Brenda Joyce
Feier, nur wir zwei.«
Ihr Atem ging schneller – sie wusste, was es bedeutete, mit ihm
allein zu sein. Er lächelte und schob ihr den Ring mit dem achtkarätigen
Diamanten auf den behandschuhten Finger. Francesca starrte darauf hinab, hatte
das Gefühl, geblendet zu sein – ob durch den funkelnden Diamanten oder durch
den Zauber des Augenblicks, wusste sie nicht.
Ihr Herz schien ihr etwas sagen zu wollen, und sie spürte, wie ihr
eine Träne über die Wange lief.
»Ich werde dir niemals wehtun«, flüsterte er ihr ins Ohr und
küsste sie auf die Wange.
Francesca hob den Blick. »Ist das ein
Versprechen?«
»Mehr als das. Es ist ein Schwur«, erwiderte er. Dann drehte er
sie um und hielt ihre Hand in die Höhe.
Einigen Damen entfuhr ein Aufschrei, andere schnappten vor
Ehrfurcht und Bewunderung hörbar nach Luft, wiederum ertönten Hurra- und
Beifallsrufe der Männer. Einer rief Hart zu, nun sei er also endlich in die
Falle gegangen, Hart stimmte ihm zu, und die Männer lachten. Francesca fühlte
sich einer Ohnmacht nahe, rettungslos von ihren Gefühlen überwältigt. Es war,
als füllte sich ein großer Ballon in ihrer Brust mit Luft. Ihre Knie drohten
nachzugeben.
Hart bemerkte, in welcher Verfassung sie sich befand, und legte
stützend den Arm um sie. »Benötigst du ein Glas Wasser?«, erkundigte er sich
besorgt.
Sie kam zu dem Schluss, dass sie doch nicht in
Ohnmacht fallen würde – schließlich hatte sie das noch nie getan, und die
Bekanntgabe ihrer Verlobung war nun wirklich keine günstige Gelegenheit. Gerade
als sie murmelte: »Nein, es geht mir gut«, sah sie ihre Eltern auf sich
zukommen.
Julia klatschte begeistert in die Hände. Francescas Vater hingegen
war offensichtlich wütend.
»Bist du auch sicher, dass es dir gutgeht?«, fragte Hart noch
einmal flüsternd an ihrem Ohr.
Francesca wollte es gerade bestätigen, als ihr Blick auf Rick
Bragg fiel.
Er war kreidebleich und starrte sie ungläubig
an.
Augenblicklich vergaß sie Hart und wollte
Bragg entgegeneilen. Sie musste ihm diese Angelegenheit unbedingt erklären.
Hart packte sie energisch an der Hand und
hielt sie zurück. »Ich werde es verdammt noch mal nicht zulassen, dass du ihm
jetzt hinterherläufst, nachdem wir gerade unsere Verlobung bekannt gegeben
haben!«, sagte er mit leiser, düsterer Stimme.
Er hatte natürlich recht – aber andererseits auch wieder nicht.
Francesca sah niedergeschlagen zu, wie Bragg etwas zu seiner Frau sagte, dann auf dem Absatz kehrtmachte und steif
aus dem Empfangssalon schritt, offenbar um die Feier zu verlassen. Dabei musste
Francesca doch unbedingt mit ihm reden! Er durfte sie nicht des Verrats
bezichtigen; schließlich war seine Frau in sein Leben zurückgekehrt und auch,
wie Hart immer wieder betonte, in sein Bett.
Francesca schloss gequält die Augen. Als sie sie wieder aufschlug,
begegnete sie Leigh Annes Blick. Die Frau des Commissioners starrte sie an, sichtlich ebenso überrascht wie alle anderen,
aber falls sie erfreut war, verbarg sie es sehr geschickt. Im nächsten Moment
eilte Leigh Anne hinter Bragg her, der an der Eingangstür auf sie wartete.
»Mr Cahill, Sir«, sagte
Hart.
Francesca fand sich in der Umarmung ihrer Mutter wieder. »Mein
liebes Kind, damit wird ein Traum für mich wahr!«, rief Julia. »Ich freue mich
ja so für dich!«
»Vielen Dank, Mama«, brachte Francesca heraus
und blickte zu Hart und ihrem Vater hinüber. Die zwei führten einen
knappen Wortwechsel, der offenbar darauf hinauslief, dass Hart am nächsten Tag
vorstellig werden würde, um die Angelegenheit ihrer Verlobung zu besprechen.
Dann fiel ihr Blick auf Connie.
Ihre Schwester strahlte sie selig an.
Francesca gab ihren Widerstand auf und
erwiderte das Lächeln. Sie war nun mit dem Mann verlobt, der als die beste
Partie der Stadt galt, doch der Zauber des Augenblicks war verflogen, und etwas
Unschönes, Beunruhigendes war an seine Stelle getreten. Dann, als die Braggs
aufbrachen, sah sie den jungen Joel Kennedy an ihnen vorbei in die Eingangshalle
schlüpfen.
Ihre Augen wurden groß vor Überraschung. Joel
war weitaus mehr als nur ein armes Gassenkind, auch wenn er sich bis vor
kurzem noch als Taschendieb betätigt hatte; allerdings war das aus der Not
heraus geschehen, um zum Unterhalt der vaterlosen Familie beizutragen. Er war
ein kleiner, schmächtiger Junge mit rabenschwarzem Haar, bekleidet mit einer
schlecht sitzenden, schäbigen Wolljacke und einer Filzkappe. Die Knie seiner
Cordhose waren
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