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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 06 - Fallen der Liebe
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bronzenen Uhr auf der
Kommode hinüber. Es war halb sieben.
    Wo blieb sie nur?
    Sie waren mit Bürgermeister Low und seiner Frau sowie den Cuttings
und einem weiteren Ehepaar heute Abend in der Oper verabredet. Die Vorstellung
begann um halb acht. Eigentlich hätte Leigh Anne längst beginnen müssen, sich
zu schminken und anzukleiden.
    Doch bislang war nicht einmal ein frisch gebügeltes Kleid
bereitgelegt worden.
    Wo
zum Teufel blieb sie nur?
    Tief in seinem Inneren stieg
Übelkeit auf. Verspätete sie sich? Oder war es ihm endlich gelungen, sie zu
vertreiben? Haue sie ihn wieder einmal verlassen?
    Plötzlich kam es ihm in dem Boudoir erdrückend stickig vor. Hastig
verließ er den engen Raum. Sein Herz raste. Wenn sie gegangen war, desto
besser. Das hatte er sich schließlich die ganze Zeit gewünscht.
    Warum sonst hatte er sich in den vergangenen sechs Wochen ihr
gegenüber so grässlich benommen?
    Er sah plötzlich in Gedanken Bilder vor sich:
Leigh Anne schlafend in ihrem gemeinsamen Bett, Leigh Anne, wie sie den Mädchen
eine Gutenachtgeschichte vorlas, Leigh Anne in tiefer Konzentration über ihren
Schreibtisch gebeugt, Leigh Anne im Bett, unter ihm, wie sie verführerisch lächelte
und ihn anspornte, tiefer, fester, schneller in sie einzudringen ...
    Er hatte doch die ganze Zeit gewusst, dass es so kommen würde,
oder etwa nicht? Vom ersten Moment an, als sie wieder in sein Leben getreten
war, hatte er gewusst, dass sie nicht bleiben würde.
    Es freute ihn nicht nur, dass sie fort war, er war begeistert
darüber. Oder etwa nicht?
    Mit einem lauten Schrei packte er eine
kostbare orientalische Vase und schleuderte sie gegen die Wand, wo sie krachend
zerbarst. Erst da wurde ihm bewusst, was er getan hatte; schlimmer noch, ihm
wurde bewusst, dass sich in seinem Inneren eine Flutwelle erhob, die er nicht
benennen wollte, deren Existenz er am liebsten verleugnet hätte. Er war
krank. Er litt an gebrochenem Herzen.
    Sie würde
nicht mehr zurückkommen.
    Die Welle wurde immer größer und mächtiger und bedrohlicher. »Mr
Bragg?«, hörte er Katie flüstern.
    Er fuhr erschrocken herum und sah sie in der
Tür stehen, mager, verängstigt, mit Dot an der Hand. Ausnahmsweise strahlte ihn
Dot einmal nicht an, sondern schaute unglücklich und verwirrt drein. Plötzlich
brach die Kleine in Tränen aus. Bragg eilte auf sie zu. »Es war nur ein
Missgeschick!«, rief er, von Schuldgefühlen erfüllt, und nahm die schluchzende
Dot rasch auf den Arm. Er versuchte Katie beruhigend anzulächeln, doch das
wollte ihm einfach nicht gelingen. »Die Vase ist hingefallen. Es war ein
Missgeschick.«
    »Wo ist Mrs Bragg?«, fragte Katie mit heiserer Stimme, die großen
Augen unablässig auf ihn geheftet.
    Er starrte sie an. Seine Gedanken überschlugen sich, doch ihm fiel
einfach keine Ausrede ein.
    Katie schlang die Arme um sich. »Sie hat
gesagt, sie würde mit dieser wunderschönen Gräfin Tee trinken. Sie wollte um
fünf wieder hier sein. Aber es ist doch schon viel später, oder?«
    Hass stieg in ihm auf – es war eine Sache, ihm so etwas anzutun,
aber eine ganz andere, die Kinder zu verlassen. Da er wusste, dass Leigh Anne
nicht wiederkommen würde, zermarterte er sich das Hirn, um eine Erklärung zu
finden. Er musste Zeit gewinnen, um zu entscheiden, wie er den Kindern am
besten die Wahrheit beibrachte.
    »Mrs Braggs Vater ist sehr krank. Er lebt in einer anderen Stadt,
in Boston.« So weit entsprach es der Wahrheit. »Sie besucht ihren Vater«, fügte
er hinzu und versuchte, sich erneut ein Lächeln abzuringen.«
    »Aber sie hat sich gar nicht verabschiedet«, sagte Katie niedergeschlagen.
    »Es war ein Notfall«, behauptete er, und es brach ihm aufs Neue
das Herz, dieses Mal um der Kinder willen.
    Katie starrte ihn an. Sie schien ihm nicht zu glauben. Schließlich
sagte sie: »Unsere Mommy hat sich auch nicht verabschiedet. Sie ist einfach
gegangen und nicht wiedergekommen.«
    Er atmete tief durch, griff mit einer Hand nach ihr, aber Katie
wich ihm aus. Tränen standen in ihren dunklen Augen. Er konnte ihr einfach
nicht sagen, dass das hier anders war, dass Leigh Anne zurückkommen würde, wenn
er doch selbst nicht daran glaubte. Und er verfluchte sie im Stillen dafür,
dass sie den Kindern so etwas antat – dass sie ihm so etwas antat.
    Katie stieß einen erstickten Schluchzer aus und rannte aus dem
Schlafzimmer.
    Er lief ihr nach. »Katie, warte! Ich muss mit
dir reden.«
    Katie warf sich auf das Bett, das sie mit
ihrer

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