Brenda Joyce
das tun!«
»Drei!«, sagte Bragg und
reichte ihr die Pistole.
»Halt! Er ist in der Fourth Avenue Nummer 208. Ich habe da eine
Wohnung gemietet!«, schrie Burton, dem nun die Tränen über die Wangen liefen.
»Bitte ... ich brauche einen Arzt!«, schluchzte er.
Bragg ignorierte ihn. Er nahm Francesca die Waffe aus der Hand und
reichte sie einem der Dienstboten.
»Sorgen Sie dafür, dass sich niemand von der Stelle rührt, bis die
Polizei eintrifft«, wies er den Mann an. »Falls doch, dürfen Sie schießen.«
»Ich komme mit!«, rief Eliza, deren Gesicht vor Ungläubigkeit und
Verzweiflung ganz verhärmt aussah.
Bragg nickte. Er befahl dem Hausmädchen, seinen Mantel zu holen,
und sagte an Francesca gewandt: »Sie können die Säge jetzt weglegen.«
Francesca starrte Bragg an, während er den Mantel aus den Händen
des atemlosen Dienstmädchens entgegennahm. Dann blickte sie auf die blutige
Säge hinunter, die sie immer noch fest hielt, und spürte, wie ihr übel wurde.
Entsetzt ließ sie die Säge fallen.
Bragg legte seinen Arm um Elizas Schultern und ging mit ihr zur
Tür. Francesca zögerte keinen Moment lang und eilte den beiden nach.
Eliza weinte,
als sie auf der Treppe vor dem Mietshaus auf der Fourth Avenue standen, in dem
Burton die Wohnung gemietet hatte. Es war ein altes, verkommenes Gebäude.
Francesca legte besorgt den Arm um Elizas Schulter, während Bragg an die
Haustür hämmerte. Mehrere Streifenpolizisten und zwei Kriminalbeamte standen
hinter ihnen. Als niemand die Tür öffnete, hämmerte Bragg erneut mit den
Fäusten dagegen. »Öffnen Sie! Hier ist die Polizei!«, rief er.
»Wieso öffnet denn niemand diese Tür?«,
flüsterte Eliza mit tränenüberströmtem Gesicht, als sich immer noch nichts tat.
»Keine Sorge, wir werden schon ins Haus kommen«, sagte Francesca. Sie rechnete
damit, dass Bragg seinen Leuten befehlen würde, die Tür einzuschlagen. Doch
stattdessen warf er sich plötzlich selbst mehrere Male mit der Schulter dagegen,
bis die Tür schließlich aus den Angeln riss.
Gefolgt von den Polizisten stürmte Bragg ins Haus. Eliza riss sich
von Francesca los und rannte hinter den Männern her. Francesca, die
entschlossen war, Eliza nicht aus den Augen zu lassen, schürzte entschlossen
ihren Rock und folgte ihr.
Eine große, dünne junge Frau in einem schwarzen
Dienstbotinnenkleid mit weißer Schürze stand bewegungslos wie eine Statue und
mit weit aufgerissenen Augen an der Treppe in der Eingangshalle.
Bragg packte sie am Arm. »Wo ist der Junge?«,
fuhr er sie an.
Plötzlich kam Leben in ihren Körper, und ihre
Wangen röteten sich. »Ich wusste, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, ich
wusste, dass er ein Gauner ist«, flüsterte sie mit heiserer Stimme.
Bragg schüttelte die Frau ungeduldig. »Wo ist
er?«, rief er. »Wo ist mein Sohn?«, schrie jetzt auch Eliza und stürzte auf sie
zu.
Die junge
Frau wich erschrocken zurück. »Oben. Im ersten Zimmer. Bitte tun Sie mir
nichts«, flüsterte sie ängstlich.
Bragg
stürmte los. Er nahm zwei Stufen auf einmal, und Eliza stolperte hinter ihm
her. Gemeinsam mit den Polizisten folgte Francesca den beiden die Treppe
hinauf.
Außer Atem blieb sie auf der Schwelle eines
düsteren, schlecht beleuchteten Zimmers stehen, in dem ein schmales Bett, eine
Frisierkommode und ein Schaukelstuhl standen. Auf dem Bett lag Jonny. Er hatte
sich auf der Seite zusammengerollt und hielt einen ausgefransten und fleckigen
Teddybären an die schmale Brust gedrückt. Sein Atem ging flach und
ungleichmäßig, und er trug nur ein Unterhemd und einen Schlüpfer.
»Jon«, sagte Bragg mit rauer Stimme.
Als sich der kleine Junge zu rühren begann
und sich blinzelnd umsah, schrie Eliza auf und eilte an Bragg vorbei auf ihn
zu.
»Jonathan, Jonathan, hier ist deine Mama,
deine Mama ist da!«, schluchzte sie und zog das verschlafene Kind in die Arme
und presste es weinend an ihre Brust.
Francesca spürte, wie ihr die Tränen über das
Gesicht liefen. Jonny war nun vollends aufgewacht und klammerte sich wie ein
Ertrinkender an den Hals seiner Mutter. »Mama, wo bist du gewesen?«,
fragte er weinerlich. »Ich will nach Hause!«
Eliza weinte noch heftiger und wiegte ihn in ihren Armen. »Es tut
mir ja so Leid, mein Liebling, so Leid! Geht es dir gut?« Sie hielt ihn ein
wenig von sich fern und lächelte ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.
Er schüttelte weinend den Kopf. »Warum hat
Papa mich hierher gebracht? Ich will nach Hause! Mir ist kalt,
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