Breit - Mein Leben als Kiffer
solchen Situationen bleibt meine
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Mam völlig beherrscht. Wenn ein Problem da
ist, managt sie es. Sie hört sich alles an und
fragt mich dann, ob die Version so stimmt.
Zerknirscht gebe ich es zu, erzähle aber von
dem Geld, das Florian mir nicht zurückgeben
wollte. Meine Mam nimmt mich in Schutz.
«Sie haben völlig Recht, Herr Hensel, Gewalt
ist sicherlich nicht der richtige Weg, um
Konflikte zu lösen. Aber Sie müssen zugeben,
dass Florian ihn auch provoziert hat.»
Am Ende des Gespräches entschuldige ich
mich, und Florians Vater gibt mir das Geld
zurück. Als er gegangen ist, will meine Mutter
mit mir nochmal in Ruhe über den Vorfall
sprechen. Klar macht sie sich Sorgen und
versucht, mir ins Gewissen zu reden. Mir ist das
egal. Ich möchte mich von ihr abkoppeln, mich
nicht mehr mit ihr auf eine intime Ebene
begeben. Auch, weil ich mich schäme. Ich habe
nicht viel, auf das ich stolz sein kann.
Markus und Jan mischen sich zwar nicht ein,
aber die Gruppenstruktur verändert sich durch
meinen Streit mit Florian doch merklich in
dieser Zeit. In der bewährten
Viererkonstellation sehen wir uns selten, ich
verabrede mich vor allem mit Jan, um mit ihm
zu rappen. Das stößt für mich das kreative Tor
wieder ein wenig auf. Bereinigt ist nichts
zwischen Florian und mir, wir gehen auf
Abstand.
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Zwei Wochen nach dem Vorfall ruft er mich
an und will sich mit mir in einem Park bei ihm
um die Ecke zum Kiffen treffen. Ich glaube
nicht ganz daran, dass das so etwas wie ein
Friedensangebot ist, aber ich lasse mich
trotzdem darauf ein. Wird schon schief gehen.
Am Anfang unterhalten wir uns sogar ganz
gut. Wir sitzen auf einer Bank und wollen
gerade einen kiffen, als drei Jugendliche
auftauchen und uns nach Gras fragen. Mir
kommt das alles reichlich komisch vor, und ich
renne sofort weg, hole mein Handy raus und
wähle die 110. Ich stehe jetzt an der großen
Hauptstraße, die an dem Park vorbeiführt, und
schaffe es nicht, über die Straße zu kommen.
Aus dem Park stürmt einer von den Jungs auf
mich zu. Er wird immer schneller, und ich starre
ihm wie gelähmt entgegen. Dann steht er vor
mir. Und schlägt volle Kante zu. Ohne
Vorwarnung.
«Hilfe!», schreie ich einer Frau, die
vorbeikommt, zu. «Sie sind meine Zeugin, Sie
müssen hier bleiben, Sie haben das gesehen,
bitte helfen Sie mir.»
Wie durch ein Wunder kommen sofort zwei
Polizeiwagen in Zivil vor dem Park an und
nehmen alle drei Jungs fest. Sie führen sie
richtig ab. Um sich zu verteidigen, beschuldigen
die drei mich.
«Der Typ hat uns Gras verkauft, durchsuchen
Sie den mal.»
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Die Polizisten durchsuchen mich zum Glück
nicht, sondern lassen sich von mir erzählen,
was vorgefallen ist. Ich will nicht glauben, dass
Florian die Jungs angeheuert hat. Doch
während eines Gesprächs mit Polizisten bei
Florian zu Hause wird mir klar, dass er das alles
eingefädelt hat, um sich an mir zu rächen. Der
Polizist will uns helfen. Wir haben keine
Probleme, sagen wir. Die Leute, die mich
geschlagen haben, sind Freunde von meinem
Freund – und ich habe nicht vor, das dem
überaus freundlichen Polizisten auf die Nase zu
binden.
In den nächsten Tagen und Wochen kapsele ich
mich von den anderen ab, schreibe viel und
rappe. Als meine Schwester mir von einem Kurs
für szenisches Schreiben im Schauspielhaus
erzählt, bin ich sofort Feuer und Flamme.
«Geh da mal hin, Amon, das ist doch was für
dich. Da kannst du deine Kreativität mal ein
bisschen anders ausleben.»
Der Schreibkurs ist extra für Jugendliche,
und die Chance ist groß, dass wir am Ende ein
gemeinsames Stück aufführen werden. Ich
gehe hin und fühle mich großartig. Endlich ein
Ort, an dem ich lernen kann, mich kreativ
auszudrücken. Sie lassen mich einen meiner
Raptexte vorlesen:
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Fair
Yo, ich sag es dir ehrlich ich bin nicht zu retten/
dreimal würd ich wetten und zweimal noch
fragen was wir gern hätten/ außer wieder zu
sehen wie alle anderen verrecken/ hab mit Rap
nichts am Hut will eure Schläfer nicht wecken/
bin weder MC noch Genie bitte stell das jetzt
klar/ wäre gerne ein Künstler aber sicher kein
Star/ auf der Suche nach Lücken die mir eure
Kohlen versprechen/ denn all eure Moden sind
zu leicht zu durchbrechen/ über
Hardcoremethoden und Pornoverbrechen/ ihr
wollt es nicht hörn doch ich kenn eure
Schwächen/ und ich frag mich wer glaubt hier
all die Lügen von mir/
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