Brenda Joyce
Verbrechensrate in die Höhe
getrieben hat! Je früher solche unbrauchbaren Gesetze abgeschafft werden,
desto eher können wir alle wieder unsere persönlichen Freiheiten genießen.
Habe ich nicht recht, Bürgermeister?«
Low
seufzte. »Wie Sie sicherlich alle wissen, bin ich der Ansicht, dass man Moral
nicht durch Gesetze regeln kann.« Bragg erstarrte, als er spürte, dass seine
Frau neben ihn trat. »Du siehst müde aus, Rick. Soll ich dir noch einen Drink
holen?«
»Es geht mir gut«, erwiderte er knapp.
»Katie hat einen leichten Husten. Ich glaube nicht, dass es etwas
Ernstes ist, aber ich habe mit Rourke geredet, und er hat versprochen, heute
Abend nach ihr zu sehen.«
Endlich wandte Bragg sich ihr zu. »Du machst dir augenscheinlich
Sorgen. Wie ernst ist es denn?«
»Ach, es ist wirklich nicht schlimm«,
erwiderte sie und zögerte. »Aber ich kann mir nicht helfen – ein leichter
Husten, und ich denke gleich an Tuberkulose! Ganz bestimmt geht es ihr gut«,
fügte sie hinzu und lächelte ihn unsicher an.
Er fragte sich immer und immer wieder, ob
ihre Sorge um die Kinder nun gespielt war oder nicht. »Wann wollte Rourke nach
ihr sehen?«
»Ich
vermute, dass er bereits dort ist. Ich weiß« – sie schenkte ihm ein schwaches
Lächeln –, »ich wünschte auch, wir könnten jetzt bei ihr sein.«
Ihre Blicke begegneten sich. Er zuckte zurück
und schaute weg. Sie erkundigte sich: »Wie geht es mit deinem Fall voran?«
Bragg richtete den Blick wieder auf sie, und
dann konnte er einfach nicht anders – seine Augen wanderten zu der weißen Haut
an ihrem Dekolleté hinab, zu der Rundung ihrer Brüste, die ihr Kleid freigab.
»Es geht um vermisste Kinder, und es läuft überhaupt nicht gut.«
»Vermisste Kinder?«
»Mädchen.
Mädchen im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren«, sagte er kurz
angebunden. O Gott, wie er es hasste, wenn sein Körper auf sie reagierte. Ein
Verlangen überkam ihn ...
»Welch ein Glück, dass Katie
erst sechs ist«, flüsterte sie. »Katie ist nicht hübsch genug für diese
Ungeheuer«, entgegnete er steif.
»Sie ist wunderschön«, gab sie mit einem zornigen Funkeln in den
Augen zurück.
Er hatte nicht die Absicht, sich auf eine
Diskussion einzulassen. »Ich sollte mich besser wieder unter die Gäste mischen«,
sagte er.
Sie folgte ihm nicht, doch er hörte sie ungläubig sagen: »Ich kann
einfach nicht fassen, dass du Katie nicht für schön hältst.«
Sie hatte ihn missverstanden. Natürlich war
Katie hübsch, aber nicht so wie Emily O'Hare und die anderen Mädchen.
»Rick, was halten Sie von diesem lächerlichen Artikel, der heute
in der Sun erschienen ist?«, fragte Cutting.
Bragg antwortete ganz ruhig: »Meinen Sie den Leitartikel, in dem
gemutmaßt wird, dass sich Platt und Odell entzweit haben?« Doch während sie
über die absurde Vorstellung sprachen, dass sich der große Meister des
republikanischen Parteiapparats mit dem Gouverneur des Staates zerstritten
haben sollte, spürte er förmlich, wie Leigh Anne ihn von hinten mit
vorwurfsvollen Blicken durchbohrte.
Und es drängte ihn furchtbar,
ihr seine Worte zu erklären. Francesca sträubte sich dagegen, sich von ihm ins
Haus tragen zu lassen, wo zurzeit seine Pflegeeltern Rathe und Grace Bragg und
deren leiblicher Sohn Rourke wohnten.
Die Braggs waren vor zwei Monaten nach New
York zurückgekehrt und ließen gerade eine neue Villa bauen, nicht weit von der
Harts entfernt. Als sie die Eingangshalle betrat – gestützt von Hart, der
ihren Arm festhielt, als drohte sie jeden Moment in Ohnmacht zu fallen –,
tauchte Alfred auf, Harts englischer Butler. Bei ihrem Anblick erbleichte er
und rief: »Miss Cahill! Was ist denn mit Ihnen geschehen?«
»Es geht mir gut, Alfred. Nur ein kleiner
Zwischenfall mit einem Schurken, nichts weiter«, erwiderte sie über die
Schulter, während Hart sie eilig in den nächstgelegenen Salon dirigierte.
Seine Villa, die gerade einmal
ein Jahr alt war, hatte die Ausmaße eines Museums, der Salon war geräumig wie
ein kleiner Ballsaal und mit einem runden Dutzend Sitzgelegenheiten
ausgestattet. Hart hieß Francesca auf dem nächsten Sofa Platz nehmen. »Holen
Sie Rourke mit seiner Arzttasche und bringen Sie uns zwei Gläser Scotch«,
befahl er seinem Bediensteten. »Ist Rourke überhaupt zu Hause?«, setzte er
hinzu und drehte sich zu Alfred um.
»Ja, Sir, er ist hier.« Alfred verließ hastig das Zimmer.
Francesca erlebte zum ersten Mal, dass er beinahe die Fassung
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