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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 03 - Stunde der Versuchung
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zufrieden. »Aber du warst so lange fort. Du hast doch gewiss
nicht den ganzen Tag Pläne für deine Damengesellschaft geschmiedet, oder?«
Francesca sah Julia blinzelnd an. Beobachtete ihre Mutter sie nun etwa auf
Schritt und Tritt? Wenn dies der Fall sein sollte, so steckte Francesca in der
Tat in Schwierigkeiten und musste sich etwas einfallen lassen. »Der
Commissioner hat zwei Waisenkinder bei sich aufgenommen. Er hat mich gebeten,
nach ihnen zu sehen, da er selbst nicht die Zeit erübrigen kann.«
    »Zwei Waisenkinder!«, rief
Julia. »Rick Bragg hat zwei Waisenkinder aufgenommen?«
    »Er hat mich außerdem gebeten,
ein Kindermädchen für sie zu suchen. Könntest du mir vielleicht eine Agentur
empfehlen, Mama?«
    »Aber
gewiss, mein Kind. Da gibt es eigentlich nur eine, an die du dich wenden
solltest, denn dort haben sie das beste Dienstpersonal der Stadt. Sie nennt
sich Mansfield's Butlers and Maids. Die meisten Dienstboten, die dort vermittelt
werden, sind Briten und hervorragend geschult.«
    »Vielen Dank, Mama«, sagte
Francesca. Sie nahm sich vor, am nächsten Morgen als Erstes diese Agentur
aufzusuchen, noch bevor sie sich mit Joel traf.
    »Gern geschehen. Jetzt lass uns
aber deinen Vater rufen und essen. Wie ich höre, gehst du morgen Abend mit
deinem Bruder, Miss Channing, ihrer Cousine und Rick Bragg ins Theater. Das
wird gewiss ein amüsanter Abend. Es ist eine nette Gruppe.«
    Francesca
erhob sich. »Hat Evan dir von unseren Plänen erzählt?«
    »Ja, das
hat er.«
    Francesca
hatte nichts von einer Cousine gewusst, die Sarah mitbringen würde, aber es war
ihr ohnehin gleichgültig. »Ich freue mich sehr darauf, denn ich wollte mir
dieses Musical unbedingt einmal ansehen«, sagte sie und hoffte inständig, dass
ihre Mutter keinen Kommentar dazu abgeben würde, dass Bragg dabei sein würde.
    »Nur
schade, dass du Hart nicht auch dazu eingeladen hast«, bemerkte Julia, als sie
den Salon verließen. Noch bevor Francesca etwas erwidern konnte, fügte sie
unvermittelt hinzu: »Du klammerst dich an deine Handtasche, als hättest du Gold
darin versteckt.«
    Francesca holte tief Luft.
»Mama, ich muss noch einmal kurz nach oben, aber ich komme sofort wieder.«
    »Warum fragst du Hart nicht, ob
er Lust hat, sich euch anzuschließen?«, erkundigte sich Julia.
    Francesca blickte ihre Mutter
mit gespielter Begeisterung an. »Das ist wirklich eine gute Idee«, log sie.
    Julia
strahlte.
    Francesca
wandte sich um und eilte mit ihrer Tasche in der Hand aus der Eingangshalle.
Natürlich würde sie Hart nicht fragen, ob er Lust hätte, sie zu begleiten; das
würde den Abend nur ruinieren. Bragg und er würden sich wahrscheinlich
gegenseitig umbringen – oder es zumindest versuchen.

SAMSTAG, 8. FEBRUAR 1902 –11 UHR
    Francesca und Joel gingen langsam in Richtung Water Street. An den
Piers vor ihnen ragten drei große Frachtdampfer in die Höhe, die bereits unter
Dampf standen. Ein Schlepper mit einem Schoner im Schlepptau, der schon
bessere Tage gesehen hatte, tuckerte vorbei. Die Luft war frisch und schmeckte
salzig, und auf dem East River schwammen große Eisschollen.
    Auch die aus groben Planken
bestehenden Gehsteige der schmalen, unbefestigten Seitenstraße, die Francesca
und Joel entlanggingen, waren vereist. Unterwegs kamen sie an einer Schenke
nach der anderen vorbei.
    Plötzlich
kamen zwei betrunkene Matrosen aus einer Spelunke gestolpert und taumelten auf
Francesca und Joel zu. Sie ergriff die Hand des Jungen und zog ihn zur Seite.
Erst als die Matrosen vorbeigegangen und anschließend die Straße überquert
hatten – wobei sie beinahe von einem Reiter niedergetrampelt worden wären –
gingen sie weiter.
    »Ob wir hier wohl richtig
sind?«, fragte Francesca zweifelnd. »Kathleens Cousin sagte, die Schenke, die
Mike O'Donnell häufig aufsucht, habe keinen Namen.«
    »Kann kein
Schild entdecken«, sagte Joel und schaute blinzelnd an dem Gebäude hinauf, das
mit rohem Holz verkleidet war. Es sah schäbig aus und erweckte den Eindruck,
als würde es jeden Moment zusammenbrechen. Sie
hatten inzwischen erfahren, dass Mike im Hafen arbeitete, allerdings für
wechselnde Auftraggeber tätig war, indem er jede Arbeit annahm, die er bekommen
konnte. Kathleens Cousin, ein älterer Mann namens Doug Barrett, hatte ihnen
erklärt, dass er nur eines mit Sicherheit über Mike O'Donnell wisse: dass er
gerne mal einen hob und dass es rund ein Dutzend Schenken in der Nähe der
Water Street gab, in die er und seinesgleichen

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