnehmer freunde ich mich
    in dieser Zeit an. Sven ist der lebende Beweis
    dafür, dass man intellektuell sein kann, ohne
    ein Streber zu sein. Er liest viel und interessiert
    sich für fast alles. Neidlos muss ich
    anerkennen, dass er der bessere Texter von
    uns beiden ist. Wir gehen mal zusammen ins
    Theater und trinken gelegentlich ein Bier in der
    Theaterkantine. Die Leute bilden eine
    Parallelwelt zu meinem Kifferkreis – auch einen
    - 239 -

    Gegenpol. Mit den Jungs treffe ich mich
    weiterhin, aber es ist nicht mehr das Einzige,
    was ich tue. Manchmal fühle ich mich, als ob ich
    mindestens zwei Menschen wäre.
    Amon, der kreative Theatermensch.
    Amon, der Kiffer.
    - 240 -

    «Ein großer grüner Brei» – Die

Psychose
    Ein gelbes U-Boot
    Ich habe mich für das Schulsprecherteam
    aufstellen lassen. Das ist eine der wenigen
    Sachen, die mich an der Schule überhaupt noch
    interessieren. Das passt zu mir, dem Labersack.
    Ich bin der Joker: Vielseitig einsetzbar, die
    meiste Zeit nett zu allen und ein wenig auch
    der Kasper. Ich gehöre nicht zu den Strebern,
    scheine aber für den Rest der Klasse, vor allem
    aus Sicht der Mädchen, auch nicht ganz so
    heftig drauf zu sein wie Jan und die anderen.
    Die Rolle als Vermittler gefällt mir.
    Das Team, das gegen unseres antritt, ist
    ziemlich schwach, und wir gewinnen die Wahl
    haushoch. Am Abend lade ich die anderen aus
    meiner Gruppe zu mir nach Hause zum Feiern
    ein. Nette Leute, die meisten aus der
    Parallelklasse. Besonders Maren. Ich glaube, ich
    bin auf dem besten Wege, mich in sie zu
    verknallen. Silke ist nach wie vor unerreichbar,
    nicht eine einzige Andeutung hat sie gemacht,
    dass sie in mir mehr sieht als einen guten
    Freund. Sie will mit mir auf Konzerte gehen,
    nett telefonieren, und das war’s. Ich habe
    letztlich die Hoffnung aufgegeben, sie für mich
    zu gewinnen.
    - 241 -

    Mit Maren ist das anders. Vom ersten
    Moment an war da etwas zwischen uns, auch
    von ihrer Seite, ziemlich deutlich sogar. Ich
    lade extra viel Arbeit auf mich, um mit ihr in
    einer Bearbeitungsgruppe sein zu können oder
    gemeinsam mit ihr Gespräche mit Lehrern zu
    organisieren.
    Wieder führe ich ein Doppelleben: hier der
    aktive Schulsprecher, da der breite Dauerkiffer.
    Freitag begehen Markus, Jan, Florian und ich
    wieder mal ein ausgedehntes Chill-
    Wochenende: Meine Mutter ist sogar noch bis
    Mittwoch weg, und wir überlegen, ob wir die
    sturmfreie Bude nicht gleich bis zur
    Wochenmitte zurauchen sollen. Das würde zwar
    bedeuten, wieder mal drei Tage nicht zur
    Schule zu gehen – aber was soll’s. Die
    Entschuldigungsbriefe schreiben wir uns
    inzwischen selbst, und das schlechte Gewissen
    meldet sich nur kurz. Wir rauchen es einfach
    weg.
    «Alles klar?», frage ich Florian.
    «Alles klar», antwortet er.
    Ich finde es gut, dass Florian und ich
    inzwischen wenigstens wieder

Weitere Kostenlose Bücher