Brenda Joyce
natürlich auch die
Kinder.«
Andrew starrte vor sich hin. Eine ganze Weile lang sprach keiner
der beiden ein Wort und Hart verkniff sich ein Lächeln. Er spürte, dass er dem
Sieg nahe war. »Andere reiche Männer können ihr auch die Welt zeigen.«
»Ja, das ist wohl wahr. Aber andere Männer
würden auch versuchen, ihr die Flügel zu stutzen und sie
zu beherrschen.«
»Sie bedarf der Führung.«
»Auch in diesem Punkt erlaube ich mir,
anderer Meinung zu sein. Francesca braucht jemanden, der neben ihr steht und
dafür sorgt, dass sie sich in ihrem Bedürfnis, anderen zu helfen, nicht selbst
in Gefahr begibt. Aber sie bedarf nicht der Führung. Pferde bedürfen der
Führung. Hunde bedürfen der Führung. Francesca ist eine Frau, die dazu
bestimmt ist, ihre Flügel auszubreiten und sich in die Lüfte zu schwingen.«
Andrew blickte ihn nachdenklich an. »Ein gutes Argument, das muss
ich Ihnen zugestehen.«
Hart lächelte, doch dann fügte Andrew hinzu:
»Haben Sie sie verführt?«
»Nein!«
Wut stieg in ihm auf, und es kostete ihn große Mühe, sie zu unterdrücken. »Wenn
Ihre Tochter eine lustige Witwe wäre, so kann ich Ihnen garantieren, dass ich
sie bereits in mein Bett geholt hätte. Aber ich werde mich niemals an zarter
Unschuld vergreifen.«
»Dann
besitzen Sie also doch einen Funken Moral«, stellte Andrew fest.
»So weit würde ich nicht gehen«, entgegnete Hart kühl, der seinen
Zorn noch nicht ganz verwunden hatte. »Meine Motive sind rein egoistischer
Natur. Ich hege nicht den geringsten Wunsch, mir Sorgen über die Konsequenzen
einer solchen Verführung machen zu müssen.«
Andrew schnaubte verächtlich. »Und genau das
ist der Grund, weshalb Sie nicht zu meiner Tochter passen, Sir! Es gibt keine
Frau, die von edlerer Gesinnung ist als sie.«
»O ja, ihr Edelmut sucht wahrlich
seinesgleichen. Und in dieser Hinsicht sind wir in der Tat
gegensätzliche Charaktere, da stimme ich Ihnen zu. Ich gebe nun einmal nichts
auf Moral.«
»Dann sind Sie nicht der Richtige für meine Tochter, und diese
Unterredung ist beendet.«
Hart schwieg für einen kurzen Augenblick, um
seine Gedanken neu zu ordnen. Ein kleines Lächeln stahl sich in sein Gesicht,
und als er erneut das Wort ergriff, war er gelassen, beherrscht, hatte sich
vollkommen in der Gewalt. »Edelmut mag mir nichts bedeuten, aber Ihre Tochter
bedeutet mir alles. Ich habe in meinem Leben noch keinen Menschen getroffen,
den ich mehr geachtet und bewundert hätte.«
Andrew hatte sich bereits abgewandt, doch nun fuhr er überrascht
herum.
Hart sprach jetzt ganz offen. »Überdies schätze ich Francescas
Freundschaft ungemein. Und wir beide wissen doch, dass Freundschaft,
Bewunderung und Respekt ein viel besseres Fundament für eine Ehe darstellen
als Liebe, eine vorübergehende romantische Illusion oder bloßes Begehren.«
Dies war sein sorgfältig geplanter Gnadenstoß.
»Da stimme ich Ihnen zu«, räumte Andrew
verdrossen ein, während sich seine Wangen erneut röteten. Hart wusste, dass
sein Gegenüber kurz vor der Kapitulation stand. Aber Andrew Cahill hatte noch
ein letztes Ass im Ärmel, und Hart wartete darauf, dass er es ausspielte, damit
er es übertrumpfen und den Sieg erringen konnte. »Soll ich Ihnen sagen, worin
mein eigentlicher Vorbehalt gegen diese Verbindung besteht?«
»Bitte.«
Doch er kannte ihn bereits.
»Francesca mag ein Blaustrumpf sein, aber sie ist auch eine
Romantikerin. Sie ist offensichtlich in Sie verliebt, und Sie werden
ihr unausweichlich früher oder später das Herz brechen.«
Harts Lächeln war verschwunden. »Ich habe
nicht die Absicht, meine Frau zu betrügen. Ich bin ein überaus disziplinierter
Mann, Andrew. Und im Übrigen ergibt es meiner Ansicht nach keinen Sinn, zu
heiraten, um weiterhin von einer Geliebten zur nächsten zu flattern, wie ich es
mein Leben lang getan habe. Warum sollte ich mich an eine Frau binden, wenn ich
weiterhin den Lebemann spielen will? Nein, diese Zeit liegt hinter mir, und ich
bin froh darum.« Andrew wollte etwas sagen, doch Hart hob abwehrend die Hand.
Er würde diese Schlacht hier und jetzt für sich entscheiden. »Außerdem ist
Francesca nicht in mich verliebt.«
»Aber ... sie hat doch Ihren Antrag
angenommen.«
»Ich bin lediglich ihre zweite
Wahl«, versetzte er mit einem kühlen, spöttischen Lächeln. »Oder haben Sie etwa
schon vergessen, dass sie einen verheirateten Mann liebt? Sie liebt Rick
Bragg.«
Ein Messer! Er hielt ihr ein Messer an die Kehle! Francesca
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