Brenda Joyce
eine
Verbindung zwischen Francesca und Ihnen mit Nachdruck.«
Hart war erfreut, das zu hören. »Und es
dürfte ebenso bekannt sein, dass ich noch niemals in meinem Leben einer
unschuldigen jungen Dame im heiratsfähigen Alter den Hof gemacht habe. Wie
Ihnen jede Mutter aus den feinen Kreisen der Gesellschaft bestätigen kann,
habe ich junge Damen wie Francesca stets gemieden wie die Pest.«
»Stattdessen haben Sie sich mit geschiedenen Frauen und Witwen
eingelassen, nicht zu reden von Schauspielerinnen und Opernsängerinnen«,
konterte Andrew.
»Das ist richtig«, gab Hart offen zu. »Ich
habe mir mein Leben aus dem Nichts aufgebaut, Andrew – ich glaube, das ist
etwas, das wir beide gemeinsam haben. Heute bin ich ein reicher Mann. Reich
genug, um zu tun, wonach mir der Sinn steht, ohne mich darum zu scheren, was
andere von mir denken. Sie haben durchaus recht: Bis vor ungefähr einem Monat
habe ich wie ein Hedonist gelebt. Aber das ist jetzt vorbei.«
Andrew starrte ihn an. »Und eine solche
Behauptung soll ich Ihnen glauben? Gestern Abend befanden Sie sich noch in
Begleitung von Mrs Davies, wenn mich nicht alles täuscht.« Hart lächelte. »Ganz
recht. Sie war vor vielen Jahren einmal meine Geliebte, aber heute ist sie
nichts weiter als eine Freundin, Andrew. Auch wenn Sie mir wiederholt zu verstehen
gegeben hat, dass sie die Beziehung gern vertiefen würde.«
»Ich traue Ihnen nicht. Sie sind mir zu zungenfertig«, erklärte
Andrew.
»Sir, haben Sie sich nie gefragt, warum ein Mann wie ich, der jede
Frau haben könnte, ein Mann, der sich geschworen hatte, niemals in den Hafen
der Ehe einzulaufen, eine solche Kehrtwendung vollzogen hat?«, fragte er
beiläufig.
Andrew
stutzte. »Wollen Sie mir etwa weismachen, dass Sie sich in Francesca verliebt
haben? Es fällt mir wirklich schwer, zu begreifen, wie es meiner Tochter, einer
Intellektuellen, einer Reformistin und einer leidenschaftlichen Kriminalistin
gelungen sein sollte, Sie zu faszinieren. Francesca mag wunderschön sein, aber
sie führt einen ständigen Kreuzzug. Und die Frauen, in deren Gesellschaft man
Sie für gewöhnlich antrifft, sind nun wirklich ganz und gar nicht wie sie.«
Hart lächelte. »Keine ist wie Francesca«,
entfuhr es ihm – seine erste spontane Äußerung an diesem Abend. Doch sofort
hatte er sich wieder in der Gewalt. »Ich werde Sie nicht anlügen und Ihnen
beteuern, ich sei bis über beide Ohren in sie
verliebt.«
»Dann ist
diese Unterredung hiermit beendet.«
»Ich fürchte nein. Denn ich bin entschlossen, Ihre Tochter zu
heiraten, und ich bitte Sie, über die Frage nachzudenken, die ich eben
aufgeworfen habe.«
»Woher Ihr
Sinnenswandel kommt? Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Francesca ist
überaus exzentrisch. Warum haben Sie es ausgerechnet auf sie abgesehen? Sie
passt doch gar nicht zu Ihnen. Das müssen Sie doch einsehen!« Sein Gesicht
hatte sich gerötet.
Hart erkannte, dass der Gegner erste
Schwächen zeigte. Er zog gelassen die Augenbrauen hoch. »Ich erlaube mir, anderer
Meinung zu sein. Wir passen sehr gut zueinander, da ich ebenfalls ein
unkonventioneller Mensch bin.«
Andrew zuckte zusammen und starrte ihn mit
großen Augen an. Da wusste Hart, dass er endlich einen Treffer gelandet
hatte.
»Können Sie sich Francesca wirklich in einer
Ehe vorstellen, wie Connie oder Ihre Frau sie führen? Können Sie sich
vorstellen, dass sie mit einem Gentleman verheiratet ist, einem Rechtsanwalt,
einem Arzt oder auch einem Senator oder Richter? Soll es wirklich Francescas
Los sein, Teegesellschaften für die Gattinnen der Kollegen ihres Mannes zu
geben, sich den Tag mit Einkaufen zu vertreiben, den Haushalt zu
beaufsichtigen und Kinder aufzuziehen?«
Andrews Gesicht war mittlerweile dunkelrot angelaufen. »Mit dem
richtigen Ehemann wird sie schon häuslich werden«, murmelte er.
»Sie wissen so gut wie ich, dass Francesca
einzigartig ist und in einer konventionellen Verbindung vor Unzufriedenheit
eingehen würde. Denn Sie lieben sie doch auch gerade wegen ihrer exzentrischen
Art, Sir. Ich hingegen kann ihr ein Leben fortwährender Bildung bieten. Ein
Leben, in dem sie sich niemals langweilen wird. Wenn sie die Pyramiden in
Ägypten besichtigen möchte, so kann ich sie ihr zeigen. Wenn sie den Wunsch
hat, China zu bereisen, die Chinesische Mauer mit eigenen Augen zu sehen,
können wir das tun. Und wir können nicht nur selbst dorthin reisen, sondern
außerdem noch einen Tross Bediensteter mitnehmen – und
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