Brenda Joyce
und
lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Der große Raum war in verschiedenen Blau-
und Grüntönen gehalten und wirkte wie ein richtiges Ehegattenschlafzimmer. Als
ihr Vater das Haus hatte bauen lassen, war die eine Hälfte der Räumlichkeiten
von Anfang an für Evan und seine zukünftige Familie hergerichtet worden. Es war
Julias Idee gewesen, und dieser Teil des Hauses hatte sogar einen eigenen
Eingang weiter unten auf der Fifth Avenue, den Evan allerdings selten benutzte.
»Ich würde gern allein mit dir
reden«, sagte Francesca.
Evan seufzte. »Ich hoffe, das
Thema ist nicht so ernst, wie dein Gesichtsausdruck vermuten lässt, ich habe
nämlich eine höllische Nacht hinter mir.«
»Ich ebenfalls.« Francesca schlang die Arme um
ihren Körper. Es musste sich bei dieser angeblichen Erpressung um ein
Missverständnis handeln, da war sie sich sicher. Ihr Vater würde niemals so
tief sinken und Evan zwingen, die Ehe mit einer Frau einzugehen, die er gar
nicht liebte. Das war einfach unmöglich. Und wenn es doch stimmte, so zweifelte
Francesca keine Sekunde daran, dass Julia dafür verantwortlich war.
»Evan, ich habe gehört, wie du dich gestern Nacht mit Papa
gestritten hast.«
Er sah sie
an und schwieg.
»Du liebst
Sarah Channing also nicht?«, fragte sie. »Du scheinst ja tatsächlich eine ganze
Menge gehört zu haben«, erwiderte Evan finster. »Fran, dieses Herumspionieren
muss aufhören!«
»Ich wollte gar nicht spionieren«, sagte sie
und hob in einer hilflosen Geste die Hände. Er wandte sich ab und begann nervös
auf und ab zu laufen. »Evan, du bist mein Bruder und ich liebe dich. Ich möchte
dir helfen.«
Er ließ sich auf das Damastsofa fallen. Francesca ignorierte seine
gemurmelten Flüche.
»Was genau hast du gehört?«, fragte er schließlich
vorsichtig.
»Du hast Papa beschuldigt, dass er dich erpresst. So etwas würde
er niemals tun, Evan.« Francesca stellte sich vor ihren Bruder, ohne ihren
Blick von seinem Gesicht zu nehmen.
Er stand auf. »Ach, nein? Ich weiß, dass du
Vater vergötterst, Fran. Aber er erpresst mich, ganz eindeutig. Wenn ich Sarah
nicht heirate, wird er meine Schulden nicht bezahlen, und dann muss ich die
Stadt verlassen.«
Francesca konnte es einfach nicht glauben. »Nein. Und wenn es so
ist, dann ist das Mamas Werk.«
Evans Blick nahm einen weicheren Ausdruck an. »Arme Fran«, seufzte
er.
»Arme Fran?« Sie ergriff seine Hände. »Evan,
am Samstag wird eure Verlobung bekannt gegeben. Und ihr zwei passt doch ganz
und gar nicht zueinander.«
Ihr Bruder verdrehte die Augen. »Vater glaubt,
auf lange Sicht sei Sarah gut für mich.« Er schüttelte grimmig den Kopf.
»Wusstest
du, dass sie eine Künstlerin ist? Sie malt.«
»Nein,
davon hatte ich keine Ahnung«, erwiderte er. »Was hat das denn überhaupt mit
der Sache zu tun?«
»Es zeigt doch, dass ihr zwei euch nicht
einmal richtig kennt.«
»Ich will sie auch gar nicht kennen lernen«,
sagte Evan lieblos.
»Evan, sie mag schüchtern sein, aber sie ist
wirklich nett.«
»Ich bitte um Entschuldigung. Natürlich ist
sie nett. Aber, großer Gott, Fran, ich werde vor Langeweile sterben, wenn ich
mit einer solchen Frau verheiratet bin!«, rief er und begann erneut im Zimmer
auf und ab zu laufen.
»Was diese Spielschulden betrifft«, sagte Francesca, »vielleicht finden
wir einen Weg, sie zu bezahlen? Dann kannst du diese Verlobung absagen.«
Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Ich kann sie nicht
bezahlen.«
»Wie viel
bist du denn schuldig?«
»Das möchte
ich dir nicht sagen.«
»Evan! Ich
versuche dir zu helfen!«, rief Francesca.
»Ach, was soll's«, sagte er. »Einhundertdreiunddreißigtausend
Dollar.«
»Wie bitte?« Francesca sank auf eine Polstertruhe. »Wie
bitte?«, wiederholte sie entgeistert.
Evan
antwortete nicht.
»Wie konntest du nur eine so große Summe
verlieren?«, rief sie.
»Jetzt klingst du genau wie Mama. Ich weiß, dass du es gut meinst,
aber ich kann im Moment wirklich keine weiteren Vorwürfe gebrauchen.«
»Aber ich
begreife das einfach nicht.«
Evan machte eine hilflose Geste. Dann sagte
er: »Ich weiß, dass du in mir eine Art Helden siehst. Aber ich bin kein Held,
Fran. Ich bin ein Spieler.« Er zögerte einen Moment lang und schloss die
Augen. Als er sie wieder öffnete, glaubte sie Verzweiflung darin aufblitzen zu
sehen. »Es ist wie eine Krankheit«, fuhr er fort. »Wenn du erst einmal damit
angefangen hast, kannst du einfach nicht mehr aufhören.«
Sie brachte ein
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