Brenda Joyce
einem
kühlen Blick.
Wie lange mochte er sie beide schon beobachtet haben? Nach seinem
düsteren Gesichtsausdruck zu urteilen eine ganze Weile. Francesca versuchte ihn
anzulächeln, wollte ihn bitten, einzutreten, doch er machte auf dem Absatz
kehrt und eilte, ohne ein Wort zu verlieren, mit großen, zornigen Schritten
davon.
Er hatte die Situation missverstanden. Er war
wütend und eifersüchtig, keine Frage. Aber diese
Angelegenheit musste warten – Francesca konnte ihm jetzt nicht nachlaufen und
ihn wieder einmal anflehen, sich zu beruhigen. Leigh Anne war schwer verletzt
und Bragg am Boden zerstört – Bragg brauchte sie jetzt. Sie würde Calder das
alles später erklären.
»Alfred, schicken Sie alle weg«, befahl Hart, während er die große
Eingangshalle seiner Villa durchquerte.
Alfred hatte ihn an der Tür empfangen. Nun schloss der schlanke,
kahlköpfige Butler sie behutsam hinter ihm. »Soll ich in der Küche Bescheid
sagen, damit man Ihnen das Essen zubereitet und warm stellt?« Ein besorgter
Ausdruck war in seine grauen Augen getreten.
Hart ging mit großen Schritten an der lebensgroßen Nacktskulptur
der reizenden Lady Brianna vorbei. »Nein. Ich will, dass alle sofort
verschwinden.«
Alfred starrte ihm nach.
Hart spürte seinen Blick, während er, zwei Stufen auf einmal
nehmend, die geschwungene, mit goldfarbenem Teppich ausgelegte Treppe
hinaufeilte und sich im Gehen den Binder vom Hals riss. Alfreds offenkundige
Besorgnis gefiel ihm ganz und gar nicht. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren
seinem Butler solche Dinge egal gewesen, und das war ihm eigentlich auch lieber
so. Aber diese Zeit gehörte der Vergangenheit an – und wer war dafür
verantwortlich? Seine kluge und hübsche kleine Verlobte.
Francesca berührte jeden, in dessen Leben sie trat, auf ganz
besondere Weise, und offenbar bildete sein Butler da keine Ausnahme. Nun, es
gefiel ihm jedenfalls nicht, diesen besorgten Ausdruck in Alfreds Augen zu
sehen. Er wollte eigentlich gar nichts darin sehen. Wenn er eine Anweisung gab,
erwartete er, dass sie umgehend befolgt wurde, und weiter nichts.
In Gedanken sah er Francesca und Bragg vor sich, wie sie einander
umarmten.
Seine Suite befand sich im ersten Stock. Er marschierte mit großen
Schritten den Flur entlang, gab sich endlich seinem finsteren Zorn hin. Er litt
unter seiner furchtbaren, unerträglichen Eifersucht. Die Erinnerung, die ihn
überfiel, fraß sich unter seine Haut, mischte sich in sein Blut, brachte es zum
Kochen. Er hätte alles darum gegeben, dieser Erinnerung entfliehen zu können.
Doch das war unmöglich.
Aus ihrer Haltung, aus jeder Geste hatte so viel Liebe gesprochen.
Doch was kümmerte ihn das.
»Verdammt!« Das Atmen fiel ihm schwer. Er
stieß die Tür zu einem Salon mit grünen Wänden und hohen, mit Gold abgesetzten
Decken auf, durchquerte ihn sowie einen weiteren Privatsalon und sein
Arbeitszimmer, um schließlich in sein Schlafzimmer zu gelangen, das dreimal so
groß war wie jedes andere Schlafzimmer im Haus. Die Wände waren mit dunkelrotem
Stoff in Paisleymuster bezogen, mit bernsteingelben, braunen und goldenen
Tupfen. Zwei Kamine befanden sich an gegenüberliegenden Seiten des Raumes, die
marmornen Simse waren in einem hellen Braun gehalten und von Gold durchzogen.
Drei großzügige Sitzbereiche luden zum Ruhen und Entspannen ein, einer bei der
Bar, einer vor der Bücherwand, der dritte am hinteren Kamin. Ein riesiges Bett,
das einmal einem Herzog gehört hatte, stand erhöht in der Mitte des Raumes.
Dieses Schlafzimmer war vom Architekten als Refugium für den
Hausherrn gedacht gewesen. Hart nutzte es für gewöhnlich nur zum Schlafen und
Ankleiden. Doch in letzter Zeit hatte sich das geändert.
Nun goss er sich einen großzügigen Drink ein und trat an den
nächstgelegenen Kamin, wie es seit neuestem seine Angewohnheit war.
Darüber hing das Porträt einer Dame, die
Francesca unglaublich ähnlich sah. Hart hatte das Gemälde vor einigen Wochen,
während Francesca verreist war, in einer kleinen, nicht gerade angesehenen
Galerie im Stadtzentrum entdeckt. Der Künstler war Russe, das Modell Französin.
Das Bild war vor zwanzig Jahren in Paris gemalt worden. Er wusste, dass es
nicht Francesca darstellte, hatte sich aber dennoch auf den ersten Blick in das
Bild verliebt und es trotz seiner Wut über ihr Verschwinden sofort, ohne auch
nur über den Preis zu verhandeln, erworben, um es hier gegenüber seines
königlichen Betts aufzuhängen.
Nun starrte
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