Brenda Joyce
Evan gut?«
Bartollas Augen funkelten. »Oh, er ist schneidig, gut aussehend
und unwiderstehlich wie immer«, erwiderte sie lachend.
Francesca musste unwillkürlich lächeln. Sie
war über diesen Themenwechsel sehr erleichtert. »Ich habe gehört, dass er
seine Verlobung mit Sarah gelöst hat. Wie geht es ihr denn?«
Sarah und Bartolla waren Cousinen. »Besser denn je. Sie ist
glücklich, malt wie eine Verrückte. Sie hat mit Ihrem Porträt begonnen,
Francesca. Ich habe einige Skizzen gesehen und bin sehr beeindruckt. Calder
wird hingerissen sein.« Sie grinste.
Francesca zuckte zusammen. Sie hatte Calder am gestrigen Abend
versprochen, heute mit Sarah zu sprechen. Das musste sie auf jeden Fall tun,
bevor sie nach Hause fuhr. »Richten Sie Evan doch bitte aus, dass ich ihn liebe
– und dass ich ihn vermisse.«
Bartollas Lächeln erstarb. »Er wird schon wieder zur Vernunft
kommen, dessen bin ich mir sicher.«
Francesca glaubte nicht recht daran. Ihr Bruder war furchtbar
wütend auf ihren Vater. Noch nie hatte sie Evan so entschlossen erlebt. »Papa
hat ihn zu dieser Verlobung erpresst, Bartolla. Ich glaube nicht, dass er so
bald nach Hause oder in die Firma zurückkehren wird.«
»Er benimmt sich wie ein Kind«, versetzte die Gräfin schulterzuckend.
»Wie ein verzogener kleiner Junge. Wissen Sie eigentlich, dass er eine
jämmerliche Stelle als Anwaltsgehilfe angenommen hat? Vertrauen Sie mir. Ich
werde dafür sorgen, dass er das Richtige tut«, setzte sie mit einem Lächeln
hinzu.
Francesca wusste nicht recht, ob es ihr so lieb wäre, wenn Evan
wieder nach Hause käme. Sie war sehr stolz auf ihn, dass er sein Leben selbst
in die Hand nahm, anstatt es so zu führen, wie sein Vater es vorgesehen hatte.
Bartolla bat Peter um ihren Mantel. Dann wandte sie sich erneut
mit einem Lächeln an Francesca. »Ich wollte nicht unhöflich sein eben. Ich freue
mich ja so für Sie! Aber die Dinge haben doch wirklich eine erstaunliche
Wendung genommen, nicht wahr? Wie das Leben manchmal spielt! Lieben Sie Hart?
Hat er Sie bereits verführt?«
»Bartolla!«, rief Francesca aus.
»Sie können es mir ruhig sagen!«, drängte die Gräfin. »Ich habe
das schon vor ein paar Monaten kommen sehen! Hart war so eifersüchtig auf Ihre
Ermittlungen mit Bragg. Er ist unwiderstehlich, nicht wahr? Und ehrlich gesagt
gibt es keinen Mann, der besser im Bett ist als er, meine Liebe.«
Francesca begann zu zittern. Sie wusste bereits, dass Hart und
Bartolla vor einigen Jahren eine kurze Affäre gehabt hatten. Jetzt, nachdem sie
miteinander abgeschlossen hatten, konnten sie sich nicht mehr besonders gut
leiden. Aber Francesca mochte sich jetzt nicht an diese lang zurückliegende
Liebschaft erinnern lassen.
Bartolla war sich durchaus bewusst, dass sie
Francesca in Verlegenheit gebracht hatte. »Herzchen, bei einem Mann wie Hart
werden Sie auf Schritt und Tritt mit seinen ehemaligen Geliebten konfrontiert
werden. Jedes Mal, wenn Sie einen Raum betreten, werden Sie sich fragen, mit
welcher der anwesenden Damen er wohl schon verkehrt hat.«
Francesca starrte
sie an wie vom Donner gerührt. Doch es stimmte: Calder hatte schon so viele
Affären gehabt ... Sie fühlte sich plötzlich ganz elend. Wie sollte sie das nur
ertragen? Wann immer sie beide gemeinsam eine Veranstaltung besuchten, würde
irgendeine Frau anwesend sein, die ihn auf sehr intime Weise kannte.
Schlagartig wurde Francesca klar, dass sie das nicht ertragen könnte. Es würde
sie umbringen, nicht zu wissen, wer seine ehemaligen Geliebten waren – und es
zu wissen wäre noch schlimmer.
Bartolla nahm dankend ihren Mantel von Peter entgegen. »Und wie
hat Bragg die Neuigkeit aufgenommen? Er schien gestern Abend recht aufgebracht
zu sein.«
Francesca zuckte zusammen, riss sich aus ihren
Grübeleien über Harts ehemalige Geliebte. »Er ist sehr glücklich mit Leigh
Anne«, log sie.
»Ach, ich bitte Sie. Er hält es kaum in ihrer Nähe aus – das sieht
doch ein Blinder. Aber ich vermute, dass sie im Bett gut harmonieren.« Sie
schlüpfte in ihren grauen Brokatmantel mit Chinchillabesatz. »Er liebt Sie
immer noch, Francesca. Daran besteht kein Zweifel.«
Francesca erstarrte. Bei Bragg bräuchte sie sich niemals Sorgen
über frühere Geliebte zu machen und müsste auch keine Angst haben, dass er ihr
das Herz brach. »Tatsächlich? Glauben Sie wirklich, dass er mich immer noch auf
diese Weise liebt?«
»Wie kommt es nur, dass Sie nicht imstande sind, das Offensichtliche
zu
Weitere Kostenlose Bücher