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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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wahrzunehmen, die darauf lagen. Stattdessen sah sie Rick
Bragg vor sich. Ihr Vater mochte ihn, er wirkte intelligent und entschlossen,
und sie hoffte sehr, dass er kein Gauner war, wie so viele Polizeipräsidenten
dieser Stadt vor ihm. Leider wusste man das vorher nie.
    Francesca schüttelte erneut den Kopf. Genug
davon! Wie hatte sie nur in einen solchen Zustand geraten können? Sie lächelte
und seufzte erleichtert, als sie spürte, dass ihre innere Anspannung in der
Stille und Abgeschiedenheit der Bibliothek allmählich nachließ. Doch Francesca
wusste, dass sie bald zu den Gästen zurückkehren musste. Ihre Mutter würde es
bemerken, wenn sie fernbliebe und sich am nächsten Tag lauthals darüber
beschweren. Francesca gestattete sich jedoch noch einen kleinen Augenblick, um
ihre Fassung gänzlich wiederzuerlangen und die friedliche
Umgebung zu genießen. Sie spielte mit einem Stapel Post auf dem Schreibtisch.
Hatte sie nicht bereits vorher gewusst, dass dieser Abend entsetzlich werden
würde? Wenn sie doch nur ein bisschen mehr wie Connie wäre – nur ein ganz
kleines bisschen!
    Ihre Schwester war intelligent, gebildet und interessant, und
dennoch liebte sie gesellschaftlichen Anlässe.
    Francesca fragte sich, ob Bragg Connie wohl
auf eine Weise zur Kenntnis genommen hätte, wie es bei ihr nicht der Fall
gewesen war. Alle Gentlemen bemerkten Connie. Ihre Bewunderung für sie war
stets außergewöhnlich groß.
    Francesca runzelte leicht die Stirn. Ihr ganzes Leben lang hatte
man ihr versichert, dass sie und ihre Schwester Zwillinge sein könnten.
Dennoch hatte Bragg ihr den Rücken zugekehrt, nachdem ihr Vater sie
vorgestellt hatte.
    Abwesend schob sie den Haufen Post zur Seite.
Es beunruhigte sie, dass sie Bragg nicht mehr aus dem Kopf bekam.
    Und dann bemerkte sie einen cremefarbenen
Umschlag, der aus dem Poststapel herausgerutscht war. Er war nicht adressiert,
und an der Stelle, wo sich eigentlich die Adresse hätte befinden sollen, hatte
jemand ein Wort gekritzelt, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
    DRINGEND
    Francesca
blinzelte verwirrt. Sie nahm den Umschlag auf und drehte ihn um, aber es gab
auch keinen Absender, genauso wenig wie einen Poststempel. Ob ihn wohl einer
der Gäste hier auf den Schreibtisch gelegt hatte? Francescas Neugierde
war geweckt. Sie griff nach dem Brieföffner mit dem Elfenbeingriff, schlitzte
den Umschlag ohne zu zögern auf und las:
    A steht für Ameisen
    Wenn
Sie den Jungen wieder sehen wollen, seien Sie morgen um
    13
Uhr an der Kreuzung von Mott und Hester Street.

Kapitel 2
    Francesca blinzelte und las die maschinengeschriebenen a Zeilen
ein zweites Mal.
    »A steht für Ameisen ... Wenn Sie den Jungen wieder
sehen wollen, seien Sie morgen um 13 Uhr an der Kreuzung von Mott und Hester
Street.« Was in aller Welt hatte das zu bedeuten?
    Während Francesca mit dem Blatt in der Hand
dastand, schossen ihr die Gedanken mit Schwindel erregender Geschwindigkeit durch
den Kopf. Die Worte auf dem Zettel ergaben keinen Sinn. Auf welchen Jungen
bezogen sie sich? Und welche Bewandtnis hatte es mit »A steht für Ameisen«?
    Bei dem
Brief konnte es sich nur um einen Streich handeln. Womöglich hatte einer der
Gäste den Umschlag auf den Schreibtisch ihres Vaters gelegt, oder er war
zufällig zwischen die Briefe gelangt, die der Postbote gebracht hatte. Bestimmt
hat sich jemand einen Scherz erlaubt, sagte sich Francesca entschieden. Ob
womöglich ihr Bruder Evan seine Finger dabei im Spiel hatte? Aber das Ganze war
nicht besonders komisch. Sie schüttelte verwirrt den Kopf und beschloss, ihrem
Vater den Brief bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu zeigen.
    »Miss
Cahill?«
    Francesca
zuckte zusammen und ließ die Nachricht rasch zwischen den anderen
Briefen verschwinden. Als sie aufsah, blickte sie in die Augen des
Polizeipräsidenten.
    Bragg schien von dieser unerwarteten Begegnung ebenso überrascht
zu sein wie sie. Doch er fing sich schnell wieder und nickte Francesca höflich
zu.
    Sie spürte, wie sie errötete,
und brachte es nicht fertig, sein Lächeln zu erwidern. Zu gern hätte sie
irgendetwas Witziges oder Amüsantes gesagt. Stattdessen hauchte sie: »Commissioner?«
    »Es war nicht meine Absicht, Sie zu stören«,
sagte er, während er den Blick unverwandt auf sie gerichtet hielt. »Ich
gedachte lediglich das Telefon zu benutzen. Leider muss ich schon früh wieder
gehen, da ich noch eine weitere gesellschaftliche Verpflichtung habe.«
    Francescas Herz hämmerte wie verrückt.

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