Brenda Joyce
etwa eine Drohung sein?« Plötzlich bekam Francesca es
mit der Angst zu tun. Wenn Montrose verrückt war, wenn er der wahnsinnige
Entführer war, dann wäre er auch fähig, ihr etwas anzutun.
Seine Augen weiteten sich. »Bist du verrückt? Du bist meine
Schwester! Du bist an dem Tag zu meiner Schwester geworden, an dem ich Connie
geheiratet habe. Ich würde dir niemals wehtun.«
»Aber deiner Frau schon«,
entgegnete Francesca feindselig. Er schwieg für einen Moment. »Was hast du vor,
Francesca?«, fragte er dann.
Sie atmete
tief durch. »Ich weiß es nicht.«
»Du wirst niemandem ein Sterbenswörtchen davon erzählen,
verstanden?«, sagte er, während er mit dem erhobenen Zeigefinger vor ihrem
Gesicht herumfuchtelte.
Sie
presste die Lippen aufeinander.
»Niemandem – und vor allem nicht Connie, hörst du? Verdammt noch
mal, du solltest dich überhaupt besser aus meinen Angelegenheiten
heraushalten!«
Seine Worte durchbohrten Francesca wie Messerstiche. »Ich weiß
noch nicht, was ich unternehmen werde. Aber wenn ich entschieden habe, was
meiner Ansicht nach das Richtige ist, werde ich auch entsprechend handeln!«
Er musterte sie mit ungläubigem Blick. »Halte dich aus meinem
Leben heraus!«, brüllte er.
Sie wich zurück. »Ich liebe meine Schwester,
was du ganz offensichtlich nicht tust«, erwiderte sie. War es
leichtsinnig, sich mit ihm zu streiten, wo er doch möglicherweise gewalttätig
war?
Montrose ging mit energischen Schritten zur Tür und riss sie auf.
»Ich wünsche dir einen Guten Tag, Francesca.«
Sie war mittlerweile vor Angst in Schweiß gebadet, und ihre
Leibwäsche klebte an ihr wie eine zweite Haut, doch sie rührte sich nicht von
der Stelle. »Wo bist du gestern Abend gewesen, Neil?«, fragte sie.
Er fuhr
zusammen. »Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden. Die letzte Nachricht wurde unter
das Kissen deiner Geliebten geschoben. Sie hat den Zettel heute Morgen
gefunden.«
Er blinzelte. »Was um alles in der Welt ... Willst du mich etwa
beschuldigen? Großer Gott!«
Francesca schlang die Arme um ihren Körper.
»Hast du Eliza gestern Abend besucht? Oder heute Morgen? Wann hast du sie zum
letzten Mal gesehen?«
Ein Muskel begann in Montroses Wange zu
zucken. »Du weißt, wann ich sie zum letzten Mal gesehen habe«, erwiderte er in
drohendem Tonfall. »Ich kann es nicht fassen! Du hältst mich für ein Ungeheuer,
bloß weil ich ...« Er verstummte.
»Irgendjemand hasst Burton, hasst ihn ganz furchtbar. Und du
sagst, dass dich deine Eifersucht in den Wahnsinn treibt.« Francesca wartete
gespannt auf seine Reaktion.
Er starrte
sie entgeistert an. »Wie bitte?«
»Ich glaube, deine genauen Worte lauteten: »O Gott, Eliza, meine
Eifersucht treibt mich noch in den Wahnsinn!«
Während er sie wutentbrannt anstarrte, verspürte Francesca für
einen kleinen Moment eitle Selbstzufriedenheit. Bis Montrose schließlich den
Kopf schüttelte.
»Unglaublich!«, sagte er. »Aber wie ich schon sagte, du bist noch
ein halbes Kind. Francesca, wenn ein Mann etwas in der Hitze der Leidenschaft
sagt, dann sind seine Worte bedeutungslos.«
Sie schüttelte den Kopf und erwiderte: »Ich glaube, du hasst
Burton. Ich glaube, du hasst ihn, weil du dich wie Elizas anderen Liebhaber
gegen deinen Willen und wider besseres Wissen hoffnungslos in sie verliebt
hast.« Francesca war sich bewusst, dass sie sich auf sehr dünnem Eis befand.
Montrose presste die Lippen zusammen. »Ich
liebe Eliza nicht. Und ich hasse Burton nicht. Wenn du es unbedingt wissen
willst: Der arme Kerl tut mir Leid, da ich nicht der Letzte in ihrem Bett sein
werde und ganz gewiss nicht der Erste bin.«
»Jemand, der den Burtons sehr nahe steht, ist für das Verschwinden
des Jungen verantwortlich«, erwiderte Francesca. Montrose starrte sie an. Er
schwieg für einen endlos langen Moment, als wäge er ab, ob er sich zu erkennen
geben sollte oder nicht.
Francesca nahm all ihren noch verbliebenen Mut zusammen und sagte:
»Es hat nach dem Tod deiner ersten Frau eine Untersuchung gegeben.«
Montrose wurde leichenblass, schloss die Augen
und begann leise zu fluchen. Bei seinen Worten wich Francesca errötend zurück.
Innerlich bereitete sie sich darauf vor, fliehen zu müssen.
Doch da sagte Montrose mit kalter Stimme:
»Vielleicht solltest du bei der Suche nach dem Täter
lieber einmal einen genaueren Blick auf die Burtons werfen, Francesca.«
Wollte er damit etwa andeuten, dass Robert
Burton ...? Es schien Francesca plötzlich
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