Brenda Joyce
sehen?«, erkundigte sich Bartolla überrascht und zog ihre Handschuhe an.
Francesca atmete tief durch.
Hart hatte sie gewarnt, dass man dieser Frau nicht trauen konnte, aber sie
waren in gewisser Weise befreundet, und Bartolla war eine so welterfahrene
Frau. »Ich bin ganz durcheinander«, flüsterte sie unsicher. »Ich weiß gar nicht
mehr, was ich denken soll, Bartolla.«
Bartolla ergriff ihre Hand. »So erzählen
Sie doch. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ich den Grund bereits
kenne. Sie sind hin- und hergerissen, nicht wahr?«
Francesca nickte, mit einem
Mal ganz unglücklich. »Aber ich bewundere Calder zutiefst«, flüsterte sie.
»Ach was, Sie sind verrückt nach ihm, weil Sie mit ihm ins Bett
wollen«, versetzte Bartolla. »Wir wissen doch beide, dass Sie einen Lebemann
wie Hart keines Blickes würdigen würden, wenn Bragg frei wäre.«
Francesca schüttelte den Kopf, wollte es
abstreiten, doch insgeheim befürchtete sie, Bartolla könnte den Nagel auf den Kopf getroffen haben. »Nein. Hart und ich sind wirkliche
Freunde geworden. Es ist einfach so passiert.«
»Hart hat keine Freunde«, widersprach
Bartolla.
»Ich bin die erste«, flüsterte Francesca.
Bartolla zog ihre dunklen Brauen hoch und blickte sie ungläubig
an. Aber wenn sich Francesca einer Sache gewiss war, dann war es die
Freundschaft zwischen ihr und Hart. Er hatte sie ihr bereits zahllose Male
bewiesen.
»Haben Sie schon mit ihm
verkehrt?«, fragte Bartolla. Francesca errötete. »Aber, Bartolla ...«
»Ich werde es auch nicht weitererzählen«, versprach die Gräfin
lächelnd.
Francesca zögerte. »Calder besteht darauf, dass wir bis zur
Hochzeitsnacht warten.«
»Wirklich?« Wieder wanderten die dunklen Brauen in die Höhe. »Wie
eigenartig.«
»Er ist
kein berechenbarer Mann«, sagte Francesca.
»Nein, berechenbar ist er wirklich nicht. Und ich wage außerdem
zu behaupten, dass er als Ehemann nicht einfach sein wird.«
Francesca hoffte, dass sie sich
täuschte.
Bartolla zuckte mit den Schultern. »Aber das schadet nichts, denn
Sie haben selbst einen Dickkopf und werden sich nicht davon abbringen lassen,
zu tun, was Sie wollen. Das ist einer der Gründe, warum ich Sie mag. Und die
Ehe ist nicht das Ende der Welt. Wenn es Ihnen langweilig wird, Sie zu dem
Schluss kommen, dass Hart ein Tyrann ist, oder Ihnen seine Liebschaften zu viel
werden, dann können Sie ja selbst eine Affäre beginnen.«
»So ein Mensch bin ich nicht«, gab Francesca schockiert zurück.
»Aber Sie
sind doch eine so unkonventionelle Frau!«
»Ehrlich
gesagt habe ich eine recht ausgeprägte romantische Ader.«
»Du meine
Güte. Dann sollten Sie besser noch einmal über eine Heirat mit Calder Hart
nachdenken, denn er wird Ihnen das Herz schneller brechen, als Sie die Worte
aussprechen können.«
Francesca wandte sich ab. Sie war sich dessen
bereits bewusst. Nun gewannen all ihre Ängste die Oberhand, und Panik stieg in
ihr auf. Sie musste verrückt geworden sein, Calder Hart heiraten zu wollen – er
würde ihr nicht nur das Herz brechen, nein, er würde es in Fetzen reißen.
»Zumindest wird Rick immer hinter den Kulissen warten, um die Scherben
aufzusammeln«, bemerkte Bartolla.
Francesca atmete tief durch. Bartolla war
eine aufmerksame Beobachterin. Genau das würde geschehen, nicht wahr? Sie würde
Calder irgendwann mit einer anderen Frau erwischen, und wenn sie dann am Boden
zerstört wäre, würde Bragg für sie da sein, würde sie in die Arme schließen und
sie trösten. Und niemals würde er sagen: »Ich habe es dir ja prophezeit.«
Francesca schloss die Augen, überwältigt von dem Dilemma, in dem sie sich
selbst sah.
Aber würde er dennoch
mit Leigh Anne zusammen sein wollen?
»O bitte, regen Sie sich doch
nicht so auf!«, rief Bartolla und ergriff wieder ihre Hand.
Francesca zwang sich zu einem Lächeln. »Ich rege mich ja gar nicht
auf. Immerhin bin ich glücklicherweise nicht in Calder verliebt. Ich mag ihn gern und freue
mich darauf, das Bett mit ihm zu teilen.« Sie mochte selbst kaum glauben, dass
sie so sachlich und nüchtern sprach. Und dann zuckte sie auch noch mit den
Schultern, als hätte sie keinerlei Sorgen.
»Wohl
gesprochen.« Bartolla grinste. »Ich werde mich jetzt auf den Weg machen. Ich
wünsche Ihnen viel Glück.«
Francesca blickte ihr in düsterer Stimmung nach. Sie
empfand wieder die gleiche Angst wie vor einem Monat, als sie vor Calder Hart
davongelaufen war. Wie konnte sie überhaupt nur in Erwägung
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