Brenda Joyce
ersparen.«
Bridget blickte zu ihrer wunderschönen Mutter auf und erkannte,
wie besorgt sie war. »Ich werde schon nicht in Schwierigkeiten geraten, Mama. Ich
versprech's dir.« Gwen O'Neil beugte sich zu ihrer Tochter hinab und umarmte
sie, obwohl die kleine Schachtel dabei störte. »Aber du bist trotzdem das
Beste, was mir je passiert ist.« Lächelnd richtete sie sich wieder auf. »Jetzt
lass uns hinaufgehen und auspacken, und dann gehen wir einkaufen.«
»Wie viele?!«,
stieß Francesca hervor.
Joel war ebenso bestürzt wie sie.
»Einundvierzig, Miss Cahill. Ich hab hier einundvierzig Leute auf meiner Liste,
die behaupten, sie wüssten, was mit Emily O'Hare passiert ist.«
Francesca und Joel standen auf der Straße
vor Schmitts Lebensmittelladen, ihre erste Station an diesem Morgen. Francesca
nahm Joel die Liste aus der Hand. Er hatte jeden, der sich auf ihren Aufruf
gemeldet hatte, mit seinem Namen unterschreiben lassen, da aber viele des
Lesens und Schreibens unkundig waren, bestanden zahlreiche Unterschriften
lediglich aus Strichen und Kreuzen. »Du meine Güte«, sagte sie. »Calder hat
recht gehabt. Jeder skrupellose Schurke, der schnelles Geld wittert, hat sich
gemeldet, um die Belohnung zu kassieren. Aber vielleicht ist unter den
Leuten ja doch noch jemand, der wirklich etwas gesehen hat, Joel.«
»Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also hab ich allen
gesagt, Sie würden morgen Mittag hier an der Straßenecke sein und sie sollten
dann vorbeikommen.«
Francesca war erfreut. »Das ist
eine ausgezeichnete Idee! Ich werde einen kleinen Tisch und einen Stuhl
mitbringen und jeden sofort befragen.«
Joel strahlte. »Ja, das war 'ne gute Idee, nicht wahr?« Während
sie ihm anerkennend auf die Schulter klopfte, bemerkte sie, wie sein Blick an
etwas hinter ihr hängenblieb und er heftig errötete. Sie drehte sich um und sah
eine hochgewachsene, auffallend hübsche Frau mit rotbraunem Haar, die eine
kleine Pappschachtel trug. Sie stand vor dem Gebäude, in dem die Kennedys
wohnten. »Was ist denn?«, fragte Francesca. Erst jetzt bemerkte sie das ebenso
hübsche Mädchen, das neben der Frau stand – offensichtlich die Tochter.
Joel zuckte die Schultern. »Neue Nachbarn. Ziehen in die Wohnung
über uns. Schätze, sie sind gerade erst aus Irland rübergekommen.«
Francesca musterte ihn. Sie hatte einen Verdacht. »Das Mädchen ist
sehr hübsch.«
Joel zuckte wieder mit den Schultern. Er war jetzt krebsrot im
Gesicht. »Finden Sie? Is mir gar nicht aufgefallen. Sehen doch alle gleich
aus.«
Francesca verkniff sich ein Lächeln. »Ich
werde noch einmal Mr Schmitt befragen, denn ich bin sicher, dass er uns
irgendetwas verschweigt. In der Zwischenzeit könntest du versuchen
herauszufinden, wo die Wirklers und die Coopers wohnen. Wir müssen unbedingt
mit Rachael Wirklers und Bonnie Coopers Eltern sprechen, aber da die Schulakten nicht
auffindbar sind, haben wir keine Ahnung, wo sie wohnen.«
»Ich werd sehen, was ich in Erfahrung bringen kann«, versprach
Joel und wandte sich ab, die Hände in den Taschen seiner Wolljacke vergraben.
Er warf noch einen letzten Blick zu dem Wohnhaus hinüber, aber Mutter und
Tochter waren verschwunden.
Francesca klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und wandte sich
dann dem Lebensmittelladen zu. Als sie eintrat, klingelte das Glöckchen über
der Tür. Schmitt stand an der Verkaufstheke und tippte gerade die Einkäufe
einer älteren Dame und ihrer Tochter in die Kasse. Die Tochter war ungefähr in
Francescas Alter. Schmitts Tochter, Beth, räumte Waren in ein Regal in einer
Ecke des Ladens ein. Sie sah sich um und erstarrte förmlich auf der kleinen
Trittleiter, als sie Francesca erkannte. Heftig errötend, wandte sie sich
hastig wieder ihrer Aufgabe zu.
Francesca fand ihr Benehmen sehr verdächtig. Als sie auf die Theke
zutrat, sagte Schmitt, der bislang nicht aufgeblickt hatte: »Das macht zwei
Dollar und dreiundzwanzig Cent, Mrs Polaski.«
Im selben Moment entdeckte er Francecsa, und ein Ausdruck des
Missfallens erschien auf seinem Gesicht.
Doch Francesca hatte seine Worte gehört und
trat rasch vor, während die junge Frau das Geld abzählte. »Mrs Polaski?« Die
ältere Frau drehte sich um, wobei sie sich schwer auf ihren Gehstock stützte.
»Ja? Kennen wir uns?« Sie blickte Francesca blinzelnd durch ihre dicken
Brillengläser an. »Mein Name ist Francesca Cahill, ich bin Privatdetektivin«,
erklärte sie und reichte der Frau ihre Visitenkarte. Nachdem sie
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