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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 06 - Fallen der Liebe
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was sie im Schilde führte. Dann fragte er: »Sind die anderen
Mädchen nur halb so hübsch, wie Emily es zu sein scheint?«
    »Ich
glaube, sie waren genauso hübsch wie sie.«
    Er starrte düster zur
Kutschendecke hinauf, ohne ihre Hand dabei
loszulassen.
    »Was ist?«
    Hart
richtete den Blick auf sie. »Bragg ist nicht ganz ehrlich zu
dir.«
    »Wie
bitte?«, versetzte sie ungläubig und wollte aufbrausen, doch er hob abwehrend eine Hand.
    »Wir haben
es durchaus mit einem Menschenhändler zu tun,
Francesca, daran zweifle ich nicht.«
    »Also,
wovon redest du?«, fragte sie, während die Kutsche in
Harts lange Auffahrt einbog. »Kinderprostitution«, erwiderte er knapp.

Kapitel 8
    FREITAG, 28. MÄRZ 1902 – 19:00 UHR
    Bragg war spät dran. Er folgte dem Butler über einen kurzen
Flur mit glänzendem Parkett zu einem Salon.
    Die
zweiflügelige Mahagonitür stand weit offen, und Bragg konnte nicht nur einige
Gäste sehen, die sich dort versammelt hatten, sondern hörte auch Leigh Anne,
die gerade mit sanfter Stimme eine Frage beantwortete. Er erstarrte innerlich.
    Inzwischen war Francesca gewiss nach Hause
zurückgekehrt. Er stellte sich vor, wie sie mit ihrer Familie beim Essen saß,
und beneidete sie um den ruhigen Abend im häuslichen Kreis. Er erinnerte sich
noch sehr gut an den letzten Abend, den er zu Hause verbracht hatte: Es war am
Sonntag gewesen, denn er hatte entschieden, an diesem Abend nicht auszugehen,
ganz gleich, welche Einladung anstehen mochte. Aufgrund seines Amtes erhielt
er zahlreiche Einladungen, weitaus mehr, als er annehmen konnte. Seit kurzem
überließ er Leigh Anne die Entscheidung, welche Veranstaltungen sie besuchten.
Zu seiner Überraschung wählte sie ausschließlich politisch und gesellschaftlich
bedeutsame Anlässe aus. Bisher hatte er noch keinen Abend mit einer Einladung
vergeudet, die sich nicht irgendwie für ihn gelohnt hätte.
    Den Blick fest auf den Eingang zum Salon gerichtet, dachte Bragg
an den ermüdenden Tag zurück. Zudem hatte er die ganze letzte Nacht kein Auge
zugetan, nachdem sein Halbbruder auf so süffisante Weise seine Verlobung mit
Francesca bekannt gegeben hatte. Bragg machte sich große Sorgen um die
vermissten Kinder und hegte eine schreckliche Vermutung, was aus ihnen
geworden sein könnte. Zwar wollte er nicht unaufrichtig zu Francesca sein, doch
andererseits war ihm klar, wie sehr sie sich ihr Elend zu Herzen nehmen würde,
und das wollte er ihr wenn irgend möglich ersparen. Die Polizei von New York
blickte auf eine lange Vorgeschichte zurück, was Verbindungen zu Prostitution
und Glücksspiel anging. Aus einer Studie, die während der Amtszeit eines
früheren Commissioners erstellt worden war, ging hervor, dass die Polizei aus
solchen Etablissements schätzungsweise vier Millionen Dollar pro Jahr bezog. Außerdem
war ihm bekannt, dass Kinder oft dazu benutzt wurden, Schmiere zu stehen oder die Visitenkarten der Bordelle zu verteilen – war es möglich, dass die Mädchen
lediglich auf solche weitaus weniger
abscheuliche Weise eingesetzt wurden? Er glaubte nicht daran.
    Und dann die Angelegenheit mit Francesca ... Natürlich war es ihr
gutes Recht, zu heiraten, und auch wenn ein Teil von ihm verzweifelt an dem
Traum von einem gemeinsamen Leben mit ihr festhielt, war ihm doch zugleich
klar, dass es eben nur ein alberner Traum war. Ebenso wusste er auch, dass Hart
sie benutzte. Er hatte sie sich gefügig gemacht, darin war er ein Meister.
    Bragg blieb auf der Türschwelle zum Salon stehen, zunächst ohne
dass ihn jemand bemerkte. Leigh Anne lauschte Reverend Parkhurst mit einem
Lächeln auf dem Gesicht und einem so konzentrierten Ausdruck, das es schien,
als sei sie von seinen Worten völlig fasziniert. Doch selbstverständlich war
das Interesse geschickt geheuchelt. Bei ihrem kleinen Lunch heute war es nicht
anders gewesen. Bragg wusste, dass sie sich im Grunde weder um die Schulbildung
der Kinder armer Leute noch um sonst irgendeinen wohltätigen Zweck scherte.
    Dennoch konnte er nicht anders, als sie anzustarren. Sie trug ein
mintgrünes Abendkleid aus Satin, das ihre schmalen, elfenbeinfarbenen
Schultern und einen Teil ihres Dekolletés freiließ. Sie war eine so kleine,
zierliche Frau, ihre Taille so schmal, dass sich seine Fingerspitzen berührten,
wenn er sie mit beiden Händen umfasste, und doch waren ihre Formen überraschend
üppig. Wider Willen sah er das Bild von letzter Nacht vor sich: Leigh Anne
rittlings über ihm, ihr kleiner Körper

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