Brenda Joyce
Sarah«, zwang
sie sich zu antworten. Ihr war zum Weinen zumute. Aber wohin sollte sie sich
zurückziehen, um den Tränen nachzugeben?
»Ihre Schuhe sind schwarz«,
verkündete Hart mit gelassener Stimme, als er von ihren Füßen aufschaute.
Francesca
hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, passende Schuhe zu ihrem Kleid zu
bestellen. Ihre schwarzen Pumps waren viel zu schwer für den feinen Stoff, aber
sie hatte gehofft, dass es niemand bemerken würde und es
inzwischen ganz vergessen. Sie begegnete Harts Blick. »Ja, das sind sie«,
erwiderte sie, und ihre Stimme klang ganz heiser von den ungeweinten Tränen.
»Sarah ist übrigens ebenso kunstbesessen wie Sie.«
»Das hat sie mir bereits
erzählt«, sagte er mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck.
Sein Blick
wich nicht von Francesca, und sie starrten einander nach wie vor an. Wenn sie
nun zu allem Überfluss auch noch in Tränen ausbrach, würde sie ganz gewiss vor
Scham sterben. Sie durfte Hart nicht zeigen, wie aufgewühlt sie war.
Schließlich
seufzte Bartolla ungeduldig. »Sarah? Gibt es da nicht noch etwas, das du Mr
Hart erzählen möchtest?« Sarah errötete. Sie blickte voller Bewunderung zu Hart
auf. »Ich male selbst ein wenig.«
Er wandte
sich ihr zu und lächelte. »Ich weiß.«
»Aber ...
aber woher denn?«, fragte Sarah überrascht.
Sein
Gesicht nahm endlich einen weicheren Ausdruck an.
»Ein
interessantes Porträt dreier Kinder, die unter der Hochbahn spielen, hat in
der Galerie Hague meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich habe mich danach erkundigt,
und man sagte mir, dass die Künstlerin eine gewisse Miss Sarah Channing sei.«
Sarah
starrte ihn verblüfft an.
»Sie haben Talent, Miss
Channing«, sagte Hart. »In ein paar Jahren würde ich eine gewisse Reife in
Ihrer Arbeit erwarten, die Sie augenblicklich aufgrund Ihres Alters und Ihrer
Unerfahrenheit unmöglich besitzen können.«
Sarah
errötete vor Freude. »Ich würde Ihnen das Bild gern schenken,
Mr Hart. Das heißt, falls Sie es überhaupt haben möchten.«
»Die Galerie beabsichtigt es zu
verkaufen. Ich weiß Ihr Angebot sehr wohl zu schätzen, und das Bild hat mir in
der Tat gefallen, aber ich schlage vor, Sie lassen Hague Ihren ersten Verkauf
tätigen.«
Sarah nickte, obwohl sie ein
wenig bestürzt zu sein schien, dass er ihr Geschenk nicht annehmen wollte.
Francesca
hätte Hart am liebsten geraten, das Bild anzunehmen, aber stattdessen
schweiften ihre Gedanken wieder einmal zu Leigh Anne. Sollte sie sich
entschließen, New York einen Besuch abzustatten, so würde nichts Gutes dabei
herauskommen, so viel war sicher. Wie auch immer, Bragg war nicht in seine Frau
verliebt, sondern sein Herz gehört allein ihr.
»Sarah ist großartig«, sagte
Bartolla in diesem Moment. »Ihre Porträts sind einfach fantastisch.«
»Ja, das
sind sie wirklich«, stimmte Francesca ihr zu. Zu ihrem Leidwesen stellte sie
fest, dass Harts Blick bereits wieder auf ihr ruhte. »Ihr Porträt von Bartolla
ist sehr gelungen. Sie hat es meiner Ansicht nach geschafft, ihr Wesen auf der
Leinwand einzufangen.« Wie zittrig ihre Stimme doch klang!
»Tatsächlich«, sagte Hart,
wobei er sie weiter unverwandt anblickte.
»Ja«, gab Francesca unsicher
zurück, reckte aber das Kinn in die Höhe.
»Frauenporträts
sind mein Lieblingsthema«, sagte Sarah eifrig. »Ich weiß nicht warum, aber ich
bemühe mich immer, das Wesen der Person, die ich male, und nicht bloß die
äußere Hülle einzufangen. Das kann eine wirkliche Herausforderung sein.«
Hart wandte
sich ihr erneut zu. »Vielleicht sollte ich ein Porträt bei Ihnen in Auftrag
geben«, sagte er nachdenklich.
Sarah
erstarrte und schaute ihn mit großen Augen an.
»Ja, das
sollten Sie, Hart«, bestätigte Bartolla. »Sie werden nicht enttäuscht sein.«
Francesca
vergaß ihr Dilemma für einen kurzen Augenblick. Sarah hatte es vor Freude und
Aufregung offenbar die Sprache verschlagen. Francesca war klar, was es für die
Karriere der jungen Frau bedeuten würde, wenn Hart ein Porträt bei ihr in
Auftrag gäbe. Er war ein berühmter Kunstsammler, und seine Anerkennung allein
würde ihr über Nacht zu Ruhm und Erfolg verhelfen können.
»Würden Sie ein Porträt für
mich malen?«, fragte Hart.
»Aber gewiss«, erwiderte Sarah
atemlos.
»Wir können uns ein anderes Mal
über den Preis unterhalten.«
»Ich würde es Ihnen schenken!«,
rief Sarah, die mittlerweile vor Aufregung zitterte.
Hart
schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Miss Channing, ich
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