Brenda Joyce
herumlagen.
Dann fiel Neil auf, was er eigentlich vermisste – nicht nur in diesem
Zimmer, sondern im gesamten Haus. Connie liebte Blumen. Das Haus war ständig
voll davon, und in ihren eigenen Räumlichkeiten hatte sie oft ein halbes
Dutzend Vasen stehen, von einzelnen Rosenknospen bis hin zu großen, aufwändigen
Sträußen. Wo waren all die Blumen?
Wo war seine Frau?
»Was ist, Neil? Wolltest du mich sprechen?«
Er starrte sie an. Selbst jetzt war sie noch
immer unsäglich schön. So, wie sie gerade aus dem Bett gestiegen war, hätte sie
ihr Nachthemd abstreifen, ein Abendkleid überziehen und ohne weitere
Vorbereitungen ausgehen können. Neil sah im Geiste ihren herrlichen
Körper nackt vor sich. Bei den wenigen Malen, wenn er es gewagt hatte, ihn zu
bewundern, war sie schamvoll errötet. Dies war nicht der passende Augenblick,
auf diese Weise an sie zu denken, doch er konnte sich des Verlangens, das ihn
überkam, nicht erwehren. Er würde immer den Wunsch haben, seine Frau zu
lieben.
»Du starrst mich so an«, sagte sie steif. »Ich bin gerade erst
aufgestanden, Neil. Ich hatte dich gebeten zu warten.«
»Charlotte vermisst dich. Ich vermisse dich«, sagte er aus
einem Impuls heraus.
Etwas blitzte in ihren blauen Augen auf, dann kehrte sie ihm den
Rücken. »Hat sie das gesagt?«
Er zögerte. Sein Herz schlug so heftig, dass er das Blut in den
Ohren rauschen hörte. »Ja. Und ich sage es auch, Connie.« Er trat hinter sie
und umfasste sanft ihre Schultern.
Sie versteifte sich. »Ich bin nur ein wenig unpässlich, Neil. Es
geht mir gewiss in kürzester Zeit wieder gut«, versicherte sie gespielt
heiter, doch ihre Stimme klang angespannt.
»Es geht dir ganz und gar nicht gut«, widersprach er eindringlich.
»Du entgleitest mir. Bitte komm zurück«, hörte er sich selbst sagen.
Sie entzog sich ihm, ging zum Fenster hinüber
und starrte auf die Kreuzung von Madison Avenue und Sixty-first Street hinaus.
»Ich entgleite dir nicht, Neil. Ich glaube, ich habe eine Erkältung und einen
Anflug von Migräne«, behauptete sie, ohne ihn anzublicken.
Er schloss verzweifelt die Augen. Wie konnte er seine Frau zurückgewinnen?
Wie? Er versuchte es auf eine andere Weise. »Hat dir der Empfang gestern Abend
gefallen?«
Als sie sich umdrehte, sah er die Erleichterung in ihrem Blick.
»Aber ja.«
»Mir behagt das nicht, was Julia da mit Hart und Francesca plant.
Das muss verhindert werden.«
»Warum? Offenbar empfindet er etwas für sie, und früher oder
später muss er schließlich einmal heiraten.«
Neil traute seinen Ohren nicht. »Er wird ihr das Herz brechen,
Connie.« Im Stillen fügte er hinzu: »Ebenso, wie er deines gebrochen hätte,
wenn du es gewagt hättest, deinen Flirt mit ihm fortzusetzen.«
»Nun, ich denke, wir sollten erst einmal abwarten, wie sich die
Angelegenheit weiter entwickelt.« Sie lächelte ihn an.
Diesmal war es ein echtes, unverstelltes Lächeln, wenn auch nur
kurz. Freudig lief er auf sie zu, doch als er ihre Hand fassen wollte, entzog
sie sie ihm. Er erstarrte.
Wieder lächelte sie, diesmal jedoch gekünstelt. »Kannst du die
Mädchen heraufschicken?«
»Das habe ich schon getan. Charlotte wird mit dir ein zweites
Frühstück einnehmen.«
Ihr
Lächeln erstarb. »Ich habe keinen Appetit.«
»Connie,
wir müssen miteinander reden.«
»Neil, ich fühle mich wirklich nicht in der
Verfassung für eine ernsthafte Unterredung. Und dein finsteres Gesicht verrät
mir, dass du auf etwas Ernstes hinauswillst. Ich habe in der letzten Nacht
nicht gut geschlafen – genau genommen habe ich die ganze letzte Woche nicht
gut geschlafen. Ich bin einfach erschöpft.«
Er blickte ihr nach, als sie sich entfernte.
»Willst du mich bestrafen?«
Sie hielt inne, ohne sich
umzudrehen, und schwieg einen Moment lang, ehe sie antwortete. Er hatte
erwartet, sie würde höflich verneinen. Stattdessen sagte sie: »Wie du dich
gebettet hast, so sollst du liegen, Neil.«
Während Francesca mit der Hilfe ihres Dienstmädchens Bette ein
paar Dinge für die Reise einpackte – die Rückfahrt würden sie im Schlafwagen
zurücklegen –, versuchte sie sich eine plausible Ausrede dafür zurechtzulegen,
dass sie über Nacht die Stadt verließ. Doch vor Aufregung fiel ihr einfach kein
Vorwand ein. Immerhin war dies das erste Mal, dass ihre Ermittlungsarbeit sie
so weit von zu Hause fortführte, und sie konnte sich nichts vorstellen, was
sie lieber getan hätte, als mit Bragg eine Reise zu unternehmen, um
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