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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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und ich habe
Hunger, und ich vermisse dich und James. Bitte nimm mich mit nach Hause! Hier
gefällt es mir nicht!«
    Eliza drückte den Jungen erneut an ihre Brust.
»Ich werde dich nach Hause bringen«, flüsterte sie in sein Haar. »Ich werde
dich nach Hause bringen und lasse dich niemals wieder aus den Augen.«
    Allmählich versiegten Jonnys Tränen. »Ich will nach Hause«, sagte
er noch einmal leise.
    Francesca hatte die Szene wie gebannt
beobachtet. Der Anblick des verängstigten kleinen Jungen zerriss ihr beinahe
das Herz. Wie konnte ein Mann seinem eigenen Sohn nur solche Angst einjagen und
ihm ein solches Leid zufügen? Dann fiel ihr ein, dass Bragg neben ihr stand,
und sie wandte sich zur Seite und blickte ihn an.
    Er bemühte sich, einen ungerührten
Gesichtsausdruck aufzusetzen, doch Francesca sah, dass auch er um Fassung
rang. Es brach ihr fast das Herz, ihn so zu sehen. Sie griff nach seiner Hand
und hielt sie fest. Er löste seinen Blick von Eliza und seinem Kind und schaute
Francesca überrascht an. Instinktiv umklammerte sie seine Hand noch ein wenig
fester.
    »Alles wird gut, Bragg«, brachte sie hervor,
und ihre Stimme klang heiser in ihren Ohren. »Er ist nur verängstigt. Das ist
alles.«
    »Ich werde Burton umbringen«, gab Bragg
grimmig zurück, wobei sich seine Augen auf bedrohliche Weise verdunkelten.
    »Ihr Sohn lebt!«, sagte Francesca
leidenschaftlich. »Er ist bei seiner Mutter. Und bei Ihnen. Danken Sie Gott
dafür!«
    Bragg starrte sie einen Moment lang an und
wandte seinen Blick dann wieder Eliza und Jonny zu. Der Junge hatte aufgehört
zu weinen und schmiegte sich in die Arme seiner Mutter, die ihm zärtlich über
das Haar streichelte. Dann küsste sie ihn auf den Scheitel und blickte auf.
    Als Francesca den Ausdruck in ihren Augen
sah, spürte sie in ihrem Innern ein Gefühl der Beklommenheit, gepaart mit
Verzweiflung. Sie fühlte sich plötzlich als Außenseiterin, denn diese beiden
Menschen verband etwas, an dem sie niemals Anteil haben würde. Als sie merkte,
dass sie immer noch Braggs Hand hielt, ließ sie sie rasch los, worauf er sie
überrascht anschaute.
    Sein Blick war von einer solchen ungeschützten Sanftmut und
Verletzbarkeit, dass sich Francesca eingestehen musste, wie unsterblich sie in
diesen Mann verliebt war.
    Bragg zögerte einen Moment lang, wandte sich
dann aber ab und trat auf das Bett zu. Eliza lächelte ihn an und rückte ein
wenig zur Seite, damit Bragg neben ihr auf der Bettkante Platz nehmen konnte.
    Francesca
vermochte ihren Blick nicht von ihm abzuwenden und beobachtete, wie er zuerst
den einen Arm um Eliza legte und nach einem kurzen Zögern den anderen um Jonny.
    Mutter,
Vater und Sohn.
    Francesca schloss die Augen, denn sie spürte, dass sie sich erneut
mit Tränen füllten. Diese Szene würde ihr gewiss viele Jahre lang nicht mehr
aus dem Kopf gehen.
    Bragg und Eliza waren einmal ineinander
verliebt gewesen, aber ihre Liebe hatte unter keinem guten Stern gestanden. Es
hätte alles völlig anders für sie ausgehen können ...
    »Jonathan?«, flüsterte Eliza. »Du erinnerst
dich doch bestimmt noch an Mr Bragg, nicht wahr? Er ist dein – er ist ein
Freund deines Vaters und auch ein Freund von mir.« Ihre Stimme zitterte.
    Jonny Burton blickte Bragg zögernd an. »Sie
sind der Polizist.«
    »Das stimmt«, sagte Bragg mit heiserer Stimme. Er strich mit der
Hand über das dichte, dunkle Haar des Jungen. »Geht es dir gut?«
    Jonny
verzog das Gesicht. »Ich will nach Hause.«
    »Du wirst auch nach Hause gehen, mein Junge«,
sagte Bragg. »Ich werde dich nach Hause bringen, jetzt sofort. Und du darfst
sogar in einem Polizei-Fuhrwerk mitfahren. Na, was sagst du dazu?«
    Jonny starrte ihn an, als versuche er herauszufinden, ob er ihm
vertrauen konnte. Dann nickte er langsam und lächelte. »Mit einem richtigen
Polizei-Fuhrwerk?«
    »Mit einem richtigen Polizei-Fuhrwerk«, bestätigte
Bragg. Francesca spürte, dass es an der Zeit war zu gehen. Sie wandte sich um
und wollte sich leise aus dem Zimmer stehlen, um die drei nicht zu stören. Sie
durfte nicht traurig sein. Der Fall war gelöst, und sie sollte sich darüber
freuen.
    Eine sanfte
Stimme ließ sie auf der Türschwelle verharren.
    »Ich danke
Ihnen, Francesca«, sagte Bragg.
    Francesca spürte, dass ihr die
Tränen in den Augen brannten. Ohne sich noch einmal umzudrehen nickte sie und
verließ den Raum.

Kapitel 19
    SAMSTAG, 25.JANUAR 1902 – 21 UHR
    Francesca
stand im Empfangszimmer ihres Elternhauses,

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