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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 03 - Stunde der Versuchung
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stehen.
    Francesca ahnte, dass er Katie
entdeckt hatte und spähte an ihm vorbei in den Raum hinein.
    Das
Arbeitszimmer lag im Dunkeln, da nicht ein einziges Licht eingeschaltet war. In
der Ecke neben dem Kamin kauerte eine kleine menschliche Gestalt – es war
Katie, die völlig bewegungslos dasaß und die Knie an die Brust gezogen hatte.
    »Katie«, sagte Francesca sanft
und trat auf das Mädchen zu. Sie war betrübt, es in einem solchen Zustand zu
sehen. Bragg folgte ihr und schaltete eine Lampe ein.
    »Katie?
Geht es dir gut?«, fragte Francesca leise.
    »Kay-tie!«,
schrie Dot.
    Doch Katie schien sie gar nicht
zu hören. Sie sagte nichts und rührte sich nicht vom Fleck.
    Francesca
setzte Dot auf dem Boden ab und hoffte inständig, dass sich Katie wie ein
normales Kind benehmen würde – zumindest für den Augenblick. »Hallo, Katie. Du
meine Güte, das ist aber dunkel hier. Was machst du denn so ganz allein hier
drin? Hättest du gern etwas Gesellschaft?«
    Katie hob den Kopf und bedachte
sie mit einem kühlen Blick, sagte aber kein Wort.
    »Kay-tie!«,
jauchzte Dot und watschelte auf ihre Schwester zu.
    »Das dürfte keine einfache
Nacht werden«, erklärte Bragg nüchtern.
    Francesca blickte ihn an. »Die
beiden werden Ihnen wirklich keinen Ärger machen, glauben Sie mir.«
    »Ich bin
kein Narr, Francesca.«
    »Die Mädchen brauchen nur etwas
Zeit, um sich einzugewöhnen«, behauptete sie.
    »Eine Nacht«, erwiderte er mit
warnender Stimme. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er wurde
blass. »Was macht sie denn da?«, rief er entgeistert.
    Francesca
drehte sich um.
    Dot hatte sich hingehockt und
pinkelte auf den Orientteppich, wobei sie über das ganze Gesicht strahlte.
    »Es tut mir ja so Leid«, sagte Francesca eine gute halbe
Stunde später. Die beiden Mädchen lagen in Decken gehüllt auf dem Boden eines
kleinen, unmöblierten Zimmers. Peter las ihnen eine Geschichte vor – leider
handelte es sich dabei um Homers Ilias. Doch obgleich Dot kein Wort
verstand, schien sie hingerissen zu sein, während Katie immer noch schwieg.
    »Mir auch. Ich habe diesen
Teppich sehr gemocht«, erwiderte Bragg, als sie die Diele betraten.
    »Er ist ja
nicht ruiniert«, gab Francesca zurück.
    »Nun, es
war ein Unfall. Ich bin mir sicher, dass es nicht wieder vorkommen wird.« Er
hielt ihren Mantel in den Händen. Francesca lächelte ihn an. Wie sollte sie ihm
nur beibringen, dass Dot offenbar nicht daran gewöhnt war, ein Klosett zu
benutzen? Um zukünftige »Unfälle« zu vermeiden, hatte sie heimlich versucht,
Dot eine große Serviette als Windel umzubinden, doch die hatte nur einen
einzigen Blick auf den weißen Stoff geworfen und direkt wie am Spieß zu
schreien begonnen. Dadurch hatte sich Francesca genötigt gesehen aufzugeben.
    »Man darf nicht vergessen, dass
die beiden gerade erst ihre Mutter verloren haben, Bragg. Katie ist offenbar
tief traurig. Aber Dot ist doch trotz des kleinen Unfalls einfach bezaubernd,
nicht wahr?«
    Bragg seufzte. »Bitte versuchen
Sie, sie morgen irgendwo unterzubringen«, sagte er und hielt ihr den Mantel
hin, um ihr hineinzuhelfen.
    Der
nächste Tag war ein Samstag, und Francesca ahnte, dass es mindestens eine Woche
dauern würde, bis sie ein gutes Zuhause für die beiden gefunden hätte. »Ich
werde mein Bestes tun«, erklärte sie wahrheitsgemäß und schlüpfte in den Mantel.
Dabei streifte sie einen Stapel mit Post, der auf einem kleinen Tisch in der
Diele lag und daraufhin zu Boden fiel. »Oh, das tut mir Leid«, sagte sie
verlegen.
    Bragg
bückte sich bereits und hob die Umschläge auf, die auf dem
Boden verstreut lagen. »Peter ist heute nicht ganz er selbst«, bemerkte er.
»Sonst legt er meine Post immer auf den Schreibtisch.«
    Francesca
lächelte ihn nur an. Plötzlich war sie unendlich dankbar, dass Bragg die Küche
nicht in dem verschmutzten Zustand gesehen hatte. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte
sie, dass einer der Briefumschläge noch auf dem Boden lag, und bückte sich
rasch, um ihn aufzuheben. Dabei fiel ihr Blick auf die Briefmarke auf der
Vorderseite – der Brief war in Le Havre, in Frankreich abgestempelt worden.
    Ob er von
Leigh Anne stammte? Er war an Bragg adressiert und trug eine elegante
Handschrift, die von einer Frau stammen konnte. Francesca drehte den Umschlag
um, und die Worte auf der Rückseite verschwammen vor ihren Augen:
    Mrs
Rick Bragg
    Der Brief
war von Braggs Frau! Francesca starrte ihn an und vermochte keinen klaren
Gedanken

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