Brenda Joyce
schweißbedeckt, das Haar eine wilde
Mähne, die über ihre Brüste bis zur Taille hinab wallte, ihr Gesicht
wunderschön und angespannt, während sie zum Höhepunkt kam.
Er schloss die Augen und schwor sich, sie nie wieder anzurühren.
Aber wie oft hatte er sich das schon geschworen – dennoch konnte er nicht die
Finger von ihr lassen, auch wenn er ihr Spiel durchschaute und wusste, dass sie
eine raffinierte Verführerin war. Aber wenn der Mond am Himmel stand, es im
Haus still war, die Straßen verlassen dalagen und die Stadt schlief, dann
schmolz seine Entschlossenheit dahin wie Butter in der Sonne.
Leigh Anne fing Braggs Blick auf. Ihr
Lächeln veränderte sich kaum merklich, ein warmer Ausdruck trat in ihre Augen,
eine wortlose Begrüßung, die allein ihm galt. Doch er verschloss sein Herz
gegen sie. Es war ihm egal, dass die anderen Frauen im Zimmer älter und mollig
waren, ihre Gesichter faltig. Es war ihm egal, dass Leigh Anne sich von ihnen
abhob wie ein wunderschöner Kolibri aus einer Schar fetter, gackernder Hennen. Nicht zum ersten Mal wünschte
er sich, sie hätte sich verändert – wäre gealtert, weniger attraktiv geworden,
irgendetwas möge geschehen sein, das ihren Körper weniger anziehend machte.
Er wandte den Blick ab, als habe er sie nicht bemerkt. Ihr Lächeln
erstarb. Für einen kurzen Moment glaubte er, Verwirrung und Kränkung in ihren
Augen zu lesen. Er war froh darüber – verbot sich jegliches Mitleid –, auch
wenn ihm sehr wohl bewusst war, dass er sich wie ein Schuft benahm. Francesca
hatte sicherlich recht gehabt, als sie ihn darauf hinwies, dass es an der Zeit
war, zu vergeben und die Vergangenheit zu begraben. Der Gentleman in ihm
wusste das. Die Bestie weigerte sich.
Es war ein Geheimnis, das nur Leigh Anne
kannte. Er war nicht einmal zur Hälfte der moralische Mensch, für den ihn alle
hielten. Wenn er mit ihr zusammen war, lösten sich seine moralischen Prinzipien
in Luft auf und die Bestie in ihm erwachte. Dann war er nichts weiter als ein
Wilder. Und das war auch der wahre Grund dafür, dass er diese Ehe auflösen
musste. Er hasste den Mann, der zum Vorschein kam, wenn er mit ihr zusammen
war. Den Mann, der er geworden war, zu dem sie ihn gemacht hatte.
Robert Fulton Cutting fasste ihn am Arm. »Rick! Endlich! Schön,
Sie zu sehen, mein Junge. Ich freue mich, dass Sie es einrichten konnten.«
Bragg lächelte. Cutting, der einer traditionsreichen und sehr
begüterten Familie entstammte, war eine der treibenden Kräfte hinter der Citizen's
Union Party und der Reformbewegung. »Die Freude ist ganz meinerseits,
Sir.«
Ron Harris, sein Gastgeber, schüttelte ihm jetzt die Hand und
schwang seinen Arm dabei wie einen Pumpenschwengel. Harris war von Lowe ernannt
worden und wie die meisten seiner Anhänger ein typischer Vertreter der
Mittelklasse, Nordstaatler und Protestant. »Wir haben gerade darüber gesprochen,
dass Sie sich wohl verspäten würden. Meine Frau wollte mit dem Essen noch
warten.«
»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Bragg und lächelte Mrs
Harris zu, die aussah wie sechzig, obwohl ihr Mann erst fünfundvierzig war.
Dr. Parkhurst kam auf ihn zu geeilt. »Ihre
entzückende Frau hat Sie gerade entschuldigt. Ein vielbeschäftigter Polizei-Commissioner
ist ein guter Commissioner. Wie geht es Ihnen, Sir?« Er lächelte, sein Blick
jedoch war düster und scharf.
Bragg schüttelte ihm die Hand, wobei ihm sehr
wohl bewusst war, dass die politischen Vorstellungen des Reverend mitunter
nicht mit denen der Polizei übereinstimmten. Parkhurst hatte die Gesellschaft
zur Verhinderung von Verbrechen gegründet und wurde von Hunderten Anhängern
mit Feuereifer unterstützt. Es war schon vorgekommen, dass Mitglieder seiner
Gesellschaft Razzien in verschiedenen Etablissements – unter anderem auch in
Bordellen – durchgeführt und Personen in Gewahrsam genommen hatten. Parkhurst
sprach sich außerdem entschieden dagegen aus, dass Saloons an Sonntagen öffnen
durften, und forderte eine strenge Durchsetzung der Blue Laws, der
Gesetze, die den Alkoholausschank regelten. Bragg rechnete für diesen Abend mit
einer Debatte, da die Taktik, die sich unter seiner Führung eingespielt hatte,
darin bestand, diese Gesetze nur in Einzelfällen zur Anwendung zu bringen. Die
schlimmsten und eklatantesten Verstöße wurden mit Schließung der betreffenden
Lokale geahndet. Die übrigen Saloons ließ man in Ruhe. Es war eine
politische Entscheidung – Bragg selbst hätte lieber
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