Brenda Joyce
wollen.«
»Glaubt die Polizei denn, dass er tot ist?«,
fragte Connie besorgt.
»Zumindest ist es nicht ausgeschlossen. Es ist
wohl die Absicht des Täters, Eliza oder Robert Burton mit dieser Ungewissheit
zu quälen.« Oder Bragg, fügte Francesca im Stillen hinzu.
»Wie schrecklich! Aber wie kommt es, dass du in die Ermittlungen
involviert bist, und wie kann ich dir helfen?«, fragte Connie.
»Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte, die jetzt zu weit
führen würde«, erwiderte Francesca. »Aber du musst wissen, dass die
Nachrichten möglicherweise im Haus der Burtons getippt wurden.«
Connie schnappte nach Luft.
»Sie besitzen eine sehr alte Schreibmaschine,
und es handelt sich um eine Maschine mit Umschalttaste. Die Nachrichten
wurden auf einer Remington 2 geschrieben – das war eine der ersten
Schreibmaschinen überhaupt, und sie hatte ebenfalls eine Umschalttaste. Con,
ich muss unbedingt an eine der Nachrichten des Entführers herankommen! Ich
bin mir sicher, dass Bragg im Moment nicht im Präsidium ist – womöglich spricht
er noch mit den Burtons. Du könntest auf dem Flur vor seinem Büro Wache
halten, während ich hineingehe und eine der Originalnachrichten an mich nehme.
Als ich das letzte Mal da war, habe ich gesehen, dass sie in einer Aktenmappe
auf seinem Schreibtisch lagen.« Francesca lehnte sich in ihrem Sessel zurück
und lächelte. Das hatte sie sich wirklich gut ausgedacht!
»Wie bitte?«, rief Connie entsetzt.
»Dann werde ich mich im Laufe des Tages ins
Haus der Burtons schleichen, ein paar Buchstaben auf der alten Maschine tippen
und die Blätter vergleichen.«
Connie starrte ihre Schwester mit offenem
Mund an. »Du hast vor, in das Büro des Commissioners einzubrechen?«, fragte sie
entgeistert.
Francesca
richtete sich auf. »Nun ja ...«, hob sie an.
»Du hast vor, ein Verbrechen zu begehen?«, fuhr Connie ungläubig
fort.
Francesca warf ihr einen finsteren Blick zu. »So, wie du es sagst,
klingt es viel schlimmer, als es ist.«
Connie sprang auf. »Da bin ich anderer
Meinung. Einbruch ist Einbruch, Fran! Du musst den Verstand verloren haben! Wie
kannst du nur auf die Idee kommen, in Braggs Büro zu spazieren und Beweisstücke
aus einer polizeilichen Ermittlung zu stehlen! Bei einem solchen Verbrechen
werde ich gewiss keine Beihilfe leisten!«
»Aber das Leben eines kleinen Jungen steht auf dem Spiel!«, rief
Francesca und stand ebenfalls auf.
»Warum erzählst du Bragg nicht einfach von der Schreibmaschine,
die die Burtons haben?«
Francesca
blickte ihre Schwester groß an.
»Er würde sie gewiss sogleich sicherstellen, um die Nachrichten
mit einer Schriftprobe zu vergleichen.« Connie schüttelte den Kopf.
Francesca
begriff, dass ihre Schwester Recht hatte.
»Warum ist mir das bloß nicht selbst
eingefallen?«, murmelte sie.
»Ich werde
dir sagen, warum«, erwiderte Connie. »Weil du dich völlig in die Vorstellung
hineinsteigerst, eine Kriminalistin aus Leidenschaft zu sein! Du genießt es
richtig!« Francesca schenkte ihr ein dünnes Lächeln. »Ich möchte nur Jonny finden
– lebend.«
»Gewiss
möchtest du das.« Connie seufzte und schritt an Fran vorbei zur Tür.
»Ich werde jetzt zu den Burtons gehen. Kommst du mit?«
Francesca kam gar nicht dazu, ihrer Schwester
zu antworten, denn sie hatte das Zimmer bereits verlassen, und Francesca
blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Als die beiden
jungen Frauen kurz darauf bei den Burtons den Salon am hinteren Ende des
Korridors betraten, fiel Franciscas Blick als Erstes auf Eliza, die allein auf
einem mit Quasten verzierten, goldfarbenen Sofa saß. Hinter dem Sofa stand
Burton, der die Hände in den Taschen vergraben hatte und genauso verstört
wirkte wie noch wenige Stunden zuvor. Francesca sah, dass er leicht zitterte.
Montrose hatte in einem Sessel Platz genommen, der dem Sofa gegenüberstand.
Bragg, der offenbar gerade gehen wollte, wirkte immer noch müde und erschöpft.
Francesca wurde aufs Neue bewusst, was er in diesen Tagen durchmachte, und ihr
Herz war voller Mitleid.
Eliza hatte die Hände im Schoß gefaltet. Ihr
Gesicht war blass und fleckig, was vom vielen Weinen herrühren mochte. Sie saß
so still, dass sie an eine Statue erinnerte.
Montrose war beim Anblick seiner Frau und seiner Schwägerin
aufgesprungen. Er küsste Connies Wange und brachte sein Erstaunen über ihre
Anwesenheit zum Ausdruck.
»Ich habe deine Kutsche von Francescas Fenster aus gesehen«,
sagte Connie
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