Brenda Joyce
habe aber Mrs Stuart einen Besuch abgestattet.
Sie behauptet, dass sie gestern unter Migräne gelitten habe und zu Hause
geblieben sei und dass ihr Mann die Kutsche benutzt habe.« Er schwieg für einen
Augenblick und fügte dann hinzu: »Ich habe die beiden übrigens eben hier
gesehen.«
»Sie sind
hier?«, fragte Francesca überrascht.
»Ja, das sind sie, und Mrs
Stuart sprudelt förmlich über vor Glück, dass sie eingeladen wurde. Ich habe es
zufällig mit angehört.«
»Ja, Sarah
und Bartolla haben sie während unseres Besuchs heute Nachmittag eingeladen.
Aber ich hätte nicht gedacht, dass Mrs Stuart der Einladung Folge leisten
würde. Sie hatte mir eigentlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht zu dem
Ball kommen wollte, Bragg.« Als Francesca einen Blick über seine Schulter warf,
begegnete sie dem Blick eines gut aussehenden, blonden Herrn, der sie
anlächelte. Sie schaute weg, ohne sein Lächeln zu erwidern.
Dabei fiel
ihr Blick auf Bartolla, die inmitten einer Gruppe von sechs Herren stand, die
mit ihr scherzten und sie bewundernd anblickten. Francesca war nicht
überrascht, dass auch Evan zu dieser Gruppe gehörte. Als dann allerdings zwei
dieser Herren zu ihr herüberblickten, obwohl sie ein ganzes Stück
weit entfernt stand, war Francesca doch sprachlos.
Im selben Moment drehte sich
Bartolla um, als wolle sie nachschauen, wodurch ihre Bewunderer abgelenkt
wurden, und lächelte Francesca ebenfalls zu.
Sie
erwiderte das Lächeln und schaute dann wieder Bragg an. »Ob ich wohl heute
Abend die Blicke auf mich ziehe, weil jeder vermutet, dass die echte Francesca
Cahill lieber ihre Nase in ein Buch stecken würde, als an einer solchen Abendgesellschaft
teilzunehmen?«, fragte sie nachdenklich. Oder lieber in höheren Regionen
schweben würde, fügte sie in Erinnerung an Harts Worte in Gedanken hinzu.
»Vielleicht machen sich die Leute über mich lustig, weil ich mich wie eine
Verführerin gekleidet habe. Ich mache mich doch hoffentlich nicht zum Narren?«
»Aber
nein.« Er nahm erneut ihren Arm und hakte ihn fest bei sich unter. »Francesca,
wie sollten Sie sich jemals zum Narren machen? Ist Ihnen übrigens schon
aufgefallen, dass Sie auf gewisse Weise doppeltes Aufsehen erregen? Zum einen
sind da all die Junggesellen, die gern wissen möchten, wer Sie sind und warum
sie Sie bisher noch nicht entdeckt hatten, und zum anderen die Frauen, die
furchtbar eifersüchtig sind.« Untergehakt verließen sie den Ballsaal. »Ihre
neue Freundin, Bartolla Benevente, hat ihre Krallen auch schon ausgefahren.«
Francesca
blinzelte. Sie konnte nicht anders, sie musste sich einfach umdrehen. Bartolla
stand immer noch plaudernd und kokettierend inmitten ihrer Bewunderer da;
Francesca konnte ihr ansteckendes Lachen quer durch den Raum hören. Doch aus
dem Augenwinkel blickte die Gräfin immer noch zu Francesca
und Bragg hinüber. »Ich hoffe, Sie täuschen sich«, sagte Francesca. »Das hoffe
ich wirklich. Ich mag Bartolla irgendwie, wir sind uns in gewisser Weise recht
ähnlich. Und außerdem sind wir jetzt Verbündete – wir beide wollen Sarah und
meinen Bruder aus den Ketten ihrer Verlobung befreien.«
»Den Ketten ihrer Verlobung?
Übertreiben sie da nicht ein wenig? Sarah könnte das Beste sein, das Ihrem
Bruder jemals zugestoßen ist.«
Ehe sie
mit Bragg die Bibliothek betrat, wo bereits zwei Herren in ein leises Gespräch
vertieft waren, schaute Francesca ein letztes Mal über ihre Schulter zurück in
den Ballsaal. Sie sah, dass Hart mit unbewegtem Gesicht zu ihr und Bragg
herüberstarrte. Als sich ihre Blicke begegneten, wandte er sich ab und schritt
davon.
»Sollte Hart jemals einen
unschicklichen Annäherungsversuch bei Ihnen wagen, werde ich ihm eigenhändig
das Genick brechen«, erklärte Bragg mit scharfer Stimme, der seinen Bruder
ebenfalls gesehen hatte.
Francesca, die einen Augenblick
lang wie erstarrt dagestanden hatte, wirbelte herum. »Bitte reden Sie nicht
so! Er ist Ihr Bruder.«
»Mein Halbbruder, und er hat
nichts als Schwierigkeiten bereitet, seit ...« Er verstummte erbost.
»Seit wann,
Bragg? Seit er auf der Welt ist?«
»Lassen
wir das.«
»Ich
möchte, dass Sie beide Freunde werden.«
»Das wird
niemals geschehen.«
»Sie wollten doch aber nicht,
dass er wegen des Mordes an Randall angeklagt und verurteilt wird!«, rief sie.
Bragg
seufzte. In diesem Augenblick verließen die beiden Herren die Bibliothek und
warfen ihnen ein freundliches Lächeln zu. »Wenn er schuldig gewesen
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