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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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Finger
bekäme.
    Auf dem Schreibtisch lag kein Papier. Mit
zunehmendem Unbehagen öffnete Francesca eine Schublade nach der anderen. Sie
kam sich vor wie eine Diebin und fühlte sich wahrhaftig nicht wohl in der
Rolle.
    Als sie gerade in einer der mittleren
Schubladen einen Stapel Papier entdeckte, vernahm sie plötzlich deutliche
Schritte auf dem Korridor, und im selben Moment wurde auch schon die Tür
geöffnet. Francesca fuhr in die Höhe und setzte ein strahlendes Lächeln auf,
während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    An der Tür stand der Dienstbote.
    »Leider empfängt Mrs Burton heute keine Besucher, Miss Cahill«,
sagte er. »Sie bittet Sie, ein anderes Mal wieder zu kommen.«
    Francesca, die immer noch unschuldig
lächelte, war sich bewusst, dass der Mann sie forschend betrachtete – ganz so, als
frage er sich, warum sie so stocksteif hinter dem Schreibtisch stand. Sie
schob so unauffällig wie nur eben möglich mit dem Knie die Schublade zu.
    »Was für ein wunderschöner alter Schreibtisch«, schwärmte sie und
trat dahinter hervor. »Chippendale, nehme ich an.«
    »Mrs Burton erledigt hier ihre Korrespondenz«, erwiderte der
Dienstbote. »Ich glaube, der Schreibtisch ist georgianisch«, fügte er lächelnd
hinzu.
    Francesca spürte, dass ihr der Schweiß
ausbrach. Wieso kannte ein Dienstbote die Stilrichtung des Mobiliars? Außerdem
unterhielten sich die Dienstboten in der Regel nicht mit einem Gast, und ihn zu
korrigieren stand völlig außer Frage.
    »Ich bitte um Verzeihung, Miss«, sagte der Mann, als sie das
Zimmer verließ.
    »Ist schon gut. Ich lerne gern dazu. Wie ist Ihr Name?«
    »MacDougal«, sagte er.
    Während Francesca neben dem jungen Mann die
Treppe hinunterging, musterte sie ihn verstohlen. Mit seinem dichten schwarzen
Haar und den haselnussbraunen Augen fand ihn gewiss so manche Frau attraktiv.
Er hatte eine schmale, gerade Nase, feine, ebenmäßige Züge und schien nur
wenige Jahre älter zu sein als Francesca. Sie glaubte, in seiner Aussprache einen
leichten schottischen Akzent vernommen zu haben. Alles in allem entsprach er
nicht gerade einem durchschnittlichen Dienstboten, und Francesca fragte sich
unwillkürlich, ob Eliza den jungen Mann wohl auch attraktiv fand. Francesca
wusste, dass sie ihn viel zu neugierig anstarrte, aber sie konnte einfach nicht
anders. Als sie bemerkte, dass auch der junge Mann wiederholt zu ihr
herüberblickte, errötete sie.
    Ich bin zu weit gegangen, ermahnte sie sich. Ob Eliza wohl mit
einem ihrer Dienstboten schäkern würde?
    »Stimmt etwas nicht, Miss Cahill?«, fragte er
schließlich.
    Francescas Herz vollführte einen Hüpfer. Der
Mann war kein normaler Dienstbote, o nein! Was, wenn er seine Herrin attraktiv
fand – wie es alle Männer zu tun schienen? Was, wenn er sich in Eliza verliebt
und sie ihn abgewiesen hatte?
    Francesca lächelte MacDougal an. Sie war sich
bewusst, dass sie möglicherweise nach einem letzten Strohhalm griff.
    »Ich kenne die Burtons schon seit Jahren«,
sagte sie betont fröhlich. »Aber ich kann mich nicht daran erinnern, Sie schon
einmal hier gesehen zu haben. Arbeiten Sie schon lange für die Familie?«
    »Seit ungefähr einem Jahr«, erwiderte er lächelnd. »Und ich
erinnere mich sehr wohl, Sie hin und wieder in diesem Haus gesehen zu haben.«
    Er war ziemlich dreist, und er
hatte ein gutes Gedächtnis! »Das Ganze ist eine schreckliche Tragödie«, sagte
Francesca, als sie die Eingangshalle betraten.
    Er wurde sofort ernst. »Ja, das stimmt. Jonny ist ein so
wundervoller Junge. Wer auch immer das getan hat, sollte erschossen werden.«
    Francesca blickte ihn
stirnrunzelnd an. Er hatte in der Gegenwartsform gesprochen. Hieß das
möglicherweise, dass er etwas wusste, was niemand sonst wusste? Denn inzwischen
schien doch jeder zu glauben, dass der Junge tot war! »Arme Eliza«, sagte
Francesca leise.
    Er nickte. »Es ist schrecklich, was ihr durch
dieses Verbrechen angetan wird. Sie ist eine großartige Frau, die so etwas
nicht verdient hat.«
    Francesca vermochte aus ihm nicht schlau zu
werden. Offenbar handelte es sich aber um einen jungen Mann, der der
Oberschicht nicht gerade mit großem Respekt begegnete.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie an der Haustür, wo sie auf ihren Hut,
den Mantel und die Handschuhe wartete.
    »Soll ich dem Commissioner ausrichten, dass
Sie gehen?«
    Francesca warf einen Blick auf die
geschlossene Tür am gegenüberliegenden Ende der Halle. Bragg und sie hatten
sich noch nicht darüber

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