Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
Vom Netzwerk:
Telefonhörer ab und sprach mit der Vermittlung.
    Francesca blieb keine andere Wahl, als sein
Büro zu verlassen.
    Jennings hatte Francesca kaum zwei Straßenblöcke weit gefahren, als sie
eine vertraute kleine Gestalt entdeckte, die sich durch die Menschenmenge auf
der Lafayette Street schlängelte. Sie stand auf, um eine bessere Sicht zu
haben. Es war der Knirps, Joel Kennedy.
    Aus der Art und Weise, wie er dahineilte und immer wieder einen
Blick über die Schulter zurückwarf, schloss Francesca, dass er Angst hatte,
verfolgt zu werden. Offenbar war es ihm irgendwie gelungen, aus den Händen der
Polizei zu fliehen.
    »Jennings!« Francesca schlug mit der flachen Hand kräftig gegen
das Fenster der Trennwand. In diesem Moment fuhr die Kutsche durch ein
Schlagloch, und sie wurde gegen die Kabinenwand geschleudert.
    »Fahren Sie an die Seite!«, schrie sie.
    Der Brougham stand noch nicht ganz, als
Francesca schon die Tür aufriss, hinaussprang und sofort auf dem vereisten
Kopfsteinpflaster stürzte. Sie rappelte sich auf, warf einen Blick die Straße
hinunter, konnte aber nirgendwo Polizisten entdecken. Dann eilte sie hinter dem
Jungen her. Joel! Halt! Joel!«
    Er blieb stehen und drehte sich um. Als er Francesca entdeckte,
rannte er weiter.
    »Ich
möchte dir helfen!«, schrie sie und nahm die Verfolgung auf. »Lass mich dir
helfen! Joel, komm zurück!«
    Endlich
blieb er stehen, und einen Moment später saß er schon ihr gegenüber in der
Kutsche. Noch immer waren weit und breit keine Polizisten zu entdecken.
    »Jennings!
Nach Hause, und machen Sie bitte schnell!«
    Die Kutsche
fuhr mit einem Ruck los, bog in nördlicher Richtung auf die Fourth Avenue ab
und raste an den Bahnschienen der New York and Hudson Railroad entlang.
Francesca saß in Fahrtrichtung und beobachtete Joel, der auf seinem Sitz auf
und ab hüpfte.
    »Geht es
dir gut?«, fragte sie.
    Er zögerte einen Moment lang, dann schüttelte er den Kopf. »Was
ist geschehen?«, fragte Francesca.
    »Dieser Fleischklops hat mich geschlagen, richtig fest.« Er
blickte sie grimmig an, doch seine Lippen zitterten.
    »Was sagst
du da?«
    Er bedachte sie erneut mit einem finsteren Blick. »Ich hasse die
Polypen«, stieß er hervor. »Jeden einzelnen Blödmann von diesem Haufen.«
    In seinem Gesicht konnte Francesca keine blauen Hecken entdecken,
doch sein Körper war von seinem abgewetzten, dreckigen Mantel verhüllt.
    »Das kann ich einfach nicht glauben! Wohin hat er dich geschlagen?
Brauchst du einen Arzt?«
    »Miss Cahill, selbst wenn ich 'nen Doktor brauchen tät, wie sollte
ich den wohl bezahlen?«
    Sie zögerte keine Sekunde. »Darüber müsstest du dir keine Gedanken
machen«, erwiderte sie.
    Er schien über ihre Worte nachzudenken und
entspannte sich sichtlich. »Er hat mir einen auf den Hintern verpasst. Jede
Wette, dass da jetzt alles rot ist. Und Sie?«, fragte er vorsichtig. »Sie sind
doch bestimmt nich geschlagen worden, oder?«
    Unter anderen Umständen hätte Francesca wohl
gelacht.
    »Nein, aber mir wurde
angedroht, dass man mich wegen des Verübens einer Straftat ins Gefängnis werfen
würde.«
    Joel blickte sie zweifelnd an.
»Dieser schlaue Fuchs von Commissioner hat Ihnen gedroht?«
    Francesca nickte und fragte: »Wie um Himmels willen ist es dir
gelungen, zu fliehen?«
    Er lächelte stolz. »Das war ganz leicht. Ich hab 'ne Zigarette
fallen lassen und da hat es zu brennen angefangen. Bei dem ganzen Krawall bin
ich dann rausgerannt. Diese Blödmänner kriegen mich nich!«
    Francesca konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich bring
dich nach Hause. Wo wohnst du?«
    Er sah sie an, als sei sie verrückt geworden. »Überall und
nirgends«, antwortete er.
    Francesca zuckte unwillkürlich zusammen. »Aber – wo sind denn
deine Eltern? Bist du ein Waisenkind?«
    Er nickte traurig. »Mein Dad ist an den Pocken gestorben, als ich
noch 'n Baby war, und meine Mum ist gestorben, als ich sechs war. Tubikalose«,
fügte er zur Erläuterung hinzu.
    »Tuberkulose«, verbesserte sie ihn automatisch, während sich ihr
Herz vor Mitleid zusammenzog. »Aber wo lebst du denn? Wo schläfst du?«
    »Ich lebe nirgendwo«, sagte er mit einem gleichgültigen Schulterzucken.
»Ich hab ja sowieso nix. Und ich schlafe, wo's mir gefällt. Meistens auf
Treppen, manchmal im Müll, weil's da warm ist« – sein Gesicht nahm einen trotzigen
Ausdruck an – »und manchmal kletter ich auch in die Häuser von Leuten rein.« Er
lächelte, als sei er stolz auf seine

Weitere Kostenlose Bücher