Brenda Joyce
weiß
auch nicht. Aber ohne Hoffnung gibt es nun einmal nicht viel, wofür es sich zu
leben lohnt, nicht wahr?«
»Sie sind
weiser, als es Ihr jugendliches Alter vermuten ließe, Francesca«, erwiderte er.
»Und Sie haben Recht.«
Es freute
sie, das zu hören.
Er zögerte
einen Moment lang und sagte dann: »Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen,
Sie in dieser Garderobe zu sehen – obwohl wir uns zum ersten Mal auf einem Ball
begegnet sind.«
Francesca
lächelte, als sein Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Dekolleté herunterwanderte.
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich für den Abend mit besonderer
Sorgfalt gekleidet, um einem Mann zu gefallen. Ihr blassrosafarbenes Kleid im
Empirestil hatte schmale Träger, ein eng anliegendes Mieder, das ein Stück
ihrer Brust unbedeckt ließ, eine hoch angesetzte Taille und einen Rock, der
sich in schwingenden Falten über ihre rosafarbenen Perlenschuhe ergoss. Die
Farbe stellte erstaunliche Dinge mit ihrem Teint an, und Francesca hatte zudem
ein wenig Lippenrot aufgetragen.
Sie konnte
sich gar nicht mehr erinnern, was sie an jenem Abend getragen hatte, als Bragg
und sie sich zum ersten Mal begegnet waren, da sie ihrem Aussehen damals wie
gewöhnlich wieder einmal überhaupt keine Beachtung geschenkt hatte.
»Gefällt Ihnen mein Kleid?«,
fragte sie und blickte ihm dabei geradewegs in die Augen.
»Sehr«,
antwortete er.
Sie lächelte und rückte ein
wenig näher an ihn heran, bis ihr Rücken den Rand der Bar berührte. »Vielen
Dank, Bragg«, sagte sie leise.
Sein Blick
ruhte unverwandt auf ihr, so dass ihr Puls schneller zu schlagen begann, doch
dann sagte er nur leichthin: »Und wie kommen Sie momentan mit Ihren Eltern
zurecht?«
Es fiel ihr
schwer, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Das Theaterfoyer füllte sich
zusehends, da immer mehr Besucher zu den Türen hereinströmten. Sie boten
Francesca eine wunderbare Gelegenheit, immer dichter an Bragg heranzurücken,
bis sich schließlich ihre Hüften berührten. Du liebe Güte, sie sollte sich
besser zusammenreißen! Doch dieser Abend hatte bereits jetzt etwas Magisches an
sich. Er war einfach perfekt! Hätte sie doch nur nicht diesen verflixten Brief
von seiner Frau entdeckt!
Ob sie ihn
wohl darauf ansprechen sollte?
Aber sie
fürchtete sich davor.
»Francesca?«
Sie zuckte
zusammen. »Tut mir Leid? Wie bitte?«
»Ich habe Sie nach Ihren Eltern
gefragt, und Sie kamen mir plötzlich so geistesabwesend vor. Stimmt etwas nicht
mit den beiden?«
»Doch, doch. Es geht ihnen gut,
und ich bemühe mich, mein bestes Benehmen an den Tag zu legen.«
Er verzog
das Gesicht. »Das zu glauben fällt mir schwer.«
»Es ist
auch wahrlich keine leichte Aufgabe.« Plötzlich schoss ihr das Gespräch mit
Julia durch den Kopf. »Mama zieht in Erwägung, mich mit Hart zu verkuppeln«,
sagte sie, gespannt darauf, wie Braggs Reaktion ausfallen würde.
Er verschluckte sich vor
Schreck beinahe an seinem Whiskey. »Das ist doch hoffentlich ein Scherz!«,
erwiderte er mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen.
Als sie
seinen Blick sah, wurde ihr klar, dass sie soeben einen schrecklichen Fehler
gemacht hatte. Sie sollte der ohnehin bestehenden Rivalität zwischen den beiden
Brüdern keinen weiteren Zündstoff liefern. Was war nur in sie gefahren, so
etwas zu sagen, selbst wenn es der Wahrheit entsprach? »Leider nicht«, sagte
sie. »Und das, obwohl sie sich seines Rufs als Schürzenjäger sehr wohl bewusst
ist. Aber wenn es wirklich zum Äußersten kommen sollte, kann ich ihr ja immer
noch sagen, dass er offenbar ein Auge auf meine Schwester geworfen hat.«
Bragg setzte sein Glas auf der
Bar ab. »Soll ich mich einmal mit ihrem Vater unterhalten?«, fragte er grimmig.
»Es gibt keine schlechtere Partie für Sie als mein Halbbruder. Das kann ich
einfach nicht zulassen.«
Sie
blickten einander tief in die Augen. Francesca wusste, dass Hart ihr niemals
einen Heiratsantrag machen würde, weshalb die ganze Angelegenheit ohnehin mehr
als fraglich war, aber dennoch tat es ihr gut zu wissen, dass Bragg es nicht
zulassen würde. »Würden Sie das wirklich für mich tun?«, fragte sie ein wenig
kokett.
»Aber
gewiss würde ich das. Auch wenn ich mir an Ihrer Stelle gar nicht erst den Kopf
darüber zerbrechen würde, da Hart ohnehin nicht die Absicht hat zu heiraten.«
Plötzlich schlich sich ein misstrauischer Ausdruck in sein Gesicht. »Sie
versuchen doch nicht etwa, mich zu provozieren?«, fragte er. Francesca riss
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